euch von denen Umbstreichern nicht auch et- was extraordinaires wissend? Andreas ant- wortete: Jhro hoch-Gräfliche Excellentz, von dergleichen betrügerischen Umbziehern finden sich die Menge, ich habe ihr Wesen aus Un- wissenheit nicht so genau untersucht, als was ich dann und wann gesehen und gehöret habe. Der General sagte: Es sey euch erlaubet ei- nige dergleichen unnützes Gesindel vorzufüh- ren. Andreas machte seinen Reverentz, sa- gende: Es war vor einigen Jahren ein sonst nicht unerfahrner Chirurgus, der verkleidete sich in ein Ziegeuner-Habit, ritt zu Pferde auf den Ring-oder Marckt-Platz, und nahm de- nen Leuthen die faulen und wehthuende Zähne aus, lange Zeit hernach, weiln er von guten Ansehen und alt war, gab er sich vor einen Artzt aus, hatte auch unterschiedenen Hülff- suchenden mit guten und ersprießlichen Rath beygestanden, dahero einige in die Gedancken kamen, er müste einen Spiritum familiarem haben, dieser als ein guter Schnacke solches vernehmende, läst durch seinen Bedienten ih- me ein paar Molcken-Diebe oder Sommer- Vögel auffangen, versperret sie in ein Glaß, wie nun viel Leuthe bey ihme seyn, hat er sein Handthieren mit dem Glase, öffnet solches, siehe da flogen die weisen Spiritus in den Zim-
mer
euch von denen Umbſtreichern nicht auch et- was extraordinaires wiſſend? Andreas ant- wortete: Jhro hoch-Graͤfliche Excellentz, von dergleichen betruͤgeriſchen Umbziehern finden ſich die Menge, ich habe ihr Weſen aus Un- wiſſenheit nicht ſo genau unterſucht, als was ich dann und wann geſehen und gehoͤret habe. Der General ſagte: Es ſey euch erlaubet ei- nige dergleichen unnuͤtzes Geſindel vorzufuͤh- ren. Andreas machte ſeinen Reverentz, ſa- gende: Es war vor einigen Jahren ein ſonſt nicht unerfahrner Chirurgus, der verkleidete ſich in ein Ziegeuner-Habit, ritt zu Pferde auf den Ring-oder Marckt-Platz, und nahm de- nen Leuthen die faulen und wehthuende Zaͤhne aus, lange Zeit hernach, weiln er von guten Anſehen und alt war, gab er ſich vor einen Artzt aus, hatte auch unterſchiedenen Huͤlff- ſuchenden mit guten und erſprießlichen Rath beygeſtanden, dahero einige in die Gedancken kamen, er muͤſte einen Spiritum familiarem haben, dieſer als ein guter Schnacke ſolches vernehmende, laͤſt durch ſeinen Bedienten ih- me ein paar Molcken-Diebe oder Sommer- Voͤgel auffangen, verſperret ſie in ein Glaß, wie nun viel Leuthe bey ihme ſeyn, hat er ſein Handthieren mit dem Glaſe, oͤffnet ſolches, ſiehe da flogen die weiſen Spiritus in den Zim-
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euch von denen Umbſtreichern nicht auch et-
was extraordinaires wiſſend? Andreas ant-
wortete: Jhro hoch-Graͤfliche Excellentz, von
dergleichen betruͤgeriſchen Umbziehern finden
ſich die Menge, ich habe ihr Weſen aus Un-
wiſſenheit nicht ſo genau unterſucht, als was
ich dann und wann geſehen und gehoͤret habe.
Der General ſagte: Es ſey euch erlaubet ei-
nige dergleichen unnuͤtzes Geſindel vorzufuͤh-
ren. Andreas machte ſeinen Reverentz, ſa-
gende: Es war vor einigen Jahren ein ſonſt
nicht unerfahrner Chirurgus, der verkleidete
ſich in ein Ziegeuner-Habit, ritt zu Pferde auf
den Ring-oder Marckt-Platz, und nahm de-
nen Leuthen die faulen und wehthuende Zaͤhne
aus, lange Zeit hernach, weiln er von guten
Anſehen und alt war, gab er ſich vor einen
Artzt aus, hatte auch unterſchiedenen Huͤlff-
ſuchenden mit guten und erſprießlichen Rath
beygeſtanden, dahero einige in die Gedancken
kamen, er muͤſte einen Spiritum familiarem
haben, dieſer als ein guter Schnacke ſolches
vernehmende, laͤſt durch ſeinen Bedienten ih-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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