Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

seelig in dieser Welt-bekannten Stadt Vene-
dig, denen lieben Jnnwohnern einig Anden-
cken meiner nach meinen Abreisen, welches
nun bald geschehen möchte, zu hinterlassen.
Es ist wohl bey einigen Nachsinnlichen die
Muthmaßung entstanden, es wäre doch ein
grosses, dergleichen Spesen vor sein Plaisir an-
deren eine Lust zu machen, ohne einige Gegen-
Vergeltung zu thun, ich müste den Lapidem
Philosophorum,
oder ein grosses Particulare
haben. Jch gestehe aber vor euch allesammt,
daß ich weder das Erste besitze, noch das Ande-
re kundig bin, alleine, daß ich vortreffliche, herr-
liche und kostbahre Artzeneyen habe, das ist
wahr, und deren Quantität ist so wenig, daß
ich kaum vor mich und meine Leuthe genung
übrig haben werde, weswegen aus erfolgen-
den Mangel, ich jemanden kaum etwas werde
können zu lassen; Dannenhero ich nach mei-
ner Abreise durch deren Zubereiten mir einen
neuen Vorrath anschaffen muß, wann ich
so dann solche verkaufft habe, pflege ich wie
hier geschehen, mir eine Lust, durch ander
Leuthe Vergnügen zu machen: Was ge-
schicht; die Zeit über als er noch in Venedig
verblieb, besuchten ihn viel grosse Herren aus
dem Senat, Adelschafft und Frembden, umb
etwas von seinen Artzeneyen zu erlangen, wie

ich
B b 2

ſeelig in dieſer Welt-bekannten Stadt Vene-
dig, denen lieben Jnnwohnern einig Anden-
cken meiner nach meinen Abreiſen, welches
nun bald geſchehen moͤchte, zu hinterlaſſen.
Es iſt wohl bey einigen Nachſinnlichen die
Muthmaßung entſtanden, es waͤre doch ein
groſſes, dergleichen Speſen vor ſein Plaiſir an-
deren eine Luſt zu machen, ohne einige Gegen-
Vergeltung zu thun, ich muͤſte den Lapidem
Philoſophorum,
oder ein groſſes Particulare
haben. Jch geſtehe aber vor euch alleſammt,
daß ich weder das Erſte beſitze, noch das Ande-
re kundig bin, alleine, daß ich vortreffliche, herr-
liche und koſtbahre Artzeneyen habe, das iſt
wahr, und deren Quantitaͤt iſt ſo wenig, daß
ich kaum vor mich und meine Leuthe genung
uͤbrig haben werde, weswegen aus erfolgen-
den Mangel, ich jemanden kaum etwas werde
koͤnnen zu laſſen; Dannenhero ich nach mei-
ner Abreiſe durch deren Zubereiten mir einen
neuen Vorrath anſchaffen muß, wann ich
ſo dann ſolche verkaufft habe, pflege ich wie
hier geſchehen, mir eine Luſt, durch ander
Leuthe Vergnuͤgen zu machen: Was ge-
ſchicht; die Zeit uͤber als er noch in Venedig
verblieb, beſuchten ihn viel groſſe Herren aus
dem Senat, Adelſchafft und Frembden, umb
etwas von ſeinen Artzeneyen zu erlangen, wie

ich
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0403" n="387"/>
&#x017F;eelig in die&#x017F;er Welt-bekannten Stadt Vene-<lb/>
dig, denen lieben Jnnwohnern einig Anden-<lb/>
cken meiner nach meinen Abrei&#x017F;en, welches<lb/>
nun bald ge&#x017F;chehen mo&#x0364;chte, zu hinterla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es i&#x017F;t wohl bey einigen Nach&#x017F;innlichen die<lb/>
Muthmaßung ent&#x017F;tanden, es wa&#x0364;re doch ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es, dergleichen <hi rendition="#aq">Spe&#x017F;</hi>en vor &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> an-<lb/>
deren eine Lu&#x017F;t zu machen, ohne einige Gegen-<lb/>
Vergeltung zu thun, ich mu&#x0364;&#x017F;te den <hi rendition="#aq">Lapidem<lb/>
Philo&#x017F;ophorum,</hi> oder ein gro&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">Particulare</hi><lb/>
haben. Jch ge&#x017F;tehe aber vor euch alle&#x017F;ammt,<lb/>
daß ich weder das Er&#x017F;te be&#x017F;itze, noch das Ande-<lb/>
re kundig bin, alleine, daß ich vortreffliche, herr-<lb/>
liche und ko&#x017F;tbahre Artzeneyen habe, das i&#x017F;t<lb/>
wahr, und deren <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t i&#x017F;t &#x017F;o wenig, daß<lb/>
ich kaum vor mich und meine Leuthe genung<lb/>
u&#x0364;brig haben werde, weswegen aus erfolgen-<lb/>
den Mangel, ich jemanden kaum etwas werde<lb/>
ko&#x0364;nnen zu la&#x017F;&#x017F;en; Dannenhero ich nach mei-<lb/>
ner Abrei&#x017F;e durch deren Zubereiten mir einen<lb/>
neuen Vorrath an&#x017F;chaffen muß, wann ich<lb/>
&#x017F;o dann &#x017F;olche verkaufft habe, pflege ich wie<lb/>
hier ge&#x017F;chehen, mir eine Lu&#x017F;t, durch ander<lb/>
Leuthe Vergnu&#x0364;gen zu machen: Was ge-<lb/>
&#x017F;chicht; die Zeit u&#x0364;ber als er noch in Venedig<lb/>
verblieb, be&#x017F;uchten ihn viel gro&#x017F;&#x017F;e Herren aus<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Senat,</hi> Adel&#x017F;chafft und Frembden, umb<lb/>
etwas von &#x017F;einen Artzeneyen zu erlangen, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0403] ſeelig in dieſer Welt-bekannten Stadt Vene- dig, denen lieben Jnnwohnern einig Anden- cken meiner nach meinen Abreiſen, welches nun bald geſchehen moͤchte, zu hinterlaſſen. Es iſt wohl bey einigen Nachſinnlichen die Muthmaßung entſtanden, es waͤre doch ein groſſes, dergleichen Speſen vor ſein Plaiſir an- deren eine Luſt zu machen, ohne einige Gegen- Vergeltung zu thun, ich muͤſte den Lapidem Philoſophorum, oder ein groſſes Particulare haben. Jch geſtehe aber vor euch alleſammt, daß ich weder das Erſte beſitze, noch das Ande- re kundig bin, alleine, daß ich vortreffliche, herr- liche und koſtbahre Artzeneyen habe, das iſt wahr, und deren Quantitaͤt iſt ſo wenig, daß ich kaum vor mich und meine Leuthe genung uͤbrig haben werde, weswegen aus erfolgen- den Mangel, ich jemanden kaum etwas werde koͤnnen zu laſſen; Dannenhero ich nach mei- ner Abreiſe durch deren Zubereiten mir einen neuen Vorrath anſchaffen muß, wann ich ſo dann ſolche verkaufft habe, pflege ich wie hier geſchehen, mir eine Luſt, durch ander Leuthe Vergnuͤgen zu machen: Was ge- ſchicht; die Zeit uͤber als er noch in Venedig verblieb, beſuchten ihn viel groſſe Herren aus dem Senat, Adelſchafft und Frembden, umb etwas von ſeinen Artzeneyen zu erlangen, wie ich B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/403
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/403>, abgerufen am 10.06.2024.