zwey Meilen von Carnia, woselbst sie ihr Nacht-Lager auffschlugen. Der General fieng an und sprach, es ist noch Zeit genung die Steine zu suchen, weil wir auf den Dis- cours von denen Quacksalbern und Marckt- Schreyern gerathen sind, errinnere ich mich einer sonderlich-und sehr vortheilhaffter Be- gebenheit, die in meinen Reisen in Venedig vorgieng, es kam ein ansehnlicher Mann mit einen grossen Comitat Bedienten nach Ve- nedig, und bey Ansuchung sich auf den S. Marcus Platz mit Lust-Spielen nach Mittag zu divertiren, und denen Zuschauern einiges Vergnügen zu machen, erhielt er von der Signoria, seinen Auditoribus und Spectato- ribus eine Lust zu zeigen. Was geschach, die- ser Mann spielte mit seinen Assiciatis fast bey vier Wochen lang unterschiedene Vorstellung und Comoedien, so, daß täglich sich die Spe- ctatores mehrten, nach verflossener Zeit sagte er: Meine Herren Spectatores, ich verneh- me, daß dieselben sich verwundern, wie und warumb ich täglich, ihnen mit allerhand Di- vertissementen ohne einige Spesen und Zah- lung so viel Ergötzung mache? ich muß wohl zu gestehen, daß ich mit so viel Bedienten täglich und biß hieher grosse Unkosten und Ausgaben gethan habe, allein das ist vor mein Vermögen ein schlechtes, ich achte mich glück-
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zwey Meilen von Carnia, woſelbſt ſie ihr Nacht-Lager auffſchlugen. Der General fieng an und ſprach, es iſt noch Zeit genung die Steine zu ſuchen, weil wir auf den Dis- cours von denen Quackſalbern und Marckt- Schreyern gerathen ſind, errinnere ich mich einer ſonderlich-und ſehr vortheilhaffter Be- gebenheit, die in meinen Reiſen in Venedig vorgieng, es kam ein anſehnlicher Mann mit einen groſſen Comitat Bedienten nach Ve- nedig, und bey Anſuchung ſich auf den S. Marcus Platz mit Luſt-Spielen nach Mittag zu divertiren, und denen Zuſchauern einiges Vergnuͤgen zu machen, erhielt er von der Signoria, ſeinen Auditoribus und Spectato- ribus eine Luſt zu zeigen. Was geſchach, die- ſer Mann ſpielte mit ſeinen Asſiciatis faſt bey vier Wochen lang unterſchiedene Vorſtellung und Comœdien, ſo, daß taͤglich ſich die Spe- ctatores mehrten, nach verfloſſener Zeit ſagte er: Meine Herren Spectatores, ich verneh- me, daß dieſelben ſich verwundern, wie und warumb ich taͤglich, ihnen mit allerhand Di- vertiſſementen ohne einige Speſen und Zah- lung ſo viel Ergoͤtzung mache? ich muß wohl zu geſtehen, daß ich mit ſo viel Bedienten taͤglich und biß hieher groſſe Unkoſten und Ausgaben gethan habe, allein das iſt vor mein Vermoͤgen ein ſchlechtes, ich achte mich gluͤck-
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zwey Meilen von Carnia, woſelbſt ſie ihr
Nacht-Lager auffſchlugen. Der General
fieng an und ſprach, es iſt noch Zeit genung
die Steine zu ſuchen, weil wir auf den Dis-
cours von denen Quackſalbern und Marckt-
Schreyern gerathen ſind, errinnere ich mich
einer ſonderlich-und ſehr vortheilhaffter Be-
gebenheit, die in meinen Reiſen in Venedig
vorgieng, es kam ein anſehnlicher Mann mit
einen groſſen Comitat Bedienten nach Ve-
nedig, und bey Anſuchung ſich auf den S.
Marcus Platz mit Luſt-Spielen nach Mittag
zu divertiren, und denen Zuſchauern einiges
Vergnuͤgen zu machen, erhielt er von der
Signoria, ſeinen Auditoribus und Spectato-
ribus eine Luſt zu zeigen. Was geſchach, die-
ſer Mann ſpielte mit ſeinen Asſiciatis faſt bey
vier Wochen lang unterſchiedene Vorſtellung
und Comœdien, ſo, daß taͤglich ſich die Spe-
ctatores mehrten, nach verfloſſener Zeit ſagte
er: Meine Herren Spectatores, ich verneh-
me, daß dieſelben ſich verwundern, wie und
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lung ſo viel Ergoͤtzung mache? ich muß wohl
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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