Reckeln, Lümmeln, Schurcken, Holuncken und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und andere schöne nachahmende Bierschlüffels- Formelchen, die ich wegen selbst-gehörter Vorführung nicht nennen will, die rechte Vertrauligkeit vorstellet; Da denn bey Zu- schleichender Trunckenheit an statt des Kußes eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller- hand Schlägereyen, und offtere Wunden und Entleibung entstehen. Eckarth sprach: Mei- ne Herren Söhne, mir ist gar lieb daß ihr auf diesen Vortrag kommen seyd, damit können wir die noch übrige Abend-Zeit wohl vertrei- ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati- vam behauptet, so wird ihn die Formula des Brüderschafft-Trinckens wohl wissend seyn, und zumahln der Verstand der Sache die be- ste Erklährung gibt, als ersuche ich ihn Herr Siegfried freundlich, derselbe beliebe uns oh- ne Verdruß solche liebreichst vorzustellen. Siegfried antwortete; wie der Herr Vater befiehlt, gehorsame ich ohne einigen Chagrin, zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen nicht unwissend ist, und ich und mein lieber Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut- achten, desto eher den Austrag unsers Vor- trags erhalten werden. Wann zwenen Per- sonen oder mehr, sich in Brüderschafft einzu-
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Reckeln, Luͤmmeln, Schurcken, Holuncken und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und andere ſchoͤne nachahmende Bierſchluͤffels- Formelchen, die ich wegen ſelbſt-gehoͤrter Vorfuͤhrung nicht nennen will, die rechte Vertrauligkeit vorſtellet; Da denn bey Zu- ſchleichender Trunckenheit an ſtatt des Kußes eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller- hand Schlaͤgereyen, und offtere Wunden und Entleibung entſtehen. Eckarth ſprach: Mei- ne Herren Soͤhne, mir iſt gar lieb daß ihr auf dieſen Vortrag kommen ſeyd, damit koͤnnen wir die noch uͤbrige Abend-Zeit wohl vertrei- ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati- vam behauptet, ſo wird ihn die Formula des Bruͤderſchafft-Trinckens wohl wiſſend ſeyn, und zumahln der Verſtand der Sache die be- ſte Erklaͤhrung gibt, als erſuche ich ihn Herr Siegfried freundlich, derſelbe beliebe uns oh- ne Verdruß ſolche liebreichſt vorzuſtellen. Siegfried antwortete; wie der Herr Vater befiehlt, gehorſame ich ohne einigen Chagrin, zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen nicht unwiſſend iſt, und ich und mein lieber Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut- achten, deſto eher den Austrag unſers Vor- trags erhalten werden. Wann zwenen Per- ſonen oder mehr, ſich in Bruͤderſchafft einzu-
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Reckeln, Luͤmmeln, Schurcken, Holuncken
und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und
andere ſchoͤne nachahmende Bierſchluͤffels-
Formelchen, die ich wegen ſelbſt-gehoͤrter
Vorfuͤhrung nicht nennen will, die rechte
Vertrauligkeit vorſtellet; Da denn bey Zu-
ſchleichender Trunckenheit an ſtatt des Kußes
eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller-
hand Schlaͤgereyen, und offtere Wunden und
Entleibung entſtehen. Eckarth ſprach: Mei-
ne Herren Soͤhne, mir iſt gar lieb daß ihr auf
dieſen Vortrag kommen ſeyd, damit koͤnnen
wir die noch uͤbrige Abend-Zeit wohl vertrei-
ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati-
vam behauptet, ſo wird ihn die Formula des
Bruͤderſchafft-Trinckens wohl wiſſend ſeyn,
und zumahln der Verſtand der Sache die be-
ſte Erklaͤhrung gibt, als erſuche ich ihn Herr
Siegfried freundlich, derſelbe beliebe uns oh-
ne Verdruß ſolche liebreichſt vorzuſtellen.
Siegfried antwortete; wie der Herr Vater
befiehlt, gehorſame ich ohne einigen Chagrin,
zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen
nicht unwiſſend iſt, und ich und mein lieber
Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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