Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Discursen auch das Brüderschafft-Trincken
vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten
will, es sey nichts vergnüglichers, als wann
gute Freunde sich gleichsam durch einen
Trunck ver-Brüderten, da man denn desto
vertraulicher miteinander umbgehen könte,
und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le-
gen dörffte, man hätte auch gute Freunde die
einem in Nothfall beyständen, und so man ja
abwesend von jemanden traducirt würde, dem
ein Capistrum anlegten, Summa: Was ei-
nen in der Welt vergnügen könte, wäre bey
dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha-
be ihm obstatt und das Contrarium, durch
die ihme selbst bekannte Exempel gehalten:
Es ist nicht ohne, daß man mit einen sonst
wohl-geübten und probirten Freunde, wie
auch Professions-Verwandten eine Cordiale
Verbrüderung mache, nicht eben durch einen
Trunck Wein oder Bier, sondern durch ver-
trauliche Conferentz und Rathschlagung.
Alleine, daß man mit den Wein- und Bier-
Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher
Kuh-Soff eingeschencket wird, die verknüpf-
fende Brüderschafft, nicht allein seines glei-
chen, sondern auch hohen und niedrigen zum
offtern unbekannten Personen zusaufft, und
hernach wie es fast ein Gebrauch worden, mit

Re-
X 4

Discurſen auch das Bruͤderſchafft-Trincken
vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten
will, es ſey nichts vergnuͤglichers, als wann
gute Freunde ſich gleichſam durch einen
Trunck ver-Bruͤderten, da man denn deſto
vertraulicher miteinander umbgehen koͤnte,
und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le-
gen doͤrffte, man haͤtte auch gute Freunde die
einem in Nothfall beyſtaͤnden, und ſo man ja
abweſend von jemanden traducirt wuͤrde, dem
ein Capiſtrum anlegten, Summa: Was ei-
nen in der Welt vergnuͤgen koͤnte, waͤre bey
dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha-
be ihm obſtatt und das Contrarium, durch
die ihme ſelbſt bekannte Exempel gehalten:
Es iſt nicht ohne, daß man mit einen ſonſt
wohl-geuͤbten und probirten Freunde, wie
auch Profesſions-Verwandten eine Cordiale
Verbruͤderung mache, nicht eben durch einen
Trunck Wein oder Bier, ſondern durch ver-
trauliche Conferentz und Rathſchlagung.
Alleine, daß man mit den Wein- und Bier-
Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher
Kuh-Soff eingeſchencket wird, die verknuͤpf-
fende Bruͤderſchafft, nicht allein ſeines glei-
chen, ſondern auch hohen und niedrigen zum
offtern unbekannten Perſonen zuſaufft, und
hernach wie es faſt ein Gebrauch worden, mit

Re-
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0343" n="327"/><hi rendition="#aq">Discur&#x017F;</hi>en auch das Bru&#x0364;der&#x017F;chafft-Trincken<lb/>
vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten<lb/>
will, es &#x017F;ey nichts vergnu&#x0364;glichers, als wann<lb/>
gute Freunde &#x017F;ich gleich&#x017F;am durch einen<lb/>
Trunck ver-Bru&#x0364;derten, da man denn de&#x017F;to<lb/>
vertraulicher miteinander umbgehen ko&#x0364;nte,<lb/>
und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le-<lb/>
gen do&#x0364;rffte, man ha&#x0364;tte auch gute Freunde die<lb/>
einem in Nothfall bey&#x017F;ta&#x0364;nden, und &#x017F;o man ja<lb/>
abwe&#x017F;end von jemanden <hi rendition="#aq">traduci</hi>rt wu&#x0364;rde, dem<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Capi&#x017F;trum</hi> anlegten, <hi rendition="#aq">Summa:</hi> Was ei-<lb/>
nen in der Welt vergnu&#x0364;gen ko&#x0364;nte, wa&#x0364;re bey<lb/>
dergleichen <hi rendition="#aq">Amitie</hi> gefunden. Jch aber ha-<lb/>
be ihm ob&#x017F;tatt und das <hi rendition="#aq">Contrarium,</hi> durch<lb/>
die ihme &#x017F;elb&#x017F;t bekannte Exempel gehalten:<lb/>
Es i&#x017F;t nicht ohne, daß man mit einen &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
wohl-geu&#x0364;bten und <hi rendition="#aq">probi</hi>rten Freunde, wie<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Profes&#x017F;ion</hi>s-Verwandten eine <hi rendition="#aq">Cordial</hi>e<lb/>
Verbru&#x0364;derung mache, nicht eben durch einen<lb/>
Trunck Wein oder Bier, &#x017F;ondern durch ver-<lb/>
trauliche <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz und Rath&#x017F;chlagung.<lb/>
Alleine, daß man mit den Wein- und Bier-<lb/>
Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher<lb/>
Kuh-Soff einge&#x017F;chencket wird, die verknu&#x0364;pf-<lb/>
fende Bru&#x0364;der&#x017F;chafft, nicht allein &#x017F;eines glei-<lb/>
chen, &#x017F;ondern auch hohen und niedrigen zum<lb/>
offtern unbekannten Per&#x017F;onen zu&#x017F;aufft, und<lb/>
hernach wie es fa&#x017F;t ein Gebrauch worden, mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Re-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0343] Discurſen auch das Bruͤderſchafft-Trincken vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten will, es ſey nichts vergnuͤglichers, als wann gute Freunde ſich gleichſam durch einen Trunck ver-Bruͤderten, da man denn deſto vertraulicher miteinander umbgehen koͤnte, und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le- gen doͤrffte, man haͤtte auch gute Freunde die einem in Nothfall beyſtaͤnden, und ſo man ja abweſend von jemanden traducirt wuͤrde, dem ein Capiſtrum anlegten, Summa: Was ei- nen in der Welt vergnuͤgen koͤnte, waͤre bey dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha- be ihm obſtatt und das Contrarium, durch die ihme ſelbſt bekannte Exempel gehalten: Es iſt nicht ohne, daß man mit einen ſonſt wohl-geuͤbten und probirten Freunde, wie auch Profesſions-Verwandten eine Cordiale Verbruͤderung mache, nicht eben durch einen Trunck Wein oder Bier, ſondern durch ver- trauliche Conferentz und Rathſchlagung. Alleine, daß man mit den Wein- und Bier- Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher Kuh-Soff eingeſchencket wird, die verknuͤpf- fende Bruͤderſchafft, nicht allein ſeines glei- chen, ſondern auch hohen und niedrigen zum offtern unbekannten Perſonen zuſaufft, und hernach wie es faſt ein Gebrauch worden, mit Re- X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/343
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/343>, abgerufen am 22.11.2024.