Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

lassen gesinnet sind, so geschiehet es entweder
sitzend, stehend, oder wann sie aufs Verbind-
lichste seyn soll, kniend; wann nun der eine von
den andern dergleichen Verbindung verlan-
get, ist der erstere Vortrag, Monsr. nachdem
wir einige Zeit unterschiedene Liebes-Com-
pagni
en zusammen frequentirt haben, und
ich aus unser Conversation eine sonderliche
Harmonie und Amitie verspühret, als zwin-
get mich meine Zuneigung zu ihm dieses Glaß
Wein (oder Bier) auff gute Vertraulichkeit
und Freundschafft zu zu bringen, der andere
versetzt, Monsr. ich weiß nicht wie ich darzu
komme, doch nehme ich solches mit gleicher
Gemüths-Affection an, nicht zweiffelnde:
Derselbe werde sich, als wie ich auch zu thun
verspreche, gegen mir, als ein vertrauter
Freund aufführen. Nachdem der Zubrin-
ger sein Glaß ausgetruncken hat, stürtzt er
das Glaß umb auf den Nagel des Daumens,
zum Zeugniß, daß er es völlig ut ne gutta su-
per sit
ausgetruncken habe, hiemit lässet er
es wieder einschencken, und überreichet es den
andern, der thut es mit gleicher Ceremonie
Bescheid, der Erstere nimbt wieder ein Glaß
voll des anwesenden Trancks, trincktes den
andern wieder zu, auff beständige Brüder-
schafft mit beteurter Versicherung, womit sie

bey-
X 5

laſſen geſinnet ſind, ſo geſchiehet es entweder
ſitzend, ſtehend, oder wann ſie aufs Verbind-
lichſte ſeyn ſoll, kniend; wann nun der eine von
den andern dergleichen Verbindung verlan-
get, iſt der erſtere Vortrag, Monſr. nachdem
wir einige Zeit unterſchiedene Liebes-Com-
pagni
en zuſammen frequentirt haben, und
ich aus unſer Converſation eine ſonderliche
Harmonie und Amitie verſpuͤhret, als zwin-
get mich meine Zuneigung zu ihm dieſes Glaß
Wein (oder Bier) auff gute Vertraulichkeit
und Freundſchafft zu zu bringen, der andere
verſetzt, Monſr. ich weiß nicht wie ich darzu
komme, doch nehme ich ſolches mit gleicher
Gemuͤths-Affection an, nicht zweiffelnde:
Derſelbe werde ſich, als wie ich auch zu thun
verſpreche, gegen mir, als ein vertrauter
Freund auffuͤhren. Nachdem der Zubrin-
ger ſein Glaß ausgetruncken hat, ſtuͤrtzt er
das Glaß umb auf den Nagel des Daumens,
zum Zeugniß, daß er es voͤllig ut ne gutta ſu-
per ſit
ausgetruncken habe, hiemit laͤſſet er
es wieder einſchencken, und uͤberreichet es den
andern, der thut es mit gleicher Ceremonie
Beſcheid, der Erſtere nimbt wieder ein Glaß
voll des anweſenden Trancks, trincktes den
andern wieder zu, auff beſtaͤndige Bruͤder-
ſchafft mit beteurter Verſicherung, womit ſie

bey-
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0345" n="329"/>
la&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;innet &#x017F;ind, &#x017F;o ge&#x017F;chiehet es entweder<lb/>
&#x017F;itzend, &#x017F;tehend, oder wann &#x017F;ie aufs Verbind-<lb/>
lich&#x017F;te &#x017F;eyn &#x017F;oll, kniend; wann nun der eine von<lb/>
den andern dergleichen Verbindung verlan-<lb/>
get, i&#x017F;t der er&#x017F;tere Vortrag, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;r.</hi> nachdem<lb/>
wir einige Zeit unter&#x017F;chiedene Liebes-<hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pagni</hi>en zu&#x017F;ammen <hi rendition="#aq">frequenti</hi>rt haben, und<lb/>
ich aus un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> eine &#x017F;onderliche<lb/><hi rendition="#aq">Harmonie</hi> und <hi rendition="#aq">Amitie</hi> ver&#x017F;pu&#x0364;hret, als zwin-<lb/>
get mich meine Zuneigung zu ihm die&#x017F;es Glaß<lb/>
Wein (oder Bier) auff gute Vertraulichkeit<lb/>
und Freund&#x017F;chafft zu zu bringen, der andere<lb/>
ver&#x017F;etzt, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;r.</hi> ich weiß nicht wie ich darzu<lb/>
komme, doch nehme ich &#x017F;olches mit gleicher<lb/>
Gemu&#x0364;ths-<hi rendition="#aq">Affection</hi> an, nicht zweiffelnde:<lb/>
Der&#x017F;elbe werde &#x017F;ich, als wie ich auch zu thun<lb/>
ver&#x017F;preche, gegen mir, als ein vertrauter<lb/>
Freund auffu&#x0364;hren. Nachdem der Zubrin-<lb/>
ger &#x017F;ein Glaß ausgetruncken hat, &#x017F;tu&#x0364;rtzt er<lb/>
das Glaß umb auf den Nagel des Daumens,<lb/>
zum Zeugniß, daß er es vo&#x0364;llig <hi rendition="#aq">ut ne gutta &#x017F;u-<lb/>
per &#x017F;it</hi> ausgetruncken habe, hiemit la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er<lb/>
es wieder ein&#x017F;chencken, und u&#x0364;berreichet es den<lb/>
andern, der thut es mit gleicher <hi rendition="#aq">Ceremonie</hi><lb/>
Be&#x017F;cheid, der Er&#x017F;tere nimbt wieder ein Glaß<lb/>
voll des anwe&#x017F;enden Trancks, trincktes den<lb/>
andern wieder zu, auff be&#x017F;ta&#x0364;ndige Bru&#x0364;der-<lb/>
&#x017F;chafft mit beteurter Ver&#x017F;icherung, womit &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">bey-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0345] laſſen geſinnet ſind, ſo geſchiehet es entweder ſitzend, ſtehend, oder wann ſie aufs Verbind- lichſte ſeyn ſoll, kniend; wann nun der eine von den andern dergleichen Verbindung verlan- get, iſt der erſtere Vortrag, Monſr. nachdem wir einige Zeit unterſchiedene Liebes-Com- pagnien zuſammen frequentirt haben, und ich aus unſer Converſation eine ſonderliche Harmonie und Amitie verſpuͤhret, als zwin- get mich meine Zuneigung zu ihm dieſes Glaß Wein (oder Bier) auff gute Vertraulichkeit und Freundſchafft zu zu bringen, der andere verſetzt, Monſr. ich weiß nicht wie ich darzu komme, doch nehme ich ſolches mit gleicher Gemuͤths-Affection an, nicht zweiffelnde: Derſelbe werde ſich, als wie ich auch zu thun verſpreche, gegen mir, als ein vertrauter Freund auffuͤhren. Nachdem der Zubrin- ger ſein Glaß ausgetruncken hat, ſtuͤrtzt er das Glaß umb auf den Nagel des Daumens, zum Zeugniß, daß er es voͤllig ut ne gutta ſu- per ſit ausgetruncken habe, hiemit laͤſſet er es wieder einſchencken, und uͤberreichet es den andern, der thut es mit gleicher Ceremonie Beſcheid, der Erſtere nimbt wieder ein Glaß voll des anweſenden Trancks, trincktes den andern wieder zu, auff beſtaͤndige Bruͤder- ſchafft mit beteurter Verſicherung, womit ſie bey- X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/345
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/345>, abgerufen am 18.05.2024.