hat, seine Besoldete und Unterthanen nach ei- genen Gefallen tractiren will, und damit blei- bet alles zurück, ein jeder wird seines Amtes halben Rechenschafft geben müssen. Allein, wie mancher Handwercks-Bursch und Rei- sender, wird von dergleichen Bösewichtern umbgebracht, wie denn vor einigen Jahren im Lande Nieder-Schlesien vor Liegnitz, Rau- ten und Wohlau solche Bettler justificirt wor- den, und hat der eine zum Rauten über vier- tzig Morde und 30. Mord-Brände gethan zu haben, bekannt. Dahero ich sie meine wer- theste Herren Söhne, als ein getreuer Freund rathen und ermahnen will, wehrender Reise sich nicht lange von Wagen zu halten, damit sie nicht aus den rechten Weg auf den Jrr- Weg gerathen, und also in groß Unglück ge- rathen mögen. Hiermit kamen unsere Com- pagnie in das Dorff woselbst sie zu Mittag speisen und füttern wolten. Als sie nun ins Wirthshaus kamen und in die Stube traten, siehe da war ein elendes Spectacul, denn das Wirths Kind hatte das Höchste oder die schwere Noth, daß es sich ein Stein in der Er- den hätte erbarmen mögen. Eckarth nahm etwas aus seinen Feld Kistlein, gab dem Kin- de drey Tropffen davon ein, damit ermunter- te sich das Kind, und schlieff darauff ein. Die
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hat, ſeine Beſoldete und Unterthanen nach ei- genen Gefallen tractiren will, und damit blei- bet alles zuruͤck, ein jeder wird ſeines Amtes halben Rechenſchafft geben muͤſſen. Allein, wie mancher Handwercks-Burſch und Rei- ſender, wird von dergleichen Boͤſewichtern umbgebracht, wie denn vor einigen Jahren im Lande Nieder-Schleſien vor Liegnitz, Rau- ten und Wohlau ſolche Bettler juſtificirt wor- den, und hat der eine zum Rauten uͤber vier- tzig Morde und 30. Mord-Braͤnde gethan zu haben, bekannt. Dahero ich ſie meine wer- theſte Herren Soͤhne, als ein getreuer Freund rathen und ermahnen will, wehrender Reiſe ſich nicht lange von Wagen zu halten, damit ſie nicht aus den rechten Weg auf den Jrr- Weg gerathen, und alſo in groß Ungluͤck ge- rathen moͤgen. Hiermit kamen unſere Com- pagnie in das Dorff woſelbſt ſie zu Mittag ſpeiſen und fuͤttern wolten. Als ſie nun ins Wirthshaus kamen und in die Stube traten, ſiehe da war ein elendes Spectacul, denn das Wirths Kind hatte das Hoͤchſte oder die ſchwere Noth, daß es ſich ein Stein in der Er- den haͤtte erbarmen moͤgen. Eckarth nahm etwas aus ſeinen Feld Kiſtlein, gab dem Kin- de drey Tropffen davon ein, damit ermunter- te ſich das Kind, und ſchlieff darauff ein. Die
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hat, ſeine Beſoldete und Unterthanen nach ei-
genen Gefallen tractiren will, und damit blei-
bet alles zuruͤck, ein jeder wird ſeines Amtes
halben Rechenſchafft geben muͤſſen. Allein,
wie mancher Handwercks-Burſch und Rei-
ſender, wird von dergleichen Boͤſewichtern
umbgebracht, wie denn vor einigen Jahren
im Lande Nieder-Schleſien vor Liegnitz, Rau-
ten und Wohlau ſolche Bettler juſtificirt wor-
den, und hat der eine zum Rauten uͤber vier-
tzig Morde und 30. Mord-Braͤnde gethan
zu haben, bekannt. Dahero ich ſie meine wer-
theſte Herren Soͤhne, als ein getreuer Freund
rathen und ermahnen will, wehrender Reiſe
ſich nicht lange von Wagen zu halten, damit
ſie nicht aus den rechten Weg auf den Jrr-
Weg gerathen, und alſo in groß Ungluͤck ge-
rathen moͤgen. Hiermit kamen unſere Com-
pagnie in das Dorff woſelbſt ſie zu Mittag
ſpeiſen und fuͤttern wolten. Als ſie nun ins
Wirthshaus kamen und in die Stube traten,
ſiehe da war ein elendes Spectacul, denn das
Wirths Kind hatte das Hoͤchſte oder die
ſchwere Noth, daß es ſich ein Stein in der Er-
den haͤtte erbarmen moͤgen. Eckarth nahm
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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