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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Seuche ließ ein wenig nach, in einer halben
Stunde reichte er ihm wieder drey Tropffen,
da wurde dem Kinde noch besser. Der Wirth
bedanckte sich gegen Eckarthen aufs best-mög-
lichste und höflichste, als es seine Arth mit sich
brachte, und bath ihm ein wenig von der Artze-
ney umb gure Zahlung zukommen zu lassen.
Ja, antwortete Eckarth, mein Freund, ich
führe nur etwas zur Noth bey mir, doch will
ich euch etliche Tropffen hinterlassen, so auch
geschach. Als nun Eckarth den Wirth frag-
te? Aus was Ursachen es denn geschehe, daß
die Seuche das Kind so hefftig angriffe: Herr,
antwortete der Wirth, wir halten davor, die
Zähne verursachen dieses Ubel. Die Zähne
sind es nicht alleine, mein lieber Herr Wirth,
versetzte Eckarth; vielleicht werdet ihr dem
Kinde warm Brodt, in Butter gepregelte
Speisen oder Gebackenes zu essen gegeben ha-
ben, oder die Mutter wird gerne saures
essen und Brandtewein trincken. Ja Herr,
antwortete der Wirth, die Sache verhält sich
also, wie derselbe erzehlet, wir hätten uns aber
nimmermehr eingebildet, daß erwehnte Sa-
chen dem Kinde eben so viel schaden solten. Al-
lerdinges, replicirte Eckarth, lasset euch
künfftiger Zeit meine wenige Rede zur Re-
gel dienen, so wird die Kranckheit so leicht-

lich

Seuche ließ ein wenig nach, in einer halben
Stunde reichte er ihm wieder drey Tropffen,
da wurde dem Kinde noch beſſer. Der Wirth
bedanckte ſich gegen Eckarthen aufs beſt-moͤg-
lichſte und hoͤflichſte, als es ſeine Arth mit ſich
brachte, und bath ihm ein wenig von der Artze-
ney umb gure Zahlung zukommen zu laſſen.
Ja, antwortete Eckarth, mein Freund, ich
fuͤhre nur etwas zur Noth bey mir, doch will
ich euch etliche Tropffen hinterlaſſen, ſo auch
geſchach. Als nun Eckarth den Wirth frag-
te? Aus was Urſachen es denn geſchehe, daß
die Seuche das Kind ſo hefftig angriffe: Herr,
antwortete der Wirth, wir halten davor, die
Zaͤhne verurſachen dieſes Ubel. Die Zaͤhne
ſind es nicht alleine, mein lieber Herr Wirth,
verſetzte Eckarth; vielleicht werdet ihr dem
Kinde warm Brodt, in Butter gepregelte
Speiſen oder Gebackenes zu eſſen gegeben ha-
ben, oder die Mutter wird gerne ſaures
eſſen und Brandtewein trincken. Ja Herr,
antwortete der Wirth, die Sache verhaͤlt ſich
alſo, wie derſelbe erzehlet, wir haͤtten uns aber
nimmermehr eingebildet, daß erwehnte Sa-
chen dem Kinde eben ſo viel ſchaden ſolten. Al-
lerdinges, replicirte Eckarth, laſſet euch
kuͤnfftiger Zeit meine wenige Rede zur Re-
gel dienen, ſo wird die Kranckheit ſo leicht-

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[308/0324] Seuche ließ ein wenig nach, in einer halben Stunde reichte er ihm wieder drey Tropffen, da wurde dem Kinde noch beſſer. Der Wirth bedanckte ſich gegen Eckarthen aufs beſt-moͤg- lichſte und hoͤflichſte, als es ſeine Arth mit ſich brachte, und bath ihm ein wenig von der Artze- ney umb gure Zahlung zukommen zu laſſen. Ja, antwortete Eckarth, mein Freund, ich fuͤhre nur etwas zur Noth bey mir, doch will ich euch etliche Tropffen hinterlaſſen, ſo auch geſchach. Als nun Eckarth den Wirth frag- te? Aus was Urſachen es denn geſchehe, daß die Seuche das Kind ſo hefftig angriffe: Herr, antwortete der Wirth, wir halten davor, die Zaͤhne verurſachen dieſes Ubel. Die Zaͤhne ſind es nicht alleine, mein lieber Herr Wirth, verſetzte Eckarth; vielleicht werdet ihr dem Kinde warm Brodt, in Butter gepregelte Speiſen oder Gebackenes zu eſſen gegeben ha- ben, oder die Mutter wird gerne ſaures eſſen und Brandtewein trincken. Ja Herr, antwortete der Wirth, die Sache verhaͤlt ſich alſo, wie derſelbe erzehlet, wir haͤtten uns aber nimmermehr eingebildet, daß erwehnte Sa- chen dem Kinde eben ſo viel ſchaden ſolten. Al- lerdinges, replicirte Eckarth, laſſet euch kuͤnfftiger Zeit meine wenige Rede zur Re- gel dienen, ſo wird die Kranckheit ſo leicht- lich

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/324>, abgerufen am 18.05.2024.