ches die Philosophi alles in geheime Figuren und Reden der Unverständigen wegen verste- cken, unterschiedene Wissenschafften habe, und davon discuriren könte, will doch vor die- sesmahl von der Materia abschneiden, und we- gen der Universal-Medicin einige Abhand- lung thun. Diese wird allerdinges in jeden und allen Elementen, suo respectu, auf seine Arth und Weise gefunden und ausgesucht. Sie gehet dem Stein der Weisen an der Sei- te, und kan auch ohne diesen seyn, ob sie gleich beyde aus einer Materia können zubereitet werden. Aber! daß man aus allen Artzeney- en Universal-Medicamenta machen will, ist nur Thorheit und Pralerey, und wird ein sol- cher Phantaste bey klugen Leuthen ausge- lacht. Daß alle Kranckheiten ohne Adhibi- rung einiger Artzeney könne curiret werden, will ich nicht gantz und gar verneinen, lasse es an seinen Orth gestellet seyn, ob es wohl schwer zu glauben ist: Denn, wer hat jemahls den Abgrund der Natur in der Syn- und An- tipathie ergründet? Wegen der Transplan- tation, die mit denen Characteribus hier den Vorzug hat, ist es freylich eine schöne Sache, und wundert mich sehr, daß ihrer so wenig recht von derselben geschrieben haben, vielleicht ist es böser Erfolg halber geschehen. Das
Bin-
ches die Philoſophi alles in geheime Figuren und Reden der Unverſtaͤndigen wegen verſte- cken, unterſchiedene Wiſſenſchafften habe, und davon discuriren koͤnte, will doch vor die- ſesmahl von der Materia abſchneiden, und we- gen der Univerſal-Medicin einige Abhand- lung thun. Dieſe wird allerdinges in jeden und allen Elementen, ſuo reſpectu, auf ſeine Arth und Weiſe gefunden und ausgeſucht. Sie gehet dem Stein der Weiſen an der Sei- te, und kan auch ohne dieſen ſeyn, ob ſie gleich beyde aus einer Materia koͤnnen zubereitet werden. Aber! daß man aus allen Artzeney- en Univerſal-Medicamenta machen will, iſt nur Thorheit und Pralerey, und wird ein ſol- cher Phantaſte bey klugen Leuthen ausge- lacht. Daß alle Kranckheiten ohne Adhibi- rung einiger Artzeney koͤnne curiret werden, will ich nicht gantz und gar verneinen, laſſe es an ſeinen Orth geſtellet ſeyn, ob es wohl ſchwer zu glauben iſt: Denn, wer hat jemahls den Abgrund der Natur in der Syn- und An- tipathie ergruͤndet? Wegen der Transplan- tation, die mit denen Characteribus hier den Vorzug hat, iſt es freylich eine ſchoͤne Sache, und wundert mich ſehr, daß ihrer ſo wenig recht von derſelben geſchrieben haben, vielleicht iſt es boͤſer Erfolg halber geſchehen. Das
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ches die Philoſophi alles in geheime Figuren
und Reden der Unverſtaͤndigen wegen verſte-
cken, unterſchiedene Wiſſenſchafften habe,
und davon discuriren koͤnte, will doch vor die-
ſesmahl von der Materia abſchneiden, und we-
gen der Univerſal-Medicin einige Abhand-
lung thun. Dieſe wird allerdinges in jeden
und allen Elementen, ſuo reſpectu, auf ſeine
Arth und Weiſe gefunden und ausgeſucht.
Sie gehet dem Stein der Weiſen an der Sei-
te, und kan auch ohne dieſen ſeyn, ob ſie gleich
beyde aus einer Materia koͤnnen zubereitet
werden. Aber! daß man aus allen Artzeney-
en Univerſal-Medicamenta machen will, iſt
nur Thorheit und Pralerey, und wird ein ſol-
cher Phantaſte bey klugen Leuthen ausge-
lacht. Daß alle Kranckheiten ohne Adhibi-
rung einiger Artzeney koͤnne curiret werden,
will ich nicht gantz und gar verneinen, laſſe es
an ſeinen Orth geſtellet ſeyn, ob es wohl
ſchwer zu glauben iſt: Denn, wer hat jemahls
den Abgrund der Natur in der Syn- und An-
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tation, die mit denen Characteribus hier den
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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