daß der Fürst allein seyn wolte, fragte der Ge- neral-Major Kurtzheim: Ob Jhro Durchl. noch was zu befehlen hätte? Nein! antwor- tete der Fürst, als was schon befohlen ist, dem lebet nach, wormit nahmen wir allerseits un- seren Abschied. Es giengen kaum vier Wo- chen vorbey, ließ der Fürst alle Ober-Offici- rer zusammen fordern, als nun ein jeder in sei- nen besten Habit erschienen; denn der Fürst ein grosses Festin, wegen der vor dem Jahre erhaltenen Sieg-reichen Schlacht bey Lispa, halten ließ, sagte er: Liebe Getreue, an die- sen Tage solt ihr mich zuvor in die Kirche be- gleiten, und so dann nach vollbrachten Got- tes-Dienst meine lieben Gäste seyn. Wir machten unseren Reverentz und begleiteten den Fürsten zur Kirche. Nach vollendeten Gottes-Dienste, wurde Königlich tractiret, und wehrender Tafel bey denen Gesundheits- Trüncken die Stücke gelöset, vor Auftra- gung des Confects fieng der Fürst an: Was kan ich meinen Getreuen, die ihr Leben in der jährigen Schlacht eingebüsset, und meiner ho- hen Person wohl gewolt haben, heute an die- sem Tage in ihrer Grube vor eine grössere Eh- re erzeigen, als daß ich ihnen zu ihren An- dencken ein donnerndes Ehren-Gedächtniß aufführen lasse. Ließ darauff an den Artolle-
rie-
daß der Fuͤrſt allein ſeyn wolte, fragte der Ge- neral-Major Kurtzheim: Ob Jhro Durchl. noch was zu befehlen haͤtte? Nein! antwor- tete der Fuͤrſt, als was ſchon befohlen iſt, dem lebet nach, wormit nahmen wir allerſeits un- ſeren Abſchied. Es giengen kaum vier Wo- chen vorbey, ließ der Fuͤrſt alle Ober-Offici- rer zuſammen fordern, als nun ein jeder in ſei- nen beſten Habit erſchienen; denn der Fuͤrſt ein groſſes Feſtin, wegen der vor dem Jahre erhaltenen Sieg-reichen Schlacht bey Lispa, halten ließ, ſagte er: Liebe Getreue, an die- ſen Tage ſolt ihr mich zuvor in die Kirche be- gleiten, und ſo dann nach vollbrachten Got- tes-Dienſt meine lieben Gaͤſte ſeyn. Wir machten unſeren Reverentz und begleiteten den Fuͤrſten zur Kirche. Nach vollendeten Gottes-Dienſte, wurde Koͤniglich tractiret, und wehrender Tafel bey denen Geſundheits- Truͤncken die Stuͤcke geloͤſet, vor Auftra- gung des Confects fieng der Fuͤrſt an: Was kan ich meinen Getreuen, die ihr Leben in der jaͤhrigen Schlacht eingebuͤſſet, und meiner ho- hen Perſon wohl gewolt haben, heute an die- ſem Tage in ihrer Grube vor eine groͤſſere Eh- re erzeigen, als daß ich ihnen zu ihren An- dencken ein donnerndes Ehren-Gedaͤchtniß auffuͤhren laſſe. Ließ darauff an den Artolle-
rie-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0306"n="290"/>
daß der Fuͤrſt allein ſeyn wolte, fragte der <hirendition="#aq">Ge-<lb/>
neral-Major</hi> Kurtzheim: Ob Jhro Durchl.<lb/>
noch was zu befehlen haͤtte? Nein! antwor-<lb/>
tete der Fuͤrſt, als was ſchon befohlen iſt, dem<lb/>
lebet nach, wormit nahmen wir allerſeits un-<lb/>ſeren Abſchied. Es giengen kaum vier Wo-<lb/>
chen vorbey, ließ der Fuͤrſt alle Ober-<hirendition="#aq">Offici-</hi><lb/>
rer zuſammen fordern, als nun ein jeder in ſei-<lb/>
nen beſten Habit erſchienen; denn der Fuͤrſt<lb/>
ein groſſes <hirendition="#aq">Feſtin,</hi> wegen der vor dem Jahre<lb/>
erhaltenen Sieg-reichen Schlacht bey <hirendition="#aq">Lispa,</hi><lb/>
halten ließ, ſagte er: Liebe Getreue, an die-<lb/>ſen Tage ſolt ihr mich zuvor in die Kirche be-<lb/>
gleiten, und ſo dann nach vollbrachten Got-<lb/>
tes-Dienſt meine lieben Gaͤſte ſeyn. Wir<lb/>
machten unſeren <hirendition="#aq">Reveren</hi>tz und begleiteten<lb/>
den Fuͤrſten zur Kirche. Nach vollendeten<lb/>
Gottes-Dienſte, wurde Koͤniglich <hirendition="#aq">tracti</hi>ret,<lb/>
und wehrender Tafel bey denen Geſundheits-<lb/>
Truͤncken die Stuͤcke geloͤſet, vor Auftra-<lb/>
gung des <hirendition="#aq">Confect</hi>s fieng der Fuͤrſt an: Was<lb/>
kan ich meinen Getreuen, die ihr Leben in der<lb/>
jaͤhrigen Schlacht eingebuͤſſet, und meiner ho-<lb/>
hen Perſon wohl gewolt haben, heute an die-<lb/>ſem Tage in ihrer Grube vor eine groͤſſere Eh-<lb/>
re erzeigen, als daß ich ihnen zu ihren An-<lb/>
dencken ein donnerndes Ehren-Gedaͤchtniß<lb/>
auffuͤhren laſſe. Ließ darauff an den <hirendition="#aq">Artolle-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">rie-</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[290/0306]
daß der Fuͤrſt allein ſeyn wolte, fragte der Ge-
neral-Major Kurtzheim: Ob Jhro Durchl.
noch was zu befehlen haͤtte? Nein! antwor-
tete der Fuͤrſt, als was ſchon befohlen iſt, dem
lebet nach, wormit nahmen wir allerſeits un-
ſeren Abſchied. Es giengen kaum vier Wo-
chen vorbey, ließ der Fuͤrſt alle Ober-Offici-
rer zuſammen fordern, als nun ein jeder in ſei-
nen beſten Habit erſchienen; denn der Fuͤrſt
ein groſſes Feſtin, wegen der vor dem Jahre
erhaltenen Sieg-reichen Schlacht bey Lispa,
halten ließ, ſagte er: Liebe Getreue, an die-
ſen Tage ſolt ihr mich zuvor in die Kirche be-
gleiten, und ſo dann nach vollbrachten Got-
tes-Dienſt meine lieben Gaͤſte ſeyn. Wir
machten unſeren Reverentz und begleiteten
den Fuͤrſten zur Kirche. Nach vollendeten
Gottes-Dienſte, wurde Koͤniglich tractiret,
und wehrender Tafel bey denen Geſundheits-
Truͤncken die Stuͤcke geloͤſet, vor Auftra-
gung des Confects fieng der Fuͤrſt an: Was
kan ich meinen Getreuen, die ihr Leben in der
jaͤhrigen Schlacht eingebuͤſſet, und meiner ho-
hen Perſon wohl gewolt haben, heute an die-
ſem Tage in ihrer Grube vor eine groͤſſere Eh-
re erzeigen, als daß ich ihnen zu ihren An-
dencken ein donnerndes Ehren-Gedaͤchtniß
auffuͤhren laſſe. Ließ darauff an den Artolle-
rie-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/306>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.