Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

thut er, was ich zuvor gesagt habe, sondern er
kan auch aus dem Urine erkennen, was den
Menschen künfftiger Zeit begegnen soll. Denn
neulichst war vom nähesten Dorffe meine Ge-
vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen,
und ihn umb Rath gefragt, da sagte er ihr un-
ter andern Beschwernissen, es müste sie auch ein
Hund gebissen haben. Nein! antwortete sie,
dieses ist nicht geschehen. Nun denn sagte der
Doctor, so sehet euch für, daß euch nicht, so-
bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen
möge. Sie war kaum aus des Docters Hau-
se getretten, siehe da schleicht ein Hund hinter
ihr her, und beisset ihr zwey Löcher in Fuß.
Jn Summa seines gleichen ist nicht zu finden,
doch halten wir Bauren in unseren Dorffe
nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr-
schafft dultet und schützet, ich auch von denen
ankommenden Gästen guten Genieß habe,
schweige ich auch stille darzu, ich verhoffe, die
Herren werden mich nicht verrathen, denn
mir kommt aus ihren Geberden vor, daß sie
dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth
sprach, Herr Wirth kümmert euch nicht, wir
werden schon reinen Mund halten, können
wir aber wohl mit ihm zu reden kommen,
wann wir ihn hierüber zu uns erbitten liessen?
Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann ist

so

thut er, was ich zuvor geſagt habe, ſondern er
kan auch aus dem Urine erkennen, was den
Menſchen kuͤnfftiger Zeit begegnen ſoll. Deñ
neulichſt war vom naͤheſten Dorffe meine Ge-
vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen,
und ihn umb Rath gefragt, da ſagte er ihr un-
ter andeꝛn Beſchwerniſſen, es muͤſte ſie auch ein
Hund gebiſſen haben. Nein! antwortete ſie,
dieſes iſt nicht geſchehen. Nun denn ſagte der
Doctor, ſo ſehet euch fuͤr, daß euch nicht, ſo-
bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen
moͤge. Sie war kaum aus des Docters Hau-
ſe getretten, ſiehe da ſchleicht ein Hund hinter
ihr her, und beiſſet ihr zwey Loͤcher in Fuß.
Jn Summa ſeines gleichen iſt nicht zu finden,
doch halten wir Bauren in unſeren Dorffe
nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr-
ſchafft dultet und ſchuͤtzet, ich auch von denen
ankommenden Gaͤſten guten Genieß habe,
ſchweige ich auch ſtille darzu, ich verhoffe, die
Herren werden mich nicht verrathen, denn
mir kommt aus ihren Geberden vor, daß ſie
dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth
ſprach, Herr Wirth kuͤmmert euch nicht, wir
werden ſchon reinen Mund halten, koͤnnen
wir aber wohl mit ihm zu reden kommen,
wann wir ihn hieruͤber zu uns erbitten lieſſen?
Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann iſt

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0284" n="268"/>
thut er, was ich zuvor ge&#x017F;agt habe, &#x017F;ondern er<lb/>
kan auch aus dem <hi rendition="#aq">Urin</hi>e erkennen, was den<lb/>
Men&#x017F;chen ku&#x0364;nfftiger Zeit begegnen &#x017F;oll. Den&#x0303;<lb/>
neulich&#x017F;t war vom na&#x0364;he&#x017F;ten Dorffe meine Ge-<lb/>
vatter Walpa mit ihren <hi rendition="#aq">Urin</hi> zu ihm kommen,<lb/>
und ihn umb Rath gefragt, da &#x017F;agte er ihr un-<lb/>
ter ande&#xA75B;n Be&#x017F;chwerni&#x017F;&#x017F;en, es mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie auch ein<lb/>
Hund gebi&#x017F;&#x017F;en haben. Nein! antwortete &#x017F;ie,<lb/>
die&#x017F;es i&#x017F;t nicht ge&#x017F;chehen. Nun denn &#x017F;agte der<lb/><hi rendition="#aq">Doctor,</hi> &#x017F;o &#x017F;ehet euch fu&#x0364;r, daß euch nicht, &#x017F;o-<lb/>
bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen<lb/>
mo&#x0364;ge. Sie war kaum aus des <hi rendition="#aq">Docter</hi>s Hau-<lb/>
&#x017F;e getretten, &#x017F;iehe da &#x017F;chleicht ein Hund hinter<lb/>
ihr her, und bei&#x017F;&#x017F;et ihr zwey Lo&#x0364;cher in Fuß.<lb/>
Jn <hi rendition="#aq">Summa</hi> &#x017F;eines gleichen i&#x017F;t nicht zu finden,<lb/>
doch halten wir Bauren in un&#x017F;eren Dorffe<lb/>
nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr-<lb/>
&#x017F;chafft dultet und &#x017F;chu&#x0364;tzet, ich auch von denen<lb/>
ankommenden Ga&#x0364;&#x017F;ten guten Genieß habe,<lb/>
&#x017F;chweige ich auch &#x017F;tille darzu, ich verhoffe, die<lb/>
Herren werden mich nicht verrathen, denn<lb/>
mir kommt aus ihren Geberden vor, daß &#x017F;ie<lb/>
dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth<lb/>
&#x017F;prach, Herr Wirth ku&#x0364;mmert euch nicht, wir<lb/>
werden &#x017F;chon reinen Mund halten, ko&#x0364;nnen<lb/>
wir aber wohl mit ihm zu reden kommen,<lb/>
wann wir ihn hieru&#x0364;ber zu uns erbitten lie&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0284] thut er, was ich zuvor geſagt habe, ſondern er kan auch aus dem Urine erkennen, was den Menſchen kuͤnfftiger Zeit begegnen ſoll. Deñ neulichſt war vom naͤheſten Dorffe meine Ge- vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen, und ihn umb Rath gefragt, da ſagte er ihr un- ter andeꝛn Beſchwerniſſen, es muͤſte ſie auch ein Hund gebiſſen haben. Nein! antwortete ſie, dieſes iſt nicht geſchehen. Nun denn ſagte der Doctor, ſo ſehet euch fuͤr, daß euch nicht, ſo- bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen moͤge. Sie war kaum aus des Docters Hau- ſe getretten, ſiehe da ſchleicht ein Hund hinter ihr her, und beiſſet ihr zwey Loͤcher in Fuß. Jn Summa ſeines gleichen iſt nicht zu finden, doch halten wir Bauren in unſeren Dorffe nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr- ſchafft dultet und ſchuͤtzet, ich auch von denen ankommenden Gaͤſten guten Genieß habe, ſchweige ich auch ſtille darzu, ich verhoffe, die Herren werden mich nicht verrathen, denn mir kommt aus ihren Geberden vor, daß ſie dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth ſprach, Herr Wirth kuͤmmert euch nicht, wir werden ſchon reinen Mund halten, koͤnnen wir aber wohl mit ihm zu reden kommen, wann wir ihn hieruͤber zu uns erbitten lieſſen? Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann iſt ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/284
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/284>, abgerufen am 23.11.2024.