Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

wüntsche, sofern es GOttes Wille wäre, und
sie noch leben solten, grosse Freude und Ruhm
an ihnen erleben möchten. Dieweil Jung-
fer Freymuth gegen Siegfrieden sich so wohl
gehalten hatte, wolte Jungfer Sylvia auch
nicht weniger ihre Liebe gegen Gottharten se-
hen lassen, übergab denselben ein schön Ge-
dächtnis-Band von Purpur und Gold ge-
wirckt, mit folgenden Buchstaben.

Hoch-geacht/ danckbahr macht/
sammt einem mit schönen Diamanten versetz-
ten Brust-Stück, in dessen verborgnes ihr
Contrafait aufs künstlichste eingemahlet war.
Bey empfang sagte Gotthart: Meine Her-
tzens-Schöne, die grosse Gegen. Vergeltung,
welche ich vor ein dergleichen kostbahres Ge-
schencke thun solte, würde Zweiffels ohne wie-
der geschehen, wann es die Schleunigkeit der
Reise es nicht verhinderte, doch soll solches,
wo ich anders versichert werde, daß es bey ihr
Hertz-wertheste Sylvia günstig solte angenom-
men werden, vom ersten Orth aus gleicher
Weise geschehen: Unterdessen aber sage ich
unendlich verbundnesten Danck. Unter-
thänigst bittende: meiner bey ihr allezeit in ge-
neigten Andencken seyn zu lassen; Sylvia ant-
wortete: Monsr. Gotthart nehme mit den
Wenigen vorlieb, sich versicherend haltent,

daß

wuͤntſche, ſofern es GOttes Wille waͤre, und
ſie noch leben ſolten, groſſe Freude und Ruhm
an ihnen erleben moͤchten. Dieweil Jung-
fer Freymuth gegen Siegfrieden ſich ſo wohl
gehalten hatte, wolte Jungfer Sylvia auch
nicht weniger ihre Liebe gegen Gottharten ſe-
hen laſſen, uͤbergab denſelben ein ſchoͤn Ge-
daͤchtnis-Band von Purpur und Gold ge-
wirckt, mit folgenden Buchſtaben.

Hoch-geacht/ danckbahr macht/
ſammt einem mit ſchoͤnen Diamanten verſetz-
ten Bruſt-Stuͤck, in deſſen verborgnes ihr
Contrafait aufs kuͤnſtlichſte eingemahlet war.
Bey empfang ſagte Gotthart: Meine Her-
tzens-Schoͤne, die groſſe Gegen. Vergeltung,
welche ich vor ein dergleichen koſtbahres Ge-
ſchencke thun ſolte, wuͤrde Zweiffels ohne wie-
der geſchehen, wann es die Schleunigkeit der
Reiſe es nicht verhinderte, doch ſoll ſolches,
wo ich anders verſichert werde, daß es bey ihr
Hertz-wertheſte Sylvia guͤnſtig ſolte angenom-
men werden, vom erſten Orth aus gleicher
Weiſe geſchehen: Unterdeſſen aber ſage ich
unendlich verbundneſten Danck. Unter-
thaͤnigſt bittende: meiner bey ihr allezeit in ge-
neigten Andencken ſeyn zu laſſen; Sylvia ant-
wortete: Monſr. Gotthart nehme mit den
Wenigen vorlieb, ſich verſicherend haltent,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0180" n="164"/>
wu&#x0364;nt&#x017F;che, &#x017F;ofern es GOttes Wille wa&#x0364;re, und<lb/>
&#x017F;ie noch leben &#x017F;olten, gro&#x017F;&#x017F;e Freude und Ruhm<lb/>
an ihnen erleben mo&#x0364;chten. Dieweil Jung-<lb/>
fer Freymuth gegen Siegfrieden &#x017F;ich &#x017F;o wohl<lb/>
gehalten hatte, wolte Jungfer <hi rendition="#aq">Sylvia</hi> auch<lb/>
nicht weniger ihre Liebe gegen Gottharten &#x017F;e-<lb/>
hen la&#x017F;&#x017F;en, u&#x0364;bergab den&#x017F;elben ein &#x017F;cho&#x0364;n Ge-<lb/>
da&#x0364;chtnis-Band von Purpur und Gold ge-<lb/>
wirckt, mit folgenden Buch&#x017F;taben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Hoch-geacht/ danckbahr macht/</hi><lb/>
&#x017F;ammt einem mit &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">Diamant</hi>en ver&#x017F;etz-<lb/>
ten Bru&#x017F;t-Stu&#x0364;ck, in de&#x017F;&#x017F;en verborgnes ihr<lb/><hi rendition="#aq">Contrafait</hi> aufs ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te eingemahlet war.<lb/>
Bey empfang &#x017F;agte Gotthart: Meine Her-<lb/>
tzens-Scho&#x0364;ne, die gro&#x017F;&#x017F;e Gegen. Vergeltung,<lb/>
welche ich vor ein dergleichen ko&#x017F;tbahres Ge-<lb/>
&#x017F;chencke thun &#x017F;olte, wu&#x0364;rde Zweiffels ohne wie-<lb/>
der ge&#x017F;chehen, wann es die Schleunigkeit der<lb/>
Rei&#x017F;e es nicht verhinderte, doch &#x017F;oll &#x017F;olches,<lb/>
wo ich anders ver&#x017F;ichert werde, daß es bey ihr<lb/>
Hertz-werthe&#x017F;te <hi rendition="#aq">Sylvia</hi> gu&#x0364;n&#x017F;tig &#x017F;olte angenom-<lb/>
men werden, vom er&#x017F;ten Orth aus gleicher<lb/>
Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen: Unterde&#x017F;&#x017F;en aber &#x017F;age ich<lb/>
unendlich verbundne&#x017F;ten Danck. Unter-<lb/>
tha&#x0364;nig&#x017F;t bittende: meiner bey ihr allezeit in ge-<lb/>
neigten Andencken &#x017F;eyn zu la&#x017F;&#x017F;en; <hi rendition="#aq">Sylvia</hi> ant-<lb/>
wortete: <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;r.</hi> Gotthart nehme mit den<lb/>
Wenigen vorlieb, &#x017F;ich ver&#x017F;icherend haltent,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0180] wuͤntſche, ſofern es GOttes Wille waͤre, und ſie noch leben ſolten, groſſe Freude und Ruhm an ihnen erleben moͤchten. Dieweil Jung- fer Freymuth gegen Siegfrieden ſich ſo wohl gehalten hatte, wolte Jungfer Sylvia auch nicht weniger ihre Liebe gegen Gottharten ſe- hen laſſen, uͤbergab denſelben ein ſchoͤn Ge- daͤchtnis-Band von Purpur und Gold ge- wirckt, mit folgenden Buchſtaben. Hoch-geacht/ danckbahr macht/ ſammt einem mit ſchoͤnen Diamanten verſetz- ten Bruſt-Stuͤck, in deſſen verborgnes ihr Contrafait aufs kuͤnſtlichſte eingemahlet war. Bey empfang ſagte Gotthart: Meine Her- tzens-Schoͤne, die groſſe Gegen. Vergeltung, welche ich vor ein dergleichen koſtbahres Ge- ſchencke thun ſolte, wuͤrde Zweiffels ohne wie- der geſchehen, wann es die Schleunigkeit der Reiſe es nicht verhinderte, doch ſoll ſolches, wo ich anders verſichert werde, daß es bey ihr Hertz-wertheſte Sylvia guͤnſtig ſolte angenom- men werden, vom erſten Orth aus gleicher Weiſe geſchehen: Unterdeſſen aber ſage ich unendlich verbundneſten Danck. Unter- thaͤnigſt bittende: meiner bey ihr allezeit in ge- neigten Andencken ſeyn zu laſſen; Sylvia ant- wortete: Monſr. Gotthart nehme mit den Wenigen vorlieb, ſich verſicherend haltent, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/180
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/180>, abgerufen am 07.05.2024.