daß auch den Ansehen nach das Geringste von der Gewogenheit mir zugeschicktes ich als das kostbahreste Kleinod aestimiren werde/ und dero lieb-wertheste Person wird mir nicht aus meinen Hertzen geschweige Gedancken kom- men, und wird mich keine Lust abhalten vor dero Wohlseyn täglich zu beten: Wormit Gotthart ihr einen Reverentz machte. Den dritten Tag ward zur Reise alles fertig ge- macht, der Kutscher packte auf, und nach- dem unsere Compagnie das Frück-Stücke zu sich genommen hatte, kam Solimund, mit Bitte diesen Tag noch zu verbleiben, und weiln ohnedem der Weg seinen Garten vorbey gieng, den Abend mit einer geringen Abend- Kost vorlieb zu nehmen, und so denn Mor- gens in aller Früh ihre Reise fort zu setzen; Al- leine Eckarth entschuldigte sich aufs freund- ligste, sagende: Monsr. Solimund, dessen an- gebothene Höfligkeit nehmen wir als geschehen an, Reise-Leuthe müssen nicht schwere Köpffe mit auf den Weg nehmen. Man weiß nicht was sich zutragen kan, und wenn man denn des Abends betruncken ist, wie es bey dergleichen Valet-Schmäussen pflegt herzugehen, läst es sich nicht früh wohl aufstehen. Ein guter Freund wird seinen abreisenden Freunde also mehr eine Last als Lust verursachen. Wohl
dann!
L 3
daß auch den Anſehen nach das Geringſte von der Gewogenheit mir zugeſchicktes ich als das koſtbahreſte Kleinod æſtimiren werde/ und dero lieb-wertheſte Perſon wird mir nicht aus meinen Hertzen geſchweige Gedancken kom- men, und wird mich keine Luſt abhalten vor dero Wohlſeyn taͤglich zu beten: Wormit Gotthart ihr einen Reverentz machte. Den dritten Tag ward zur Reiſe alles fertig ge- macht, der Kutſcher packte auf, und nach- dem unſere Compagnie das Fruͤck-Stuͤcke zu ſich genommen hatte, kam Solimund, mit Bitte dieſen Tag noch zu verbleiben, und weiln ohnedem der Weg ſeinen Garten vorbey gieng, den Abend mit einer geringen Abend- Koſt vorlieb zu nehmen, und ſo denn Mor- gens in aller Fruͤh ihre Reiſe fort zu ſetzen; Al- leine Eckarth entſchuldigte ſich aufs freund- ligſte, ſagende: Monſr. Solimund, deſſen an- gebothene Hoͤfligkeit nehmen wir als geſchehen an, Reiſe-Leuthe muͤſſen nicht ſchwere Koͤpffe mit auf den Weg nehmen. Man weiß nicht was ſich zutragen kan, und wenn man denn des Abends betruncken iſt, wie es bey dergleichen Valet-Schmaͤuſſen pflegt herzugehen, laͤſt es ſich nicht fruͤh wohl aufſtehen. Ein guter Freund wird ſeinen abreiſenden Freunde alſo mehr eine Laſt als Luſt verurſachen. Wohl
dann!
L 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0181"n="165"/>
daß auch den Anſehen nach das Geringſte von<lb/>
der Gewogenheit mir zugeſchicktes ich als das<lb/>
koſtbahreſte Kleinod <hirendition="#aq">æſtimi</hi>ren werde/ und<lb/>
dero lieb-wertheſte Perſon wird mir nicht aus<lb/>
meinen Hertzen geſchweige Gedancken kom-<lb/>
men, und wird mich keine Luſt abhalten vor<lb/>
dero Wohlſeyn taͤglich zu beten: Wormit<lb/>
Gotthart ihr einen <hirendition="#aq">Reveren</hi>tz machte. Den<lb/>
dritten Tag ward zur Reiſe alles fertig ge-<lb/>
macht, der Kutſcher packte auf, und nach-<lb/>
dem unſere <hirendition="#aq">Compagnie</hi> das Fruͤck-Stuͤcke zu<lb/>ſich genommen hatte, kam <hirendition="#aq">Solimund,</hi> mit<lb/>
Bitte dieſen Tag noch zu verbleiben, und weiln<lb/>
ohnedem der Weg ſeinen Garten vorbey<lb/>
gieng, den Abend mit einer geringen Abend-<lb/>
Koſt vorlieb zu nehmen, und ſo denn Mor-<lb/>
gens in aller Fruͤh ihre Reiſe fort zu ſetzen; Al-<lb/>
leine Eckarth entſchuldigte ſich aufs freund-<lb/>
ligſte, ſagende: <hirendition="#aq">Monſr. Solimund,</hi> deſſen an-<lb/>
gebothene Hoͤfligkeit nehmen wir als geſchehen<lb/>
an, Reiſe-Leuthe muͤſſen nicht ſchwere Koͤpffe<lb/>
mit auf den Weg nehmen. Man weiß nicht<lb/>
was ſich zutragen kan, und wenn man denn des<lb/>
Abends betruncken iſt, wie es bey dergleichen<lb/><hirendition="#aq">Valet-</hi>Schmaͤuſſen pflegt herzugehen, laͤſt es<lb/>ſich nicht fruͤh wohl aufſtehen. Ein guter<lb/>
Freund wird ſeinen abreiſenden Freunde alſo<lb/>
mehr eine Laſt als Luſt verurſachen. Wohl<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">dann!</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[165/0181]
daß auch den Anſehen nach das Geringſte von
der Gewogenheit mir zugeſchicktes ich als das
koſtbahreſte Kleinod æſtimiren werde/ und
dero lieb-wertheſte Perſon wird mir nicht aus
meinen Hertzen geſchweige Gedancken kom-
men, und wird mich keine Luſt abhalten vor
dero Wohlſeyn taͤglich zu beten: Wormit
Gotthart ihr einen Reverentz machte. Den
dritten Tag ward zur Reiſe alles fertig ge-
macht, der Kutſcher packte auf, und nach-
dem unſere Compagnie das Fruͤck-Stuͤcke zu
ſich genommen hatte, kam Solimund, mit
Bitte dieſen Tag noch zu verbleiben, und weiln
ohnedem der Weg ſeinen Garten vorbey
gieng, den Abend mit einer geringen Abend-
Koſt vorlieb zu nehmen, und ſo denn Mor-
gens in aller Fruͤh ihre Reiſe fort zu ſetzen; Al-
leine Eckarth entſchuldigte ſich aufs freund-
ligſte, ſagende: Monſr. Solimund, deſſen an-
gebothene Hoͤfligkeit nehmen wir als geſchehen
an, Reiſe-Leuthe muͤſſen nicht ſchwere Koͤpffe
mit auf den Weg nehmen. Man weiß nicht
was ſich zutragen kan, und wenn man denn des
Abends betruncken iſt, wie es bey dergleichen
Valet-Schmaͤuſſen pflegt herzugehen, laͤſt es
ſich nicht fruͤh wohl aufſtehen. Ein guter
Freund wird ſeinen abreiſenden Freunde alſo
mehr eine Laſt als Luſt verurſachen. Wohl
dann!
L 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/181>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.