der Glauben, und das Vertrauen zu einer Artzney viel hilfft, bevoraus wann selbige von einer höheren Person vorhero gebraucht, und gelobt worden, also wir von einem Bru- germeister erzehlet, welchem eine Purgier-Lat- werglein so wohl gedienet, daß es nachmahls wegen so edlen Effect der gantze Magistrat hat eingenommen, so bald nun ein Burger in Rath kommen, und den geringsten Anstoß an seiner Gesundheit gelitten, hat dieses Initium Sapi- entiae umb nichts anders in der Apothecken, als umb des Herrn Burgermeisters Purgier- Latwerglein gefraget. Jtem, ich habe auch gehö- ret, daß ein gantzes Handwerck sich eines Pur- gier-Pulvers bedienet, weilen es zuvor ihre Zech-Meister mit guten Nutzen gebrauchet. Diese Lappen kommen mir fast für, als wie je- ne Barbaren, welche ihren hinckenden König so lieb gehabt, daß sie freywillig ihre Füsse verle- tzet, und ihme zu Gefallen in dieser Königlichen Grandeza auch haben hincken wollen. Aber! O einfältige und albere Narren-Concepte! ist dann einem gantzen Handwerck, einem gan- tzen Magistrat der Magen über einen Leisten ge- schlagen? seyn dann die Naturen bey einem wie bey dem andern beschaffen? Jonstonus gedenckt eines Baums, welcher bey der Sinesi- schen Stadt Sungiank wächset, dieser ist so dick,
daß
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der Glauben, und das Vertrauen zu einer Artzney viel hilfft, bevoraus wann ſelbige von einer hoͤheren Perſon vorhero gebraucht, und gelobt worden, alſo wir von einem Bru- germeiſter erzehlet, welchem eine Purgier-Lat- werglein ſo wohl gedienet, daß es nachmahls wegen ſo edlen Effect der gantze Magiſtrat hat eingenommen, ſo bald nun ein Burger in Rath kommen, und den geringſten Anſtoß an ſeiner Geſundheit gelitten, hat dieſes Initium Sapi- entiæ umb nichts anders in der Apothecken, als umb des Herrn Burgermeiſters Purgier- Latwerglein gefraget. Jtem, ich habe auch gehoͤ- ret, daß ein gantzes Handwerck ſich eines Pur- gier-Pulvers bedienet, weilen es zuvor ihre Zech-Meiſter mit guten Nutzen gebrauchet. Dieſe Lappen kommen mir faſt fuͤr, als wie je- ne Barbaren, welche ihren hinckenden Koͤnig ſo lieb gehabt, daß ſie freywillig ihre Fuͤſſe verle- tzet, und ihme zu Gefallen in dieſer Koͤniglichen Grandeza auch haben hincken wollen. Aber! O einfaͤltige und albere Narren-Concepte! iſt dann einem gantzen Handwerck, einem gan- tzen Magiſtrat der Magen uͤber einen Leiſten ge- ſchlagen? ſeyn dann die Naturen bey einem wie bey dem andern beſchaffen? Jonſtonus gedenckt eines Baums, welcher bey der Sineſi- ſchen Stadt Sungiank waͤchſet, dieſer iſt ſo dick,
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der Glauben, und das Vertrauen zu einer
Artzney viel hilfft, bevoraus wann ſelbige
von einer hoͤheren Perſon vorhero gebraucht,
und gelobt worden, alſo wir von einem Bru-
germeiſter erzehlet, welchem eine Purgier-Lat-
werglein ſo wohl gedienet, daß es nachmahls
wegen ſo edlen Effect der gantze Magiſtrat hat
eingenommen, ſo bald nun ein Burger in Rath
kommen, und den geringſten Anſtoß an ſeiner
Geſundheit gelitten, hat dieſes Initium Sapi-
entiæ umb nichts anders in der Apothecken,
als umb des Herrn Burgermeiſters Purgier-
Latwerglein gefraget. Jtem, ich habe auch gehoͤ-
ret, daß ein gantzes Handwerck ſich eines Pur-
gier-Pulvers bedienet, weilen es zuvor ihre
Zech-Meiſter mit guten Nutzen gebrauchet.
Dieſe Lappen kommen mir faſt fuͤr, als wie je-
ne Barbaren, welche ihren hinckenden Koͤnig
ſo lieb gehabt, daß ſie freywillig ihre Fuͤſſe verle-
tzet, und ihme zu Gefallen in dieſer Koͤniglichen
Grandeza auch haben hincken wollen. Aber!
O einfaͤltige und albere Narren-Concepte!
iſt dann einem gantzen Handwerck, einem gan-
tzen Magiſtrat der Magen uͤber einen Leiſten ge-
ſchlagen? ſeyn dann die Naturen bey einem
wie bey dem andern beſchaffen? Jonſtonus
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1057>, abgerufen am 22.11.2024.
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