Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

mir so viel heist, als aus den Büchern schwim-
men lernen, es gehört ein gewisser Handgriff
darzu: du wirst sie zwar glücklich auf Gabel-
koferisch curiren, sie werden aber auch glück-
lich auf Gabelkoferisch nicht in Büchern son-
dern in Betheren sterben, und von dir auf Kirch-
höfisch Urlaub nehmen.

Es repliciren zwar die Artzney-Affen mit
Vorgeben, daß die allerbesten Medici bißwei-
len mit ihrer gar zu genauen Erforschung des
Zustandes wenig haben ausgerichtet. Herent-
gegen plumpe Curen besseres Glück gehabt,
dann wann man das Licht gar zu genau will
butzen, so wird es zum öffterens gar ausge-
löschet. Jch antworte, daß plumpe Affen-Cu-
ren bißweilen einen guten Ausgang haben kön-
nen, dann lieset man doch bey Camerario, daß
Callimachus von einem Affen glücklich curirt
worden, dann als dieser an einem Brust-Apo-
stem
schon in letzten Zügen lag, und seine Be-
diente anfiengen zu erben, der eine dieses, der
andere was anders zu sich nahme, stunde der
Aff auf der Seiten, ergriffe ein rothes Kappel
und satzte es auf seinen Kopff, in Meynung,
weil alles über und über gienge, er wolte sich
auch für einen Erben cum beneficio legis &
inventarii
erklären, welcher seltzame Auffzug
so narrisch gestanden/ daß der Sterbende dest-

wegen

mir ſo viel heiſt, als aus den Buͤchern ſchwim-
men lernen, es gehoͤrt ein gewiſſer Handgriff
darzu: du wirſt ſie zwar gluͤcklich auf Gabel-
koferiſch curiren, ſie werden aber auch gluͤck-
lich auf Gabelkoferiſch nicht in Buͤchern ſon-
dern in Betheren ſterben, und von dir auf Kirch-
hoͤfiſch Urlaub nehmen.

Es repliciren zwar die Artzney-Affen mit
Vorgeben, daß die allerbeſten Medici bißwei-
len mit ihrer gar zu genauen Erforſchung des
Zuſtandes wenig haben ausgerichtet. Herent-
gegen plumpe Curen beſſeres Gluͤck gehabt,
dann wann man das Licht gar zu genau will
butzen, ſo wird es zum oͤffterens gar ausge-
loͤſchet. Jch antworte, daß plumpe Affen-Cu-
ren bißweilen einen guten Ausgang haben koͤn-
nen, dann lieſet man doch bey Camerario, daß
Callimachus von einem Affen gluͤcklich curirt
worden, dann als dieſer an einem Bruſt-Apo-
ſtem
ſchon in letzten Zuͤgen lag, und ſeine Be-
diente anfiengen zu erben, der eine dieſes, der
andere was anders zu ſich nahme, ſtunde der
Aff auf der Seiten, ergriffe ein rothes Kappel
und ſatzte es auf ſeinen Kopff, in Meynung,
weil alles uͤber und uͤber gienge, er wolte ſich
auch fuͤr einen Erben cum beneficio legis &
inventarii
erklaͤren, welcher ſeltzame Auffzug
ſo narriſch geſtanden/ daß der Sterbende deſt-

wegen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1055" n="1039"/>
mir &#x017F;o viel hei&#x017F;t, als aus den Bu&#x0364;chern &#x017F;chwim-<lb/>
men lernen, es geho&#x0364;rt ein gewi&#x017F;&#x017F;er Handgriff<lb/>
darzu: du wir&#x017F;t &#x017F;ie zwar glu&#x0364;cklich auf Gabel-<lb/>
koferi&#x017F;ch <hi rendition="#aq">curir</hi>en, &#x017F;ie werden aber auch glu&#x0364;ck-<lb/>
lich auf Gabelkoferi&#x017F;ch nicht in Bu&#x0364;chern &#x017F;on-<lb/>
dern in Betheren &#x017F;terben, und von dir auf Kirch-<lb/>
ho&#x0364;fi&#x017F;ch Urlaub nehmen.</p><lb/>
              <p>Es <hi rendition="#aq">replicir</hi>en zwar die Artzney-Affen mit<lb/>
Vorgeben, daß die allerbe&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Medici</hi> bißwei-<lb/>
len mit ihrer gar zu genauen Erfor&#x017F;chung des<lb/>
Zu&#x017F;tandes wenig haben ausgerichtet. Herent-<lb/>
gegen plumpe <hi rendition="#aq">Cur</hi>en be&#x017F;&#x017F;eres Glu&#x0364;ck gehabt,<lb/>
dann wann man das Licht gar zu genau will<lb/>
butzen, &#x017F;o wird es zum o&#x0364;ffterens gar ausge-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chet. Jch antworte, daß plumpe Affen-<hi rendition="#aq">Cu-</hi><lb/>
ren bißweilen einen guten Ausgang haben ko&#x0364;n-<lb/>
nen, dann lie&#x017F;et man doch bey <hi rendition="#aq">Camerario,</hi> daß<lb/><hi rendition="#aq">Callimachus</hi> von einem Affen glu&#x0364;cklich <hi rendition="#aq">curirt</hi><lb/>
worden, dann als die&#x017F;er an einem Bru&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Apo-<lb/>
&#x017F;tem</hi> &#x017F;chon in letzten Zu&#x0364;gen lag, und &#x017F;eine Be-<lb/>
diente anfiengen zu erben, der eine die&#x017F;es, der<lb/>
andere was anders zu &#x017F;ich nahme, &#x017F;tunde der<lb/>
Aff auf der Seiten, ergriffe ein rothes Kappel<lb/>
und &#x017F;atzte es auf &#x017F;einen Kopff, in Meynung,<lb/>
weil alles u&#x0364;ber und u&#x0364;ber gienge, er wolte &#x017F;ich<lb/>
auch fu&#x0364;r einen Erben <hi rendition="#aq">cum beneficio legis &amp;<lb/>
inventarii</hi> erkla&#x0364;ren, welcher &#x017F;eltzame Auffzug<lb/>
&#x017F;o narri&#x017F;ch ge&#x017F;tanden/ daß der Sterbende de&#x017F;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wegen</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1039/1055] mir ſo viel heiſt, als aus den Buͤchern ſchwim- men lernen, es gehoͤrt ein gewiſſer Handgriff darzu: du wirſt ſie zwar gluͤcklich auf Gabel- koferiſch curiren, ſie werden aber auch gluͤck- lich auf Gabelkoferiſch nicht in Buͤchern ſon- dern in Betheren ſterben, und von dir auf Kirch- hoͤfiſch Urlaub nehmen. Es repliciren zwar die Artzney-Affen mit Vorgeben, daß die allerbeſten Medici bißwei- len mit ihrer gar zu genauen Erforſchung des Zuſtandes wenig haben ausgerichtet. Herent- gegen plumpe Curen beſſeres Gluͤck gehabt, dann wann man das Licht gar zu genau will butzen, ſo wird es zum oͤffterens gar ausge- loͤſchet. Jch antworte, daß plumpe Affen-Cu- ren bißweilen einen guten Ausgang haben koͤn- nen, dann lieſet man doch bey Camerario, daß Callimachus von einem Affen gluͤcklich curirt worden, dann als dieſer an einem Bruſt-Apo- ſtem ſchon in letzten Zuͤgen lag, und ſeine Be- diente anfiengen zu erben, der eine dieſes, der andere was anders zu ſich nahme, ſtunde der Aff auf der Seiten, ergriffe ein rothes Kappel und ſatzte es auf ſeinen Kopff, in Meynung, weil alles uͤber und uͤber gienge, er wolte ſich auch fuͤr einen Erben cum beneficio legis & inventarii erklaͤren, welcher ſeltzame Auffzug ſo narriſch geſtanden/ daß der Sterbende deſt- wegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1055
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1055>, abgerufen am 03.10.2024.