Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Unbefriedigt ritt Florio weiter, aber wie er so eben Am folgenden Morgen, als Florio so eben seine Unbefriedigt ritt Florio weiter, aber wie er ſo eben Am folgenden Morgen, als Florio ſo eben ſeine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0176" n="166"/> Unbefriedigt ritt Florio weiter, aber wie er ſo eben<lb/> um die Straßenecke bog, ſah er, daß ſich die eine von<lb/> den Damen noch einmal ihm nachblickend zwiſchen den<lb/> Blumen hinauslehnte und dann ſchnell das Fenſter<lb/> ſchloß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Am folgenden Morgen, als Florio ſo eben ſeine<lb/> Traumbluͤthen abgeſchuͤttelt und vergnuͤgt aus dem<lb/> Fenſter uͤber die in der Morgenſonne funkelnden Thuͤrme<lb/> und Kuppeln der Stadt hinausſah, trat unerwartet<lb/> der Ritter Donati in das Zimmer. Er war ganz ſchwarz<lb/> gekleidet und ſah heute ungewoͤhnlich verſtoͤrt, haſtig<lb/> und beinah wild aus. Florio erſchrack ordentlich vor<lb/> Freude, als er ihn erblickte, denn er gedachte ſogleich der<lb/> ſchoͤnen Frau. „Kann ich ſie ſehen?“ rief er ihm ſchnell<lb/> entgegen. Donati ſchuͤttelte verneinend mit dem Kopfe<lb/> und ſagte, traurig vor ſich auf den Boden hinſehend:<lb/> „Heute iſt Sonntag.“ — Dann fuhr er raſch fort,<lb/> ſich ſogleich wieder ermannend: „Aber zur Jagd wollt'<lb/> ich Euch abholen.“ — „Zur Jagd?“ — erwiederte Flo¬<lb/> rio hoͤchſt verwundert, „heute am heiligen Tage?“ —<lb/> „Nun wahrhaftig,“ fiel ihm der Ritter mit einem in¬<lb/> grimmigen, abſcheulichen Lachen in's Wort, „Ihr wollt<lb/> doch nicht etwa mit der Buhlerin unter'm Arm zur<lb/> Kirche wandern und im Winkel auf dem Fußſchemel<lb/> knieen und andaͤchtig Gotthelf ſagen, wenn die Frau<lb/> Baſe nießt.“ — „Ich weiß nicht, wie Ihr das meint,“<lb/> ſagte Florio, „und Ihr moͤgt immer uͤber mich lachen,<lb/> aber ich koͤnnte heut nicht jagen. Wie da draußen alle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0176]
Unbefriedigt ritt Florio weiter, aber wie er ſo eben
um die Straßenecke bog, ſah er, daß ſich die eine von
den Damen noch einmal ihm nachblickend zwiſchen den
Blumen hinauslehnte und dann ſchnell das Fenſter
ſchloß.
Am folgenden Morgen, als Florio ſo eben ſeine
Traumbluͤthen abgeſchuͤttelt und vergnuͤgt aus dem
Fenſter uͤber die in der Morgenſonne funkelnden Thuͤrme
und Kuppeln der Stadt hinausſah, trat unerwartet
der Ritter Donati in das Zimmer. Er war ganz ſchwarz
gekleidet und ſah heute ungewoͤhnlich verſtoͤrt, haſtig
und beinah wild aus. Florio erſchrack ordentlich vor
Freude, als er ihn erblickte, denn er gedachte ſogleich der
ſchoͤnen Frau. „Kann ich ſie ſehen?“ rief er ihm ſchnell
entgegen. Donati ſchuͤttelte verneinend mit dem Kopfe
und ſagte, traurig vor ſich auf den Boden hinſehend:
„Heute iſt Sonntag.“ — Dann fuhr er raſch fort,
ſich ſogleich wieder ermannend: „Aber zur Jagd wollt'
ich Euch abholen.“ — „Zur Jagd?“ — erwiederte Flo¬
rio hoͤchſt verwundert, „heute am heiligen Tage?“ —
„Nun wahrhaftig,“ fiel ihm der Ritter mit einem in¬
grimmigen, abſcheulichen Lachen in's Wort, „Ihr wollt
doch nicht etwa mit der Buhlerin unter'm Arm zur
Kirche wandern und im Winkel auf dem Fußſchemel
knieen und andaͤchtig Gotthelf ſagen, wenn die Frau
Baſe nießt.“ — „Ich weiß nicht, wie Ihr das meint,“
ſagte Florio, „und Ihr moͤgt immer uͤber mich lachen,
aber ich koͤnnte heut nicht jagen. Wie da draußen alle
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