her beschreibend, durch die blaue Luft, während die unten im Grünen auf und niederschwebenden Mäd¬ chenbilder den lieblichsten Anblick gewährten. Beson¬ ders zog die eine durch ihre zierliche, fast noch kindliche Gestalt und die Anmuth aller ihrer Bewegungen Flo¬ rio's Augen auf sich. Sie hatte einen vollen, bunten Blumenkranz in den Haaren und war recht wie ein fröhliches Bild des Frühlings anzuschauen, wie sie so überaus frisch bald über den Rasen dahinflog, bald sich neigte, bald wieder mit ihren anmuthigen Gliedern in die heitere Luft hinauflangte. -- Durch ein Versehen ihrer Gegnerin nahm ihr Federball eine falsche Rich¬ tung und flatterte gerade vor Florio nieder. Er hob ihn auf und überreichte ihn der nacheilenden Bekränz¬ ten. Sie stand fast wie erschrocken vor ihm und sah ihn schweigend aus den schönen großen Augen an. Dann verneigte sie sich erröthend und eilte schnell wie¬ der zu ihren Gespielinnen zurück.
Der größere funkelnde Strom von Wagen und Reitern, der sich in der Haupt-Allee langsam und prächtig fortbewegte, wendete indeß auch Florio'n von jenem reizenden Spiele wieder ab, und er schweifte wohl eine Stunde lang allein zwischen den ewigwech¬ selnden Bildern umher.
"Da ist der Sänger Fortunato!" hörte er da auf einmal mehrere Frauen und Ritter neben sich ausru¬ fen. Er sah sich schnell nach dem Platze um, wohin sie wiesen, und erblickte zu seinem großen Erstaunen den anmuthigen Fremden, der ihn vorhin hieher be¬
her beſchreibend, durch die blaue Luft, waͤhrend die unten im Gruͤnen auf und niederſchwebenden Maͤd¬ chenbilder den lieblichſten Anblick gewaͤhrten. Beſon¬ ders zog die eine durch ihre zierliche, faſt noch kindliche Geſtalt und die Anmuth aller ihrer Bewegungen Flo¬ rio's Augen auf ſich. Sie hatte einen vollen, bunten Blumenkranz in den Haaren und war recht wie ein froͤhliches Bild des Fruͤhlings anzuſchauen, wie ſie ſo uͤberaus friſch bald uͤber den Raſen dahinflog, bald ſich neigte, bald wieder mit ihren anmuthigen Gliedern in die heitere Luft hinauflangte. — Durch ein Verſehen ihrer Gegnerin nahm ihr Federball eine falſche Rich¬ tung und flatterte gerade vor Florio nieder. Er hob ihn auf und uͤberreichte ihn der nacheilenden Bekraͤnz¬ ten. Sie ſtand faſt wie erſchrocken vor ihm und ſah ihn ſchweigend aus den ſchoͤnen großen Augen an. Dann verneigte ſie ſich erroͤthend und eilte ſchnell wie¬ der zu ihren Geſpielinnen zuruͤck.
Der groͤßere funkelnde Strom von Wagen und Reitern, der ſich in der Haupt-Allee langſam und praͤchtig fortbewegte, wendete indeß auch Florio'n von jenem reizenden Spiele wieder ab, und er ſchweifte wohl eine Stunde lang allein zwiſchen den ewigwech¬ ſelnden Bildern umher.
„Da iſt der Saͤnger Fortunato!“ hoͤrte er da auf einmal mehrere Frauen und Ritter neben ſich ausru¬ fen. Er ſah ſich ſchnell nach dem Platze um, wohin ſie wieſen, und erblickte zu ſeinem großen Erſtaunen den anmuthigen Fremden, der ihn vorhin hieher be¬
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her beſchreibend, durch die blaue Luft, waͤhrend die
unten im Gruͤnen auf und niederſchwebenden Maͤd¬
chenbilder den lieblichſten Anblick gewaͤhrten. Beſon¬
ders zog die eine durch ihre zierliche, faſt noch kindliche
Geſtalt und die Anmuth aller ihrer Bewegungen Flo¬
rio's Augen auf ſich. Sie hatte einen vollen, bunten
Blumenkranz in den Haaren und war recht wie ein
froͤhliches Bild des Fruͤhlings anzuſchauen, wie ſie ſo
uͤberaus friſch bald uͤber den Raſen dahinflog, bald ſich
neigte, bald wieder mit ihren anmuthigen Gliedern in
die heitere Luft hinauflangte. — Durch ein Verſehen
ihrer Gegnerin nahm ihr Federball eine falſche Rich¬
tung und flatterte gerade vor Florio nieder. Er hob
ihn auf und uͤberreichte ihn der nacheilenden Bekraͤnz¬
ten. Sie ſtand faſt wie erſchrocken vor ihm und ſah
ihn ſchweigend aus den ſchoͤnen großen Augen an.
Dann verneigte ſie ſich erroͤthend und eilte ſchnell wie¬
der zu ihren Geſpielinnen zuruͤck.
Der groͤßere funkelnde Strom von Wagen und
Reitern, der ſich in der Haupt-Allee langſam und
praͤchtig fortbewegte, wendete indeß auch Florio'n von
jenem reizenden Spiele wieder ab, und er ſchweifte
wohl eine Stunde lang allein zwiſchen den ewigwech¬
ſelnden Bildern umher.
„Da iſt der Saͤnger Fortunato!“ hoͤrte er da auf
einmal mehrere Frauen und Ritter neben ſich ausru¬
fen. Er ſah ſich ſchnell nach dem Platze um, wohin
ſie wieſen, und erblickte zu ſeinem großen Erſtaunen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ erschien die Novelle „Das Marmorbild“ erstmalig 1819 im „Frauentaschenbuch für das Jahr 1819“ herausgegeben von Friedrich de La Motte-Fouqué.
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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/152>, abgerufen am 08.07.2024.
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