Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.was profitiren kann. Aber es konnte gar nicht zu ei¬ Auf einmal schrie der Waldhornist mit seiner Ba߬ H 2
was profitiren kann. Aber es konnte gar nicht zu ei¬ Auf einmal ſchrie der Waldhorniſt mit ſeiner Ba߬ H 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="115"/> was profitiren kann. Aber es konnte gar nicht zu ei¬<lb/> nem recht vernuͤnftigen Diskurſe kommen. Denn dem<lb/> einen Studenten war vorhin angſt geworden, weil die<lb/> Vakanz ſo bald zu Ende gehen ſollte. Er hatte daher<lb/> hurtig ſein Klarinett zuſammen geſetzt, ein Notenblatt<lb/> vor ſich auf das aufgeſtemmte Knie hingelegt, und exer¬<lb/> zirte ſich eine ſchwierige Paſſage aus einer Meſſe ein,<lb/> die er mitblaſen ſollte, wenn ſie nach Prag zuruͤckkamen.<lb/> Da ſaß er nun und fingerte und pfiff dazwiſchen manch¬<lb/> mal ſo falſch, daß es einem durch Mark und Bein<lb/> ging und man oft ſein eigenes Wort nicht verſtehen<lb/> konnte.</p><lb/> <p>Auf einmal ſchrie der Waldhorniſt mit ſeiner Ba߬<lb/> ſtimme. „Topp, da hab' ich es,“ er ſchlug dabei froͤh¬<lb/> lich auf die Landkarte neben ihm. Der Andere ließ<lb/> auf einen Augenblick von ſeinem fleißigen Blaſen ab,<lb/> und ſah ihn verwundert an. „Hoͤrt,“ ſagte der Wald¬<lb/> horniſt, „nicht weit von Wien iſt ein Schloß, auf dem<lb/> Schloße iſt Portier, und der Portier iſt mein Vet¬<lb/> ter! Theuerſte Kondiszipels, da muͤſſen wir hin, ma¬<lb/> chen dem Herrn Vetter unſer Kompliment, und er<lb/> wird dann ſchon dafuͤr ſorgen, wie er uns wieder wei¬<lb/> ter fortbringt!“ — Als ich das hoͤrte, fuhr ich ge¬<lb/> ſchwind auf. „Blaͤſt er nicht auf dem Fagott?“ rief<lb/> ich, „und iſt von langer grader Leibesbeſchaffenheit,<lb/> und hat eine große vornehme Naſe?“ — Der Wald¬<lb/> horniſt nickte mit dem Kopfe. Ich aber embraſſirte ihn<lb/> vor Freuden, daß ihm der Dreiſtutzer vom Kopfe fiel,<lb/> und wir beſchloſſen nun ſogleich, alle miteinander im<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 2<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
was profitiren kann. Aber es konnte gar nicht zu ei¬
nem recht vernuͤnftigen Diskurſe kommen. Denn dem
einen Studenten war vorhin angſt geworden, weil die
Vakanz ſo bald zu Ende gehen ſollte. Er hatte daher
hurtig ſein Klarinett zuſammen geſetzt, ein Notenblatt
vor ſich auf das aufgeſtemmte Knie hingelegt, und exer¬
zirte ſich eine ſchwierige Paſſage aus einer Meſſe ein,
die er mitblaſen ſollte, wenn ſie nach Prag zuruͤckkamen.
Da ſaß er nun und fingerte und pfiff dazwiſchen manch¬
mal ſo falſch, daß es einem durch Mark und Bein
ging und man oft ſein eigenes Wort nicht verſtehen
konnte.
Auf einmal ſchrie der Waldhorniſt mit ſeiner Ba߬
ſtimme. „Topp, da hab' ich es,“ er ſchlug dabei froͤh¬
lich auf die Landkarte neben ihm. Der Andere ließ
auf einen Augenblick von ſeinem fleißigen Blaſen ab,
und ſah ihn verwundert an. „Hoͤrt,“ ſagte der Wald¬
horniſt, „nicht weit von Wien iſt ein Schloß, auf dem
Schloße iſt Portier, und der Portier iſt mein Vet¬
ter! Theuerſte Kondiszipels, da muͤſſen wir hin, ma¬
chen dem Herrn Vetter unſer Kompliment, und er
wird dann ſchon dafuͤr ſorgen, wie er uns wieder wei¬
ter fortbringt!“ — Als ich das hoͤrte, fuhr ich ge¬
ſchwind auf. „Blaͤſt er nicht auf dem Fagott?“ rief
ich, „und iſt von langer grader Leibesbeſchaffenheit,
und hat eine große vornehme Naſe?“ — Der Wald¬
horniſt nickte mit dem Kopfe. Ich aber embraſſirte ihn
vor Freuden, daß ihm der Dreiſtutzer vom Kopfe fiel,
und wir beſchloſſen nun ſogleich, alle miteinander im
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