Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Postschiffe auf der Donau nach dem Schloß der schö¬ Als wir an das Ufer kamen, war schon alles zur Unterdeß hatten die Studenten und ich unsere Poſtſchiffe auf der Donau nach dem Schloß der ſchoͤ¬ Als wir an das Ufer kamen, war ſchon alles zur Unterdeß hatten die Studenten und ich unſere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> Poſtſchiffe auf der Donau nach dem Schloß der ſchoͤ¬<lb/> nen Graͤfin hinunter zu fahren.</p><lb/> <p>Als wir an das Ufer kamen, war ſchon alles zur<lb/> Abfahrt bereit. Der dicke Gaſtwirth, bei dem das Schiff<lb/> uͤber Nacht angelegt hatte, ſtand breit und behaglich<lb/> in ſeiner Hausthuͤr, die er ganz ausfuͤllte, und ließ<lb/> zum Abſchied allerlei Witze und Redensarten erſchallen,<lb/> waͤhrend in jedem Fenſter ein Maͤdchenkopf herausfuhr<lb/> und den Schiffern noch freundlich zunickte, die ſo eben<lb/> die letzten Pakete nach dem Schiffe ſchafften. Ein aͤlt¬<lb/> licher Herr mit einem grauen Ueberrock und ſchwarzen<lb/> Halstuch, der auch mitfahren wollte, ſtand am Ufer,<lb/> und ſprach ſehr eifrig mit einem jungen ſchlanken<lb/> Buͤrſchchen, das mit langen ledernen Beinkleidern und<lb/> knapper, ſcharlachrother Jacke vor ihm auf einem praͤch¬<lb/> tigen Englaͤnder ſaß. Es ſchien mir zu meiner großen<lb/> Verwunderung, als wenn ſie beide zuweilen nach mir<lb/> hinblickten und von mir ſpraͤchen. — Zuletzt lachte<lb/> der alte Herr, das ſchlanke Buͤrſchchen ſchnallzte mit<lb/> der Reitgerte, und ſprengte, mit den Lerchen uͤber ihm<lb/> um die Wette, durch die Morgenluft in die blitzende<lb/> Landſchaft hinein.</p><lb/> <p>Unterdeß hatten die Studenten und ich unſere<lb/> Kaſſe zuſammengeſchoſſen. Der Schiffer lachte und<lb/> ſchuͤttelte den Kopf, als ihm der Waldhorniſt damit<lb/> unſer Faͤhrgeld in lauter Kupferſtuͤcken aufzaͤhlte, die<lb/> wir mit großer Noth aus allen unſern Taſchen zuſam¬<lb/> men gebracht hatten. Ich aber jauchzte laut auf, als<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
Poſtſchiffe auf der Donau nach dem Schloß der ſchoͤ¬
nen Graͤfin hinunter zu fahren.
Als wir an das Ufer kamen, war ſchon alles zur
Abfahrt bereit. Der dicke Gaſtwirth, bei dem das Schiff
uͤber Nacht angelegt hatte, ſtand breit und behaglich
in ſeiner Hausthuͤr, die er ganz ausfuͤllte, und ließ
zum Abſchied allerlei Witze und Redensarten erſchallen,
waͤhrend in jedem Fenſter ein Maͤdchenkopf herausfuhr
und den Schiffern noch freundlich zunickte, die ſo eben
die letzten Pakete nach dem Schiffe ſchafften. Ein aͤlt¬
licher Herr mit einem grauen Ueberrock und ſchwarzen
Halstuch, der auch mitfahren wollte, ſtand am Ufer,
und ſprach ſehr eifrig mit einem jungen ſchlanken
Buͤrſchchen, das mit langen ledernen Beinkleidern und
knapper, ſcharlachrother Jacke vor ihm auf einem praͤch¬
tigen Englaͤnder ſaß. Es ſchien mir zu meiner großen
Verwunderung, als wenn ſie beide zuweilen nach mir
hinblickten und von mir ſpraͤchen. — Zuletzt lachte
der alte Herr, das ſchlanke Buͤrſchchen ſchnallzte mit
der Reitgerte, und ſprengte, mit den Lerchen uͤber ihm
um die Wette, durch die Morgenluft in die blitzende
Landſchaft hinein.
Unterdeß hatten die Studenten und ich unſere
Kaſſe zuſammengeſchoſſen. Der Schiffer lachte und
ſchuͤttelte den Kopf, als ihm der Waldhorniſt damit
unſer Faͤhrgeld in lauter Kupferſtuͤcken aufzaͤhlte, die
wir mit großer Noth aus allen unſern Taſchen zuſam¬
men gebracht hatten. Ich aber jauchzte laut auf, als
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