Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Einer den Andern bedenklich an, der Waldhornist ließ Das Feuer loderte nun recht lustig im Walde, der Einer den Andern bedenklich an, der Waldhorniſt ließ Das Feuer loderte nun recht luſtig im Walde, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="110"/> Einer den Andern bedenklich an, der Waldhorniſt ließ<lb/> dann zuerſt ſeine Bausbacken wieder einfallen und ſetzte<lb/> ſein Waldhorn ab, bis am Ende Alle ſtille wurden, und<lb/> mich anſchauten. Ich hielt verwundert ein, und ſah<lb/> ſie auch an. — „Wir meinten,“ ſagte endlich der<lb/> Waldhorniſt, „weil der Herr ſo einen langen Frack hat,<lb/> der Herr waͤre ein reiſender Englaͤnder, der hier zu<lb/> Fuß die ſchoͤne Natur bewundert; da wollten wir uns<lb/> ein Viatikum verdienen. Aber, mir ſcheint, der Herr<lb/> iſt ſelber ein Muſikant.“ — „Eigentlich ein Einneh¬<lb/> mer,“ verſetzte ich, „und komme direkt von Rom her,<lb/> da ich aber ſeit geraumer Zeit nichts mehr eingenom¬<lb/> men, ſo habe ich mich unterweges mit der Violine<lb/> durchgeſchlagen<supplied>.</supplied>“ — „Bringt nicht viel heut zu Tage!“<lb/> ſagte der Waldhorniſt, der unterdeß wieder an den<lb/> Wald zuruͤckgetreten war, und mit ſeinem Dreiſtutzer<lb/> ein kleines Feuer anfachte, das ſie dort angezuͤndet hat¬<lb/> ten. „Da gehn die blaſenden Inſtrumente ſchon beſ¬<lb/> ſer,“ fuhr er fort; „wenn ſo eine Herrſchaft ganz ruhig<lb/> zu Mittag ſpeißt, und wir treten unverhofft in das ge¬<lb/> woͤlbte Vorhaus und fangen alle drei aus Leibeskraͤften<lb/> zu blaſen an — gleich kommt ein Bedienter herausge¬<lb/> ſprungen mit Geld oder Eſſen, damit ſie nur den<lb/> Laͤrm wieder los werden. Aber will der Herr nicht<lb/> eine Collation mit uns einnehmen?“</p><lb/> <p>Das Feuer loderte nun recht luſtig im Walde, der<lb/> Morgen war friſch, wie ſetzten uns alle rings umher<lb/> auf den Raſen, und zwei von den Muſikanten nahmen<lb/> ein Toͤpfchen, worin Kaffee und auch ſchon Milch war,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0120]
Einer den Andern bedenklich an, der Waldhorniſt ließ
dann zuerſt ſeine Bausbacken wieder einfallen und ſetzte
ſein Waldhorn ab, bis am Ende Alle ſtille wurden, und
mich anſchauten. Ich hielt verwundert ein, und ſah
ſie auch an. — „Wir meinten,“ ſagte endlich der
Waldhorniſt, „weil der Herr ſo einen langen Frack hat,
der Herr waͤre ein reiſender Englaͤnder, der hier zu
Fuß die ſchoͤne Natur bewundert; da wollten wir uns
ein Viatikum verdienen. Aber, mir ſcheint, der Herr
iſt ſelber ein Muſikant.“ — „Eigentlich ein Einneh¬
mer,“ verſetzte ich, „und komme direkt von Rom her,
da ich aber ſeit geraumer Zeit nichts mehr eingenom¬
men, ſo habe ich mich unterweges mit der Violine
durchgeſchlagen.“ — „Bringt nicht viel heut zu Tage!“
ſagte der Waldhorniſt, der unterdeß wieder an den
Wald zuruͤckgetreten war, und mit ſeinem Dreiſtutzer
ein kleines Feuer anfachte, das ſie dort angezuͤndet hat¬
ten. „Da gehn die blaſenden Inſtrumente ſchon beſ¬
ſer,“ fuhr er fort; „wenn ſo eine Herrſchaft ganz ruhig
zu Mittag ſpeißt, und wir treten unverhofft in das ge¬
woͤlbte Vorhaus und fangen alle drei aus Leibeskraͤften
zu blaſen an — gleich kommt ein Bedienter herausge¬
ſprungen mit Geld oder Eſſen, damit ſie nur den
Laͤrm wieder los werden. Aber will der Herr nicht
eine Collation mit uns einnehmen?“
Das Feuer loderte nun recht luſtig im Walde, der
Morgen war friſch, wie ſetzten uns alle rings umher
auf den Raſen, und zwei von den Muſikanten nahmen
ein Toͤpfchen, worin Kaffee und auch ſchon Milch war,
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