Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.vom Feuer, holten Brod aus ihren Manteltaschen her¬ Darauf kramte er eifrig in seinem Schubsack und "Die Vakanz geht bald zu Ende," sagte der Eine, vom Feuer, holten Brod aus ihren Manteltaſchen her¬ Darauf kramte er eifrig in ſeinem Schubſack und „Die Vakanz geht bald zu Ende,“ ſagte der Eine, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="111"/> vom Feuer, holten Brod aus ihren Manteltaſchen her¬<lb/> vor, und tunkten und tranken abwechſelnd aus dem<lb/> Topfe, und es ſchmeckte ihnen ſo gut, daß es ordent¬<lb/> lich eine Luſt war anzuſehen. — Der Waldhorniſt aber<lb/> ſagte: „Ich kann das ſchwarze Geſoͤff nicht vertragen,“<lb/> und reichte mir dabei die eine Haͤlfte von einer großen<lb/> uͤbereinander gelegten Butterſchnitte, dann brachte er<lb/> eine Flaſche Wein zum Vorſchein. „Will der Herr nicht<lb/> auch einen Schluck?“ — Ich that einen tuͤchtigen<lb/> Zug, mußte aber ſchnell wieder abſetzen und das ganze<lb/> Geſicht verziehn, denn es ſchmeckte wie Drei-Maͤnner-<lb/> Wein. „Hieſiges Gewaͤchs,“ ſagte der Waldhorniſt,<lb/> „aber der Herr hat ſich in Italien den deutſchen Ge¬<lb/> ſchmack verdorben.“</p><lb/> <p>Darauf kramte er eifrig in ſeinem Schubſack und<lb/> zog endlich unter allerlei Plunder eine alte zerfetzte<lb/> Landkarte hervor, worauf noch der Kaiſer in vollem<lb/> Ornate zu ſehen war, den Zepter in der rechten, den<lb/> Reichsapfel in der linken Hand. Er breitete ſie auf<lb/> dem Boden behutſam auseinander, die Andern ruͤckten<lb/> naͤher heran, und ſie berathſchlagten nun zuſammen,<lb/> was ſie fuͤr eine Marſchroute nehmen ſollten.</p><lb/> <p>„Die Vakanz geht bald zu Ende,“ ſagte der Eine,<lb/> „wir muͤſſen uns gleich von Linz links abwenden, ſo<lb/> kommen wir noch bei guter Zeit nach Prag.“ — „Nun<lb/> wahrhaftig!“ rief der Waldhorniſt, „wem willſt Du<lb/> da was vorpfeifen? nichts als Waͤlder und Kohlenbau¬<lb/> ern, kein gelaͤuterter Kunſtgeſchmack, keine vernuͤnftige<lb/> freie Station!“ — „O Narrenspoſſen!“ erwiederte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
vom Feuer, holten Brod aus ihren Manteltaſchen her¬
vor, und tunkten und tranken abwechſelnd aus dem
Topfe, und es ſchmeckte ihnen ſo gut, daß es ordent¬
lich eine Luſt war anzuſehen. — Der Waldhorniſt aber
ſagte: „Ich kann das ſchwarze Geſoͤff nicht vertragen,“
und reichte mir dabei die eine Haͤlfte von einer großen
uͤbereinander gelegten Butterſchnitte, dann brachte er
eine Flaſche Wein zum Vorſchein. „Will der Herr nicht
auch einen Schluck?“ — Ich that einen tuͤchtigen
Zug, mußte aber ſchnell wieder abſetzen und das ganze
Geſicht verziehn, denn es ſchmeckte wie Drei-Maͤnner-
Wein. „Hieſiges Gewaͤchs,“ ſagte der Waldhorniſt,
„aber der Herr hat ſich in Italien den deutſchen Ge¬
ſchmack verdorben.“
Darauf kramte er eifrig in ſeinem Schubſack und
zog endlich unter allerlei Plunder eine alte zerfetzte
Landkarte hervor, worauf noch der Kaiſer in vollem
Ornate zu ſehen war, den Zepter in der rechten, den
Reichsapfel in der linken Hand. Er breitete ſie auf
dem Boden behutſam auseinander, die Andern ruͤckten
naͤher heran, und ſie berathſchlagten nun zuſammen,
was ſie fuͤr eine Marſchroute nehmen ſollten.
„Die Vakanz geht bald zu Ende,“ ſagte der Eine,
„wir muͤſſen uns gleich von Linz links abwenden, ſo
kommen wir noch bei guter Zeit nach Prag.“ — „Nun
wahrhaftig!“ rief der Waldhorniſt, „wem willſt Du
da was vorpfeifen? nichts als Waͤlder und Kohlenbau¬
ern, kein gelaͤuterter Kunſtgeſchmack, keine vernuͤnftige
freie Station!“ — „O Narrenspoſſen!“ erwiederte
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