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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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ter legte in seiner Fröhlichkeit die Guitarre in Floren¬
tinens Arm, sie mußte, nicht ohne häufiges Erröthen,
gleich zum Willkomm alle Lieblingslieder des Hauses
durchsingen. Eine tiefe Wehmuth flog dabei durch
Fortunat's Seele: es waren noch immer dieselben Lie¬
der, die er damals hier gesungen und gedichtet -- so
lange hatten sie nachgeklungen in dieser Einsamkeit! --
Dann mußte er selbst ihnen von seinen Reisen, von
Rom und Sizilien erzählen, dazwischen kamen immer
wieder hiesige Geschichten auf's Tapet von alten Be¬
kannten, und von den hübschen Mädchen, mit denen
er damals im Garten getanzt, sie zeigten ihm die
Dörfer in der Ferne, wo sie nun glücklich verheirathet
waren, da ein grünverschattetes Pfarrhaus, dort ein
Paar Schornsteine einsam über dem Wald. Der
nach literarischen Neuigkeiten ausgehungerte Walter
versuchte mehreremal vergeblich, ein wissenschaftliches
Gespräch mit Fortunaten anzuknüpfen. Er hatte noch
immer die alte Angst, mit der Bildung fortzuschreiten,
und hielt eine Menge Journale, die aber meist unge¬
lesen blieben und von seiner hübschen Frau zum Ku¬
chenbacken verbraucht wurden. Diese hatte sich jetzt
mit ihrem Kinde an der Brust vor die Hausthür ge¬
setzt, die Morgensonne spielte zwischen dem Weinlaub
lieblich über Mutter und Kind. Zuweilen blickte sie
unter ihren langen, dunklen Augenwimpern scharf nach
Fiametta hinüber, die unterdeß, das Köpfchen auf beide

ter legte in ſeiner Froͤhlichkeit die Guitarre in Floren¬
tinens Arm, ſie mußte, nicht ohne haͤufiges Erroͤthen,
gleich zum Willkomm alle Lieblingslieder des Hauſes
durchſingen. Eine tiefe Wehmuth flog dabei durch
Fortunat's Seele: es waren noch immer dieſelben Lie¬
der, die er damals hier geſungen und gedichtet — ſo
lange hatten ſie nachgeklungen in dieſer Einſamkeit! —
Dann mußte er ſelbſt ihnen von ſeinen Reiſen, von
Rom und Sizilien erzaͤhlen, dazwiſchen kamen immer
wieder hieſige Geſchichten auf's Tapet von alten Be¬
kannten, und von den huͤbſchen Maͤdchen, mit denen
er damals im Garten getanzt, ſie zeigten ihm die
Doͤrfer in der Ferne, wo ſie nun gluͤcklich verheirathet
waren, da ein gruͤnverſchattetes Pfarrhaus, dort ein
Paar Schornſteine einſam uͤber dem Wald. Der
nach literariſchen Neuigkeiten ausgehungerte Walter
verſuchte mehreremal vergeblich, ein wiſſenſchaftliches
Geſpraͤch mit Fortunaten anzuknuͤpfen. Er hatte noch
immer die alte Angſt, mit der Bildung fortzuſchreiten,
und hielt eine Menge Journale, die aber meiſt unge¬
leſen blieben und von ſeiner huͤbſchen Frau zum Ku¬
chenbacken verbraucht wurden. Dieſe hatte ſich jetzt
mit ihrem Kinde an der Bruſt vor die Hausthuͤr ge¬
ſetzt, die Morgenſonne ſpielte zwiſchen dem Weinlaub
lieblich uͤber Mutter und Kind. Zuweilen blickte ſie
unter ihren langen, dunklen Augenwimpern ſcharf nach
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[342/0349] ter legte in ſeiner Froͤhlichkeit die Guitarre in Floren¬ tinens Arm, ſie mußte, nicht ohne haͤufiges Erroͤthen, gleich zum Willkomm alle Lieblingslieder des Hauſes durchſingen. Eine tiefe Wehmuth flog dabei durch Fortunat's Seele: es waren noch immer dieſelben Lie¬ der, die er damals hier geſungen und gedichtet — ſo lange hatten ſie nachgeklungen in dieſer Einſamkeit! — Dann mußte er ſelbſt ihnen von ſeinen Reiſen, von Rom und Sizilien erzaͤhlen, dazwiſchen kamen immer wieder hieſige Geſchichten auf's Tapet von alten Be¬ kannten, und von den huͤbſchen Maͤdchen, mit denen er damals im Garten getanzt, ſie zeigten ihm die Doͤrfer in der Ferne, wo ſie nun gluͤcklich verheirathet waren, da ein gruͤnverſchattetes Pfarrhaus, dort ein Paar Schornſteine einſam uͤber dem Wald. Der nach literariſchen Neuigkeiten ausgehungerte Walter verſuchte mehreremal vergeblich, ein wiſſenſchaftliches Geſpraͤch mit Fortunaten anzuknuͤpfen. Er hatte noch immer die alte Angſt, mit der Bildung fortzuſchreiten, und hielt eine Menge Journale, die aber meiſt unge¬ leſen blieben und von ſeiner huͤbſchen Frau zum Ku¬ chenbacken verbraucht wurden. Dieſe hatte ſich jetzt mit ihrem Kinde an der Bruſt vor die Hausthuͤr ge¬ ſetzt, die Morgenſonne ſpielte zwiſchen dem Weinlaub lieblich uͤber Mutter und Kind. Zuweilen blickte ſie unter ihren langen, dunklen Augenwimpern ſcharf nach Fiametta hinuͤber, die unterdeß, das Koͤpfchen auf beide

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/349>, abgerufen am 23.11.2024.