noch zur Guitarre aus einem Garten drüben und die Nachtigallen schlugen von den Bergen.
Er kehrte in einem wenig besuchten Gasthause ein, das draußen auf einer Anhöhe lag und eine weite Aussicht über die Stadt hatte. Dort mußte er lange pochen, eh' jemand erschien. Ein alter Diener sagte ihm endlich, es sey alles in die Stadt gezogen, wo heute zum Geburtstag der Fürstin ein großes Fest ge¬ geben werde. -- Lothario nahm nun im oberen Stock¬ werk einen Saal in Besitz, und öffnete rasch alle Fenster. Die prächtige Nacht duftete fast berauschend herauf. Er ließ Licht und Wein bringen, er fühlte seit langer Zeit wieder einmal eine rechte Lust zu dich¬ ten. -- Als er sich aber so einsam hinsetzte und hastig trank und schrieb, da war's ihm, als riefe es durch die Stille seinen Namen, erst leise, dann lauter, und der Teufel sähe ihm beim Schreiben über die Schulter und flüsterte zu ihm: nur zu, nur zu! die unschuldig Welt mit vornehmen Worten belogen und verführt, ich will dich dafür auf die Zinnen des Ruhms stellen und die Welt soll dir huldigen! --
Er sprang auf und erschrak, als er sich flüchtig in einem Wandspiegel erblickte, so bleich und wüst sah er aus. Da streifte der Wind klingend die Sai¬ ten einer Guitarre, die am offenen Fenster lag. Der Mond aus blassen Wolken beschien so eben wieder die
noch zur Guitarre aus einem Garten druͤben und die Nachtigallen ſchlugen von den Bergen.
Er kehrte in einem wenig beſuchten Gaſthauſe ein, das draußen auf einer Anhoͤhe lag und eine weite Ausſicht uͤber die Stadt hatte. Dort mußte er lange pochen, eh' jemand erſchien. Ein alter Diener ſagte ihm endlich, es ſey alles in die Stadt gezogen, wo heute zum Geburtstag der Fuͤrſtin ein großes Feſt ge¬ geben werde. — Lothario nahm nun im oberen Stock¬ werk einen Saal in Beſitz, und oͤffnete raſch alle Fenſter. Die praͤchtige Nacht duftete faſt berauſchend herauf. Er ließ Licht und Wein bringen, er fuͤhlte ſeit langer Zeit wieder einmal eine rechte Luſt zu dich¬ ten. — Als er ſich aber ſo einſam hinſetzte und haſtig trank und ſchrieb, da war's ihm, als riefe es durch die Stille ſeinen Namen, erſt leiſe, dann lauter, und der Teufel ſaͤhe ihm beim Schreiben uͤber die Schulter und fluͤſterte zu ihm: nur zu, nur zu! die unſchuldig Welt mit vornehmen Worten belogen und verfuͤhrt, ich will dich dafuͤr auf die Zinnen des Ruhms ſtellen und die Welt ſoll dir huldigen! —
Er ſprang auf und erſchrak, als er ſich fluͤchtig in einem Wandſpiegel erblickte, ſo bleich und wuͤſt ſah er aus. Da ſtreifte der Wind klingend die Sai¬ ten einer Guitarre, die am offenen Fenſter lag. Der Mond aus blaſſen Wolken beſchien ſo eben wieder die
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noch zur Guitarre aus einem Garten druͤben und die
Nachtigallen ſchlugen von den Bergen.
Er kehrte in einem wenig beſuchten Gaſthauſe
ein, das draußen auf einer Anhoͤhe lag und eine weite
Ausſicht uͤber die Stadt hatte. Dort mußte er lange
pochen, eh' jemand erſchien. Ein alter Diener ſagte
ihm endlich, es ſey alles in die Stadt gezogen, wo
heute zum Geburtstag der Fuͤrſtin ein großes Feſt ge¬
geben werde. — Lothario nahm nun im oberen Stock¬
werk einen Saal in Beſitz, und oͤffnete raſch alle
Fenſter. Die praͤchtige Nacht duftete faſt berauſchend
herauf. Er ließ Licht und Wein bringen, er fuͤhlte
ſeit langer Zeit wieder einmal eine rechte Luſt zu dich¬
ten. — Als er ſich aber ſo einſam hinſetzte und haſtig
trank und ſchrieb, da war's ihm, als riefe es durch
die Stille ſeinen Namen, erſt leiſe, dann lauter, und
der Teufel ſaͤhe ihm beim Schreiben uͤber die Schulter
und fluͤſterte zu ihm: nur zu, nur zu! die unſchuldig
Welt mit vornehmen Worten belogen und verfuͤhrt,
ich will dich dafuͤr auf die Zinnen des Ruhms ſtellen
und die Welt ſoll dir huldigen! —
Er ſprang auf und erſchrak, als er ſich fluͤchtig
in einem Wandſpiegel erblickte, ſo bleich und wuͤſt
ſah er aus. Da ſtreifte der Wind klingend die Sai¬
ten einer Guitarre, die am offenen Fenſter lag. Der
Mond aus blaſſen Wolken beſchien ſo eben wieder die
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/256>, abgerufen am 21.11.2024.
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