Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

manter findet, als -- Und wem gehört jetzt dieser Pa¬
last? unterbrach ihn Fortunat ungeduldig wieder. --
Einem filzigen Kaufmann, der ihn, seiner Entlegen¬
heit wegen, abtragen lassen und die Steine verkau¬
fen will. -- So führ' mich gleich zu ihm! -- Das
war Grundlingen, der sich gern umhertrieb, eben recht.
Wenige Minuten nach diesem Verhör waren sie schon
auf der Straße, und Fortunat erfuhr nun noch unter¬
wegs, daß Fiametta unmittelbar nach seiner Abreise
aus Rom bedeutend erkrankt, und bald darauf mit
ihrem Vater plötzlich abgereist sey. Weder er, noch
der Kaufmann wisse, wohin sie sich gewendet. Auch
Otto's und Kordelchens Flucht hatte der Müßiggänger
schon erfahren. Der Otto, sagte er, war beständig in
poetischem Thran, das mußte ein Ende mit Katzen¬
jammer nehmen.

Während dieses Berichts waren sie bei dem Kauf¬
mann angelangt. Dieser war, gleich Grundlingen,
nicht wenig erstaunt, als nun Fortunat den alten,
verfallenen Palast und Garten des Marchese zu kau¬
fen verlangte. Die Hast und Jugend des Fremden
weckte in dem Italiäner merkantilische Gelüste und
abenteuerliche Forderungen, da kam er aber bei Grund¬
ling übel an, welcher sogleich ein so heftiges Gezänk
darüber anfing und mit solchem Geschrei fortsetzte, daß
sie in einigen Stunden, ganz erschöpft, endlich doch
noch um einen leidlichen Kaufpreis einig wurden. For¬

16*

manter findet, als — Und wem gehoͤrt jetzt dieſer Pa¬
laſt? unterbrach ihn Fortunat ungeduldig wieder. —
Einem filzigen Kaufmann, der ihn, ſeiner Entlegen¬
heit wegen, abtragen laſſen und die Steine verkau¬
fen will. — So fuͤhr' mich gleich zu ihm! — Das
war Grundlingen, der ſich gern umhertrieb, eben recht.
Wenige Minuten nach dieſem Verhoͤr waren ſie ſchon
auf der Straße, und Fortunat erfuhr nun noch unter¬
wegs, daß Fiametta unmittelbar nach ſeiner Abreiſe
aus Rom bedeutend erkrankt, und bald darauf mit
ihrem Vater ploͤtzlich abgereiſt ſey. Weder er, noch
der Kaufmann wiſſe, wohin ſie ſich gewendet. Auch
Otto's und Kordelchens Flucht hatte der Muͤßiggaͤnger
ſchon erfahren. Der Otto, ſagte er, war beſtaͤndig in
poetiſchem Thran, das mußte ein Ende mit Katzen¬
jammer nehmen.

Waͤhrend dieſes Berichts waren ſie bei dem Kauf¬
mann angelangt. Dieſer war, gleich Grundlingen,
nicht wenig erſtaunt, als nun Fortunat den alten,
verfallenen Palaſt und Garten des Marcheſe zu kau¬
fen verlangte. Die Haſt und Jugend des Fremden
weckte in dem Italiaͤner merkantiliſche Geluͤſte und
abenteuerliche Forderungen, da kam er aber bei Grund¬
ling uͤbel an, welcher ſogleich ein ſo heftiges Gezaͤnk
daruͤber anfing und mit ſolchem Geſchrei fortſetzte, daß
ſie in einigen Stunden, ganz erſchoͤpft, endlich doch
noch um einen leidlichen Kaufpreis einig wurden. For¬

16*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0250" n="243"/>
manter findet, als &#x2014; Und wem geho&#x0364;rt jetzt die&#x017F;er Pa¬<lb/>
la&#x017F;t? unterbrach ihn Fortunat ungeduldig wieder. &#x2014;<lb/>
Einem filzigen Kaufmann, der ihn, &#x017F;einer Entlegen¬<lb/>
heit wegen, abtragen la&#x017F;&#x017F;en und die Steine verkau¬<lb/>
fen will. &#x2014; So fu&#x0364;hr' mich gleich zu ihm! &#x2014; Das<lb/>
war Grundlingen, der &#x017F;ich gern umhertrieb, eben recht.<lb/>
Wenige Minuten nach die&#x017F;em Verho&#x0364;r waren &#x017F;ie &#x017F;chon<lb/>
auf der Straße, und Fortunat erfuhr nun noch unter¬<lb/>
wegs, daß Fiametta unmittelbar nach &#x017F;einer Abrei&#x017F;e<lb/>
aus Rom bedeutend erkrankt, und bald darauf mit<lb/>
ihrem Vater plo&#x0364;tzlich abgerei&#x017F;t &#x017F;ey. Weder er, noch<lb/>
der Kaufmann wi&#x017F;&#x017F;e, wohin &#x017F;ie &#x017F;ich gewendet. Auch<lb/>
Otto's und Kordelchens Flucht hatte der Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger<lb/>
&#x017F;chon erfahren. Der Otto, &#x017F;agte er, war be&#x017F;ta&#x0364;ndig in<lb/>
poeti&#x017F;chem Thran, das mußte ein Ende mit Katzen¬<lb/>
jammer nehmen.</p><lb/>
          <p>Wa&#x0364;hrend die&#x017F;es Berichts waren &#x017F;ie bei dem Kauf¬<lb/>
mann angelangt. Die&#x017F;er war, gleich Grundlingen,<lb/>
nicht wenig er&#x017F;taunt, als nun Fortunat den alten,<lb/>
verfallenen Pala&#x017F;t und Garten des Marche&#x017F;e zu kau¬<lb/>
fen verlangte. Die Ha&#x017F;t und Jugend des Fremden<lb/>
weckte in dem Italia&#x0364;ner merkantili&#x017F;che Gelu&#x0364;&#x017F;te und<lb/>
abenteuerliche Forderungen, da kam er aber bei Grund¬<lb/>
ling u&#x0364;bel an, welcher &#x017F;ogleich ein &#x017F;o heftiges Geza&#x0364;nk<lb/>
daru&#x0364;ber anfing und mit &#x017F;olchem Ge&#x017F;chrei fort&#x017F;etzte, daß<lb/>
&#x017F;ie in einigen Stunden, ganz er&#x017F;cho&#x0364;pft, endlich doch<lb/>
noch um einen leidlichen Kaufpreis einig wurden. For¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">16*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0250] manter findet, als — Und wem gehoͤrt jetzt dieſer Pa¬ laſt? unterbrach ihn Fortunat ungeduldig wieder. — Einem filzigen Kaufmann, der ihn, ſeiner Entlegen¬ heit wegen, abtragen laſſen und die Steine verkau¬ fen will. — So fuͤhr' mich gleich zu ihm! — Das war Grundlingen, der ſich gern umhertrieb, eben recht. Wenige Minuten nach dieſem Verhoͤr waren ſie ſchon auf der Straße, und Fortunat erfuhr nun noch unter¬ wegs, daß Fiametta unmittelbar nach ſeiner Abreiſe aus Rom bedeutend erkrankt, und bald darauf mit ihrem Vater ploͤtzlich abgereiſt ſey. Weder er, noch der Kaufmann wiſſe, wohin ſie ſich gewendet. Auch Otto's und Kordelchens Flucht hatte der Muͤßiggaͤnger ſchon erfahren. Der Otto, ſagte er, war beſtaͤndig in poetiſchem Thran, das mußte ein Ende mit Katzen¬ jammer nehmen. Waͤhrend dieſes Berichts waren ſie bei dem Kauf¬ mann angelangt. Dieſer war, gleich Grundlingen, nicht wenig erſtaunt, als nun Fortunat den alten, verfallenen Palaſt und Garten des Marcheſe zu kau¬ fen verlangte. Die Haſt und Jugend des Fremden weckte in dem Italiaͤner merkantiliſche Geluͤſte und abenteuerliche Forderungen, da kam er aber bei Grund¬ ling uͤbel an, welcher ſogleich ein ſo heftiges Gezaͤnk daruͤber anfing und mit ſolchem Geſchrei fortſetzte, daß ſie in einigen Stunden, ganz erſchoͤpft, endlich doch noch um einen leidlichen Kaufpreis einig wurden. For¬ 16*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/250
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/250>, abgerufen am 04.05.2024.