Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

tunat hatte erst kürzlich bedeutende Wechsel aus Deutsch¬
land bezogen, sie reichten eben hin, die Summe und
eine genügsame Weiterreise nothdürftig zu decken. Mit
bewundernswürdiger Beharrlichkeit und Resignation
trieb er nun das Geschäft, wie einen Kreisel, unaus¬
gesetzt zum Ausgange, und endigte damit, den hoch¬
erfreuten Grundling zum Schloßwart seines neuen Be¬
sitzthums einzusetzen.

Kaum aber hatten sie den Garten wieder erreicht,
da erscholl im Hofe schon der fröhliche Klang eines
Posthorns. Fortunat hatte seinen Wagen hierher¬
bestellt, aus den früheren Gesprächen mit dem alten
Marchese glaubte er zu ahnen, wohin er sich gewen¬
det. Und als er nun endlich tiefaufathmend draußen
in den prächtigen Abend hineinfuhr, blühten alle Gär¬
ten und ein Regenbogen stand über der Gegend, als
müßte nun alles, alles wieder gut werden.


tunat hatte erſt kuͤrzlich bedeutende Wechſel aus Deutſch¬
land bezogen, ſie reichten eben hin, die Summe und
eine genuͤgſame Weiterreiſe nothduͤrftig zu decken. Mit
bewundernswuͤrdiger Beharrlichkeit und Reſignation
trieb er nun das Geſchaͤft, wie einen Kreiſel, unaus¬
geſetzt zum Ausgange, und endigte damit, den hoch¬
erfreuten Grundling zum Schloßwart ſeines neuen Be¬
ſitzthums einzuſetzen.

Kaum aber hatten ſie den Garten wieder erreicht,
da erſcholl im Hofe ſchon der froͤhliche Klang eines
Poſthorns. Fortunat hatte ſeinen Wagen hierher¬
beſtellt, aus den fruͤheren Geſpraͤchen mit dem alten
Marcheſe glaubte er zu ahnen, wohin er ſich gewen¬
det. Und als er nun endlich tiefaufathmend draußen
in den praͤchtigen Abend hineinfuhr, bluͤhten alle Gaͤr¬
ten und ein Regenbogen ſtand uͤber der Gegend, als
muͤßte nun alles, alles wieder gut werden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0251" n="244"/>
tunat hatte er&#x017F;t ku&#x0364;rzlich bedeutende Wech&#x017F;el aus Deut&#x017F;ch¬<lb/>
land bezogen, &#x017F;ie reichten eben hin, die Summe und<lb/>
eine genu&#x0364;g&#x017F;ame Weiterrei&#x017F;e nothdu&#x0364;rftig zu decken. Mit<lb/>
bewundernswu&#x0364;rdiger Beharrlichkeit und Re&#x017F;ignation<lb/>
trieb er nun das Ge&#x017F;cha&#x0364;ft, wie einen Krei&#x017F;el, unaus¬<lb/>
ge&#x017F;etzt zum Ausgange, und endigte damit, den hoch¬<lb/>
erfreuten Grundling zum Schloßwart &#x017F;eines neuen Be¬<lb/>
&#x017F;itzthums einzu&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Kaum aber hatten &#x017F;ie den Garten wieder erreicht,<lb/>
da er&#x017F;choll im Hofe &#x017F;chon der fro&#x0364;hliche Klang eines<lb/>
Po&#x017F;thorns. Fortunat hatte &#x017F;einen Wagen hierher¬<lb/>
be&#x017F;tellt, aus den fru&#x0364;heren Ge&#x017F;pra&#x0364;chen mit dem alten<lb/>
Marche&#x017F;e glaubte er zu ahnen, wohin er &#x017F;ich gewen¬<lb/>
det. Und als er nun endlich tiefaufathmend draußen<lb/>
in den pra&#x0364;chtigen Abend hineinfuhr, blu&#x0364;hten alle Ga&#x0364;<lb/>
ten und ein Regenbogen &#x017F;tand u&#x0364;ber der Gegend, als<lb/>
mu&#x0364;ßte nun alles, alles wieder gut werden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0251] tunat hatte erſt kuͤrzlich bedeutende Wechſel aus Deutſch¬ land bezogen, ſie reichten eben hin, die Summe und eine genuͤgſame Weiterreiſe nothduͤrftig zu decken. Mit bewundernswuͤrdiger Beharrlichkeit und Reſignation trieb er nun das Geſchaͤft, wie einen Kreiſel, unaus¬ geſetzt zum Ausgange, und endigte damit, den hoch¬ erfreuten Grundling zum Schloßwart ſeines neuen Be¬ ſitzthums einzuſetzen. Kaum aber hatten ſie den Garten wieder erreicht, da erſcholl im Hofe ſchon der froͤhliche Klang eines Poſthorns. Fortunat hatte ſeinen Wagen hierher¬ beſtellt, aus den fruͤheren Geſpraͤchen mit dem alten Marcheſe glaubte er zu ahnen, wohin er ſich gewen¬ det. Und als er nun endlich tiefaufathmend draußen in den praͤchtigen Abend hineinfuhr, bluͤhten alle Gaͤr¬ ten und ein Regenbogen ſtand uͤber der Gegend, als muͤßte nun alles, alles wieder gut werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/251
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/251>, abgerufen am 23.11.2024.