Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

nicht geeignet, für alle Zukunft die treue
Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen.
Mag die Leidenschaft im Anfang noch so
feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie,
wie auch die Reize, welche sie weckten, ver-
gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen
muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die
natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht,
zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn
die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn
auch die natürlichen Neigungen schweigen
oder gar widerstreben sollten.

Die Liebe des Gatten muß sich auf einem
doppelten Gebiete bewähren. In irdischer
Beziehung soll der Ehemann für die nötigen
Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit
Achtung und Liebe begegnen, und in gesun-
den und kranken Tagen sich um sie kümmern,
wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei-
nem
Fleische, und niemand hasset sein eigenes
Fleisch. Das Gebot des Herrn: "Du sollst
deinen Nächsten lieben, wie dich selbst"
, ist
hier im strengsten Sinne zu nehmen.

Dieses Gebot wird verletzt von jenen
Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit
in das Wirtshaus tragen, statt für die Be-
dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die

nicht geeignet, für alle Zukunft die treue
Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen.
Mag die Leidenschaft im Anfang noch so
feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie,
wie auch die Reize, welche sie weckten, ver-
gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen
muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die
natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht,
zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn
die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn
auch die natürlichen Neigungen schweigen
oder gar widerstreben sollten.

Die Liebe des Gatten muß sich auf einem
doppelten Gebiete bewähren. In irdischer
Beziehung soll der Ehemann für die nötigen
Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit
Achtung und Liebe begegnen, und in gesun-
den und kranken Tagen sich um sie kümmern,
wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei-
nem
Fleische, und niemand hasset sein eigenes
Fleisch. Das Gebot des Herrn: „Du sollst
deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“
, ist
hier im strengsten Sinne zu nehmen.

Dieses Gebot wird verletzt von jenen
Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit
in das Wirtshaus tragen, statt für die Be-
dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="11">
          <p><pb facs="#f0098" xml:id="E29V3_001_1895_pb0084_0001" n="84"/>
nicht geeignet, für alle Zukunft die treue<lb/>
Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen.<lb/>
Mag die Leidenschaft im Anfang noch so<lb/>
feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie,<lb/>
wie auch die Reize, welche sie weckten, ver-<lb/>
gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen<lb/>
muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die<lb/>
natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht,<lb/>
zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn<lb/>
die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn<lb/>
auch die natürlichen Neigungen schweigen<lb/>
oder gar widerstreben sollten.</p>
          <p>Die Liebe des Gatten muß sich auf einem<lb/>
doppelten Gebiete bewähren. In irdischer<lb/>
Beziehung soll der Ehemann für die nötigen<lb/>
Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit<lb/>
Achtung und Liebe begegnen, und in gesun-<lb/>
den und kranken Tagen sich um sie kümmern,<lb/>
wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in <hi rendition="#g">ei-<lb/>
nem</hi> Fleische, und niemand hasset sein eigenes<lb/>
Fleisch. Das Gebot des Herrn: <q>&#x201E;Du sollst<lb/>
deinen Nächsten lieben, wie dich selbst&#x201C;</q>, ist<lb/>
hier im strengsten Sinne zu nehmen.</p>
          <p>Dieses Gebot wird verletzt von jenen<lb/>
Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit<lb/>
in das Wirtshaus tragen, statt für die Be-<lb/>
dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0098] nicht geeignet, für alle Zukunft die treue Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen. Mag die Leidenschaft im Anfang noch so feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie, wie auch die Reize, welche sie weckten, ver- gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht, zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn auch die natürlichen Neigungen schweigen oder gar widerstreben sollten. Die Liebe des Gatten muß sich auf einem doppelten Gebiete bewähren. In irdischer Beziehung soll der Ehemann für die nötigen Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit Achtung und Liebe begegnen, und in gesun- den und kranken Tagen sich um sie kümmern, wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei- nem Fleische, und niemand hasset sein eigenes Fleisch. Das Gebot des Herrn: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“, ist hier im strengsten Sinne zu nehmen. Dieses Gebot wird verletzt von jenen Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit in das Wirtshaus tragen, statt für die Be- dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/98
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/98>, abgerufen am 13.05.2024.