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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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Das ewige Glück seines Kindes im Himmel.
Die Liebe zu der unsterblichen Seele des Kin-
des muß jeden christlichen Vater nötigen,
diese um jeden Preis zu retten.

Zu der Vaterliebe tritt als weiterer Be-
weggrund die Verantwortung. "Der Name
Gott,"
sagt Schiller, "weckt einen ernsten
Nachbar auf, sein Name ist - Richter."

Damit hat er den Punkt getroffen, von dem
der Unglaube der einen und die Gewissen-
haftigkeit der andern ihren Ausgang nehmen.
Die einen leugnen Gott, weil ihnen der
Richter unbequem ist, die andern werden
durch ihren Glauben an Gott genötiget, es
mit ihren Pflichten ernst zu nehmen. Gott
steht über uns als unser Gesetzgeber und
Richter, wir sind seine Unterthanen, sein
Wille ist unser Gesetz, und sein Richterspruch
entscheidet über unser Heil in der Ewigkeit.

Gott hat dem Vater eine hohe Würde
verliehen, ihn auf einen Vertrauensposten
berufen, aber der hohen Berufung entspricht
auch eine strenge Verantwortung. Der himm-
lische Vater legt dem irdischen Vater ein
schwaches, unbehilfliches Geschöpf, welches
aber ein Ebenbild Gottes ist und eine un-
sterbliche Seele hat, in seine Hände und giebt

Das ewige Glück seines Kindes im Himmel.
Die Liebe zu der unsterblichen Seele des Kin-
des muß jeden christlichen Vater nötigen,
diese um jeden Preis zu retten.

Zu der Vaterliebe tritt als weiterer Be-
weggrund die Verantwortung. „Der Name
Gott,“
sagt Schiller, „weckt einen ernsten
Nachbar auf, sein Name ist – Richter.“

Damit hat er den Punkt getroffen, von dem
der Unglaube der einen und die Gewissen-
haftigkeit der andern ihren Ausgang nehmen.
Die einen leugnen Gott, weil ihnen der
Richter unbequem ist, die andern werden
durch ihren Glauben an Gott genötiget, es
mit ihren Pflichten ernst zu nehmen. Gott
steht über uns als unser Gesetzgeber und
Richter, wir sind seine Unterthanen, sein
Wille ist unser Gesetz, und sein Richterspruch
entscheidet über unser Heil in der Ewigkeit.

Gott hat dem Vater eine hohe Würde
verliehen, ihn auf einen Vertrauensposten
berufen, aber der hohen Berufung entspricht
auch eine strenge Verantwortung. Der himm-
lische Vater legt dem irdischen Vater ein
schwaches, unbehilfliches Geschöpf, welches
aber ein Ebenbild Gottes ist und eine un-
sterbliche Seele hat, in seine Hände und giebt

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[29/0043] Das ewige Glück seines Kindes im Himmel. Die Liebe zu der unsterblichen Seele des Kin- des muß jeden christlichen Vater nötigen, diese um jeden Preis zu retten. Zu der Vaterliebe tritt als weiterer Be- weggrund die Verantwortung. „Der Name Gott,“ sagt Schiller, „weckt einen ernsten Nachbar auf, sein Name ist – Richter.“ Damit hat er den Punkt getroffen, von dem der Unglaube der einen und die Gewissen- haftigkeit der andern ihren Ausgang nehmen. Die einen leugnen Gott, weil ihnen der Richter unbequem ist, die andern werden durch ihren Glauben an Gott genötiget, es mit ihren Pflichten ernst zu nehmen. Gott steht über uns als unser Gesetzgeber und Richter, wir sind seine Unterthanen, sein Wille ist unser Gesetz, und sein Richterspruch entscheidet über unser Heil in der Ewigkeit. Gott hat dem Vater eine hohe Würde verliehen, ihn auf einen Vertrauensposten berufen, aber der hohen Berufung entspricht auch eine strenge Verantwortung. Der himm- lische Vater legt dem irdischen Vater ein schwaches, unbehilfliches Geschöpf, welches aber ein Ebenbild Gottes ist und eine un- sterbliche Seele hat, in seine Hände und giebt

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/43>, abgerufen am 28.04.2024.