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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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noch an den Fingern herzählen kann. Un-
umgängliches Erfordernis aber ist, daß sie
nicht in der Aufregung stattfinden. Sie müs-
sen reiflich überlegt, wohlberechnet sein, dann
läßt sich mit wenigen und seltenen Schlägen
viel jugendliche Verkehrtheit hinausklopfen.

Im übrigen muß sich der Vater befleißen,
seinen Kindern stets ein freundliches Gesicht
zu zeigen. Die Liebe des Vaters soll so oft
als möglich den Kindern offenbar werden
und Gegenliebe erwecken. Der Gesandte
einer auswärtigen Macht traf einst Hein-
rich IV. an, wie er auf dem Boden
kroch, und seinen Kindern als Reitpferd
diente. Heinrich sagte zu dem Gesandten:
"Hier bin ich nicht König, sondern Vater."
Für gewöhnlich wird es genügen, wenn der
Vater nur halb so weit geht. Der heitere
Umgang mit den Seinigen ist nicht bloß eine
wohlthuende und doch wohlfeile Erquickung
in den Sorgen des alltäglichen Lebens, er
hat auch seine Bedeutung für die Zukunft.
Denn bald kommt die Zeit, in welcher der
Vater die Liebe und Anhänglichkeit seiner Kin-
der besitzen muß, wenn er seine Vaterpflichten
mit Nutzen erfüllen soll. (Bete das tägliche Ver-
einsgebet der christlichen Familie. Seite 282.)

noch an den Fingern herzählen kann. Un-
umgängliches Erfordernis aber ist, daß sie
nicht in der Aufregung stattfinden. Sie müs-
sen reiflich überlegt, wohlberechnet sein, dann
läßt sich mit wenigen und seltenen Schlägen
viel jugendliche Verkehrtheit hinausklopfen.

Im übrigen muß sich der Vater befleißen,
seinen Kindern stets ein freundliches Gesicht
zu zeigen. Die Liebe des Vaters soll so oft
als möglich den Kindern offenbar werden
und Gegenliebe erwecken. Der Gesandte
einer auswärtigen Macht traf einst Hein-
rich IV. an, wie er auf dem Boden
kroch, und seinen Kindern als Reitpferd
diente. Heinrich sagte zu dem Gesandten:
„Hier bin ich nicht König, sondern Vater.“
Für gewöhnlich wird es genügen, wenn der
Vater nur halb so weit geht. Der heitere
Umgang mit den Seinigen ist nicht bloß eine
wohlthuende und doch wohlfeile Erquickung
in den Sorgen des alltäglichen Lebens, er
hat auch seine Bedeutung für die Zukunft.
Denn bald kommt die Zeit, in welcher der
Vater die Liebe und Anhänglichkeit seiner Kin-
der besitzen muß, wenn er seine Vaterpflichten
mit Nutzen erfüllen soll. (Bete das tägliche Ver-
einsgebet der christlichen Familie. Seite 282.)

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[135/0149] noch an den Fingern herzählen kann. Un- umgängliches Erfordernis aber ist, daß sie nicht in der Aufregung stattfinden. Sie müs- sen reiflich überlegt, wohlberechnet sein, dann läßt sich mit wenigen und seltenen Schlägen viel jugendliche Verkehrtheit hinausklopfen. Im übrigen muß sich der Vater befleißen, seinen Kindern stets ein freundliches Gesicht zu zeigen. Die Liebe des Vaters soll so oft als möglich den Kindern offenbar werden und Gegenliebe erwecken. Der Gesandte einer auswärtigen Macht traf einst Hein- rich IV. an, wie er auf dem Boden kroch, und seinen Kindern als Reitpferd diente. Heinrich sagte zu dem Gesandten: „Hier bin ich nicht König, sondern Vater.“ Für gewöhnlich wird es genügen, wenn der Vater nur halb so weit geht. Der heitere Umgang mit den Seinigen ist nicht bloß eine wohlthuende und doch wohlfeile Erquickung in den Sorgen des alltäglichen Lebens, er hat auch seine Bedeutung für die Zukunft. Denn bald kommt die Zeit, in welcher der Vater die Liebe und Anhänglichkeit seiner Kin- der besitzen muß, wenn er seine Vaterpflichten mit Nutzen erfüllen soll. (Bete das tägliche Ver- einsgebet der christlichen Familie. Seite 282.)

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/149>, abgerufen am 10.05.2024.