Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

ihr Beten, Gehorchen, Lernen u. s. w., und
nach Verdienst Lob und Tadel austeilen.
Damit befestigt er gleichzeitig das Ansehen
der Mutter und sein eigenes, und wenn er
auch abwesend ist, so wird schon die Erin-
nerung an ihn die Kinder zu einem guten
Verhalten anspornen.

Es ist nicht notwendig, daß der Vater
bei solchen Anlässen den Kindern gegenüber
viele Worte mache. Eine kurze Bemerkung
beim rechten Anlaß mit gehörigem Nachdruck
angebracht, ist wirksamer als ein Strom von
Worten. Beda Weber erzählt, sein Vater
habe bei der ersten heiligen Kommunion nur
ein Wort, aber voller Rührung an ihn ge-
richtet: "Vergiß es nicht". Dieses einzige
Wort habe einen unauslöschlichen Eindruck
auf ihn gemacht.

Das Gesagte gilt auch von den Zurecht-
weisungen und Strafen. Die Mutter soll auch
nicht überflüssige Worte machen, aber sie
muß notwendig jeden Tag in manchen Din-
gen mahnen und tadeln. Die Rügen und
Strafen des Vaters aber dürfen nie alltäg-
lich werden, sonst verfehlen sie ihren Zweck.
Es seien ihrer so wenige, aber sie seien so
nachdrücklich, daß das Kind sie nach Jahren

ihr Beten, Gehorchen, Lernen u. s. w., und
nach Verdienst Lob und Tadel austeilen.
Damit befestigt er gleichzeitig das Ansehen
der Mutter und sein eigenes, und wenn er
auch abwesend ist, so wird schon die Erin-
nerung an ihn die Kinder zu einem guten
Verhalten anspornen.

Es ist nicht notwendig, daß der Vater
bei solchen Anlässen den Kindern gegenüber
viele Worte mache. Eine kurze Bemerkung
beim rechten Anlaß mit gehörigem Nachdruck
angebracht, ist wirksamer als ein Strom von
Worten. Beda Weber erzählt, sein Vater
habe bei der ersten heiligen Kommunion nur
ein Wort, aber voller Rührung an ihn ge-
richtet: „Vergiß es nicht“. Dieses einzige
Wort habe einen unauslöschlichen Eindruck
auf ihn gemacht.

Das Gesagte gilt auch von den Zurecht-
weisungen und Strafen. Die Mutter soll auch
nicht überflüssige Worte machen, aber sie
muß notwendig jeden Tag in manchen Din-
gen mahnen und tadeln. Die Rügen und
Strafen des Vaters aber dürfen nie alltäg-
lich werden, sonst verfehlen sie ihren Zweck.
Es seien ihrer so wenige, aber sie seien so
nachdrücklich, daß das Kind sie nach Jahren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="18">
          <p><pb facs="#f0148" xml:id="E29V3_001_1895_pb0134_0001" n="134"/>
ihr Beten, Gehorchen, Lernen u. s. w., und<lb/>
nach Verdienst Lob und Tadel austeilen.<lb/>
Damit befestigt er gleichzeitig das Ansehen<lb/>
der Mutter und sein eigenes, und wenn er<lb/>
auch abwesend ist, so wird schon die Erin-<lb/>
nerung an ihn die Kinder zu einem guten<lb/>
Verhalten anspornen.</p>
          <p>Es ist nicht notwendig, daß der Vater<lb/>
bei solchen Anlässen den Kindern gegenüber<lb/>
viele Worte mache. Eine kurze Bemerkung<lb/>
beim rechten Anlaß mit gehörigem Nachdruck<lb/>
angebracht, ist wirksamer als ein Strom von<lb/>
Worten. Beda Weber erzählt, sein Vater<lb/>
habe bei der ersten heiligen Kommunion nur<lb/>
ein Wort, aber voller Rührung an ihn ge-<lb/>
richtet: <q>&#x201E;Vergiß es nicht&#x201C;</q>. Dieses einzige<lb/>
Wort habe einen unauslöschlichen Eindruck<lb/>
auf ihn gemacht.</p>
          <p>Das Gesagte gilt auch von den Zurecht-<lb/>
weisungen und Strafen. Die Mutter soll auch<lb/>
nicht überflüssige Worte machen, aber sie<lb/>
muß notwendig jeden Tag in manchen Din-<lb/>
gen mahnen und tadeln. Die Rügen und<lb/>
Strafen des Vaters aber dürfen nie alltäg-<lb/>
lich werden, sonst verfehlen sie ihren Zweck.<lb/>
Es seien ihrer so wenige, aber sie seien so<lb/>
nachdrücklich, daß das Kind sie nach Jahren<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0148] ihr Beten, Gehorchen, Lernen u. s. w., und nach Verdienst Lob und Tadel austeilen. Damit befestigt er gleichzeitig das Ansehen der Mutter und sein eigenes, und wenn er auch abwesend ist, so wird schon die Erin- nerung an ihn die Kinder zu einem guten Verhalten anspornen. Es ist nicht notwendig, daß der Vater bei solchen Anlässen den Kindern gegenüber viele Worte mache. Eine kurze Bemerkung beim rechten Anlaß mit gehörigem Nachdruck angebracht, ist wirksamer als ein Strom von Worten. Beda Weber erzählt, sein Vater habe bei der ersten heiligen Kommunion nur ein Wort, aber voller Rührung an ihn ge- richtet: „Vergiß es nicht“. Dieses einzige Wort habe einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn gemacht. Das Gesagte gilt auch von den Zurecht- weisungen und Strafen. Die Mutter soll auch nicht überflüssige Worte machen, aber sie muß notwendig jeden Tag in manchen Din- gen mahnen und tadeln. Die Rügen und Strafen des Vaters aber dürfen nie alltäg- lich werden, sonst verfehlen sie ihren Zweck. Es seien ihrer so wenige, aber sie seien so nachdrücklich, daß das Kind sie nach Jahren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/148
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/148>, abgerufen am 10.05.2024.