mehr die gleichen sein, wie im Anfange ihrer Ehe. Entweder haben sie einander auf dem Wege zum Himmel vorwärts oder rückwärts gebracht, und bei dem Gerichte des zuerst ster- benden Teiles findet auch schon eine halbe Ab- rechnung statt für den überlebenden Teil. Wel- cher Trost für diesen, wenn er am Grabe un- ter den Schmerzen der Trennung zu sich selber sagen kann: Ich habe gewissenhaft und nach meinen Kräften beigetragen, daß diese Seele an einen guten Ort gelangte, und sie hat das Ihrige auch an mir gethan, daß ich hoffen darf, ihr einst dorthin zu folgen. Solche Gedanken benehmen den Thränen ihre Bitter- keit und lösen den Schmerz auf in trostvolles Hoffen. Ganz anders steht es bei dem, der mit Grund besorgen muß, daß er dem Ver- storbenen ein Anlaß zu vielen Sünden, ein Hindernis des Heiles gewesen, und so ihm und sich selbst das Gericht erschwert habe.
Wie sollen sich die Gatten heiligen? Zu- nächst durch die Geduld. Jeder natürliche Mangel, jeder sittliche Fehler des einen Tei- les ist eine widerwärtige Last für den andern. Aber diese liegt jetzt einmal auf ihm, sie läßt sich nicht abschütteln, und mit Ungeduld und Toben wird sie nicht erleichtert. Wenn
mehr die gleichen sein, wie im Anfange ihrer Ehe. Entweder haben sie einander auf dem Wege zum Himmel vorwärts oder rückwärts gebracht, und bei dem Gerichte des zuerst ster- benden Teiles findet auch schon eine halbe Ab- rechnung statt für den überlebenden Teil. Wel- cher Trost für diesen, wenn er am Grabe un- ter den Schmerzen der Trennung zu sich selber sagen kann: Ich habe gewissenhaft und nach meinen Kräften beigetragen, daß diese Seele an einen guten Ort gelangte, und sie hat das Ihrige auch an mir gethan, daß ich hoffen darf, ihr einst dorthin zu folgen. Solche Gedanken benehmen den Thränen ihre Bitter- keit und lösen den Schmerz auf in trostvolles Hoffen. Ganz anders steht es bei dem, der mit Grund besorgen muß, daß er dem Ver- storbenen ein Anlaß zu vielen Sünden, ein Hindernis des Heiles gewesen, und so ihm und sich selbst das Gericht erschwert habe.
Wie sollen sich die Gatten heiligen? Zu- nächst durch die Geduld. Jeder natürliche Mangel, jeder sittliche Fehler des einen Tei- les ist eine widerwärtige Last für den andern. Aber diese liegt jetzt einmal auf ihm, sie läßt sich nicht abschütteln, und mit Ungeduld und Toben wird sie nicht erleichtert. Wenn
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mehr die gleichen sein, wie im Anfange ihrer
Ehe. Entweder haben sie einander auf dem
Wege zum Himmel vorwärts oder rückwärts
gebracht, und bei dem Gerichte des zuerst ster-
benden Teiles findet auch schon eine halbe Ab-
rechnung statt für den überlebenden Teil. Wel-
cher Trost für diesen, wenn er am Grabe un-
ter den Schmerzen der Trennung zu sich selber
sagen kann: Ich habe gewissenhaft und
nach meinen Kräften beigetragen, daß diese
Seele an einen guten Ort gelangte, und sie
hat das Ihrige auch an mir gethan, daß ich
hoffen darf, ihr einst dorthin zu folgen. Solche
Gedanken benehmen den Thränen ihre Bitter-
keit und lösen den Schmerz auf in trostvolles
Hoffen. Ganz anders steht es bei dem, der
mit Grund besorgen muß, daß er dem Ver-
storbenen ein Anlaß zu vielen Sünden, ein
Hindernis des Heiles gewesen, und so ihm
und sich selbst das Gericht erschwert habe.
Wie sollen sich die Gatten heiligen? Zu-
nächst durch die Geduld. Jeder natürliche
Mangel, jeder sittliche Fehler des einen Tei-
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Aber diese liegt jetzt einmal auf ihm, sie
läßt sich nicht abschütteln, und mit Ungeduld
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/105>, abgerufen am 25.11.2024.
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