er Geduld übt, so wird er für sich selber nicht sündigen, der Fehler des Gatten wird ihm sogar Anlaß zur Tugendübung, dient ihm also zum wahren Besten, und wenn etwas zur Besserung des Fehlers führen kann, so ist es Geduld und Nachsicht. Der Ge- duldige reizt und verletzt den Fehlenden nicht durch Zornausbrüche, er hat die Kraft zu schweigen, mit seinen Mahnungen den rech- ten Augenblick abzuwarten, wo er sie mit Liebe und Wohlwollen anbringen kann, und sie mit gutem Willen aufgenommen werden. Sobald der gute Wille zur Besserung vor- handen ist, ist der Fehler nicht mehr ein schuldbarer Fehler, sondern eine Schwäche, an deren Heilung beide gemeinsam arbeiten sollen. Wohin es führt, wenn man solche Fehler nicht mit Geduld behandelt, können alle aus Erfahrung wissen.
Das andere Mittel gegenseitiger Heiligung ist das gute Beispiel. Das andächtige Gebet, die zarte Gewissenhaftigkeit, leben- diger Glaube und ungeheuchelte Gottesfurcht, Feindesliebe und Versöhnlichkeit wirken mit der Kraft einer lebendigen Predigt. Es ist fast nicht denkbar, daß das fortgesetzte auf- erbauliche Beispiel des einen Teiles ohne
er Geduld übt, so wird er für sich selber nicht sündigen, der Fehler des Gatten wird ihm sogar Anlaß zur Tugendübung, dient ihm also zum wahren Besten, und wenn etwas zur Besserung des Fehlers führen kann, so ist es Geduld und Nachsicht. Der Ge- duldige reizt und verletzt den Fehlenden nicht durch Zornausbrüche, er hat die Kraft zu schweigen, mit seinen Mahnungen den rech- ten Augenblick abzuwarten, wo er sie mit Liebe und Wohlwollen anbringen kann, und sie mit gutem Willen aufgenommen werden. Sobald der gute Wille zur Besserung vor- handen ist, ist der Fehler nicht mehr ein schuldbarer Fehler, sondern eine Schwäche, an deren Heilung beide gemeinsam arbeiten sollen. Wohin es führt, wenn man solche Fehler nicht mit Geduld behandelt, können alle aus Erfahrung wissen.
Das andere Mittel gegenseitiger Heiligung ist das gute Beispiel. Das andächtige Gebet, die zarte Gewissenhaftigkeit, leben- diger Glaube und ungeheuchelte Gottesfurcht, Feindesliebe und Versöhnlichkeit wirken mit der Kraft einer lebendigen Predigt. Es ist fast nicht denkbar, daß das fortgesetzte auf- erbauliche Beispiel des einen Teiles ohne
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er Geduld übt, so wird er für sich selber
nicht sündigen, der Fehler des Gatten wird
ihm sogar Anlaß zur Tugendübung, dient
ihm also zum wahren Besten, und wenn
etwas zur Besserung des Fehlers führen kann,
so ist es Geduld und Nachsicht. Der Ge-
duldige reizt und verletzt den Fehlenden nicht
durch Zornausbrüche, er hat die Kraft zu
schweigen, mit seinen Mahnungen den rech-
ten Augenblick abzuwarten, wo er sie mit
Liebe und Wohlwollen anbringen kann, und
sie mit gutem Willen aufgenommen werden.
Sobald der gute Wille zur Besserung vor-
handen ist, ist der Fehler nicht mehr ein
schuldbarer Fehler, sondern eine Schwäche,
an deren Heilung beide gemeinsam arbeiten
sollen. Wohin es führt, wenn man solche
Fehler nicht mit Geduld behandelt, können
alle aus Erfahrung wissen.
Das andere Mittel gegenseitiger Heiligung
ist das gute Beispiel. Das andächtige
Gebet, die zarte Gewissenhaftigkeit, leben-
diger Glaube und ungeheuchelte Gottesfurcht,
Feindesliebe und Versöhnlichkeit wirken mit
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/106>, abgerufen am 25.11.2024.
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