und auch jetzt lieber nicht sehen möchte. Gar oft sind diese unliebsamen Entdeckungen der Ausgangspunkt von neuen Fehlern und von Störungen des ehelichen Friedens, die sich bis zur Unheilbarkeit weiter entwickeln kön- nen. Kommt es auch nicht so weit, so ist es doch unvermeidlich, daß jeder Fehler des Mannes oder der Frau das gute Einver- nehmen und das Glück der Ehe mehr oder weniger beeinträchtiget.
Bei der innigen Lebensgemeinschaft zwischen den beiden Gatten ist es ganz natürlich, daß die Gatten einander ge- genseitig besser oder schlimmer machen. Ge- wisse Fehler des einen Teiles werden auf den andern Teil wirken mit der Macht des bösen Beispieles, des Aergernisses, z. B. ihn zur Lauheit, zur religiösen Gleichgül- tigkeit oder zu sittlichen Fehlern verleiten, andere Fehler werden den Zorn, die Eifer- sucht, die Erbitterung und Abneigung auf der anderen Seite herausfordern. Umgekehrt können die Gatten einander auch in Wort und Beispiel zum Guten aufmuntern und aneifern und so einander Führer zum Himmel werden.
Wenn einst der Tod die beiden Gatten voneinander scheidet, so werden sie nicht
und auch jetzt lieber nicht sehen möchte. Gar oft sind diese unliebsamen Entdeckungen der Ausgangspunkt von neuen Fehlern und von Störungen des ehelichen Friedens, die sich bis zur Unheilbarkeit weiter entwickeln kön- nen. Kommt es auch nicht so weit, so ist es doch unvermeidlich, daß jeder Fehler des Mannes oder der Frau das gute Einver- nehmen und das Glück der Ehe mehr oder weniger beeinträchtiget.
Bei der innigen Lebensgemeinschaft zwischen den beiden Gatten ist es ganz natürlich, daß die Gatten einander ge- genseitig besser oder schlimmer machen. Ge- wisse Fehler des einen Teiles werden auf den andern Teil wirken mit der Macht des bösen Beispieles, des Aergernisses, z. B. ihn zur Lauheit, zur religiösen Gleichgül- tigkeit oder zu sittlichen Fehlern verleiten, andere Fehler werden den Zorn, die Eifer- sucht, die Erbitterung und Abneigung auf der anderen Seite herausfordern. Umgekehrt können die Gatten einander auch in Wort und Beispiel zum Guten aufmuntern und aneifern und so einander Führer zum Himmel werden.
Wenn einst der Tod die beiden Gatten voneinander scheidet, so werden sie nicht
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und auch jetzt lieber nicht sehen möchte. Gar
oft sind diese unliebsamen Entdeckungen der
Ausgangspunkt von neuen Fehlern und von
Störungen des ehelichen Friedens, die sich
bis zur Unheilbarkeit weiter entwickeln kön-
nen. Kommt es auch nicht so weit, so ist
es doch unvermeidlich, daß jeder Fehler des
Mannes oder der Frau das gute Einver-
nehmen und das Glück der Ehe mehr oder
weniger beeinträchtiget.
Bei der innigen Lebensgemeinschaft
zwischen den beiden Gatten ist es ganz
natürlich, daß die Gatten einander ge-
genseitig besser oder schlimmer machen. Ge-
wisse Fehler des einen Teiles werden auf
den andern Teil wirken mit der Macht des
bösen Beispieles, des Aergernisses, z. B.
ihn zur Lauheit, zur religiösen Gleichgül-
tigkeit oder zu sittlichen Fehlern verleiten,
andere Fehler werden den Zorn, die Eifer-
sucht, die Erbitterung und Abneigung auf
der anderen Seite herausfordern. Umgekehrt
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/104>, abgerufen am 24.11.2024.
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