Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

so werden sie auch Eifer haben, einander
des Himmels immer würdiger zu machen,
sich gegenseitig die Erlangung desselben im-
mer mehr zu sichern, mit andern Worten:
Es muß ihre erste Sorge sein, einander
gegenseitig zu heiligen.

So selbstverständlich diese gegenseitige
Heiligung unter Christen sein sollte, so selten
ist die Uebung derselben. Und doch würde
durch sie eine Menge von Uebeln und Elend
von der Ehe ferngehalten. Sie allein ist im
stande, die christliche Ehe zur eigentlichen
Höhe der Würde und des Glückes zu erhe-
ben, welche ihr Christus zugedacht hat. Wo
gegen diese gegenseitige Heiligung gefrevelt
wird, da muß es meistens schon in diesem
Leben bitter gebüßt werden. Ich will ein
wenig näher auf die Sache eingehen.

Alle Ehegatten sind schwache Menschen,
und wenn auch die erste Liebe die beider-
seitigen Gebrechen übersehen mag, nach und
nach giebt der eine und der andere Teil
gewisse Rücksichten auf und zeigt sich, wie
er ist; gleichzeitig gelangt man beiderseits
zu einer nüchternern Anschauung und so
kommt es, daß man manches aneinander
sieht, was man vorher nicht gesehen hat,

so werden sie auch Eifer haben, einander
des Himmels immer würdiger zu machen,
sich gegenseitig die Erlangung desselben im-
mer mehr zu sichern, mit andern Worten:
Es muß ihre erste Sorge sein, einander
gegenseitig zu heiligen.

So selbstverständlich diese gegenseitige
Heiligung unter Christen sein sollte, so selten
ist die Uebung derselben. Und doch würde
durch sie eine Menge von Uebeln und Elend
von der Ehe ferngehalten. Sie allein ist im
stande, die christliche Ehe zur eigentlichen
Höhe der Würde und des Glückes zu erhe-
ben, welche ihr Christus zugedacht hat. Wo
gegen diese gegenseitige Heiligung gefrevelt
wird, da muß es meistens schon in diesem
Leben bitter gebüßt werden. Ich will ein
wenig näher auf die Sache eingehen.

Alle Ehegatten sind schwache Menschen,
und wenn auch die erste Liebe die beider-
seitigen Gebrechen übersehen mag, nach und
nach giebt der eine und der andere Teil
gewisse Rücksichten auf und zeigt sich, wie
er ist; gleichzeitig gelangt man beiderseits
zu einer nüchternern Anschauung und so
kommt es, daß man manches aneinander
sieht, was man vorher nicht gesehen hat,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="12">
          <p><pb facs="#f0103" xml:id="E29V3_001_1895_pb0089_0001" n="89"/>
so werden sie auch Eifer haben, einander<lb/>
des Himmels immer würdiger zu machen,<lb/>
sich gegenseitig die Erlangung desselben im-<lb/>
mer mehr zu sichern, mit andern Worten:<lb/>
Es muß ihre erste Sorge sein, einander<lb/>
gegenseitig zu heiligen.</p>
          <p>So selbstverständlich diese gegenseitige<lb/>
Heiligung unter Christen sein sollte, so selten<lb/>
ist die Uebung derselben. Und doch würde<lb/>
durch sie eine Menge von Uebeln und Elend<lb/>
von der Ehe ferngehalten. Sie allein ist im<lb/>
stande, die christliche Ehe zur eigentlichen<lb/>
Höhe der Würde und des Glückes zu erhe-<lb/>
ben, welche ihr Christus zugedacht hat. Wo<lb/>
gegen diese gegenseitige Heiligung gefrevelt<lb/>
wird, da muß es meistens schon in diesem<lb/>
Leben bitter gebüßt werden. Ich will ein<lb/>
wenig näher auf die Sache eingehen.</p>
          <p>Alle Ehegatten sind schwache Menschen,<lb/>
und wenn auch die erste Liebe die beider-<lb/>
seitigen Gebrechen übersehen mag, nach und<lb/>
nach giebt der eine und der andere Teil<lb/>
gewisse Rücksichten auf und zeigt sich, wie<lb/>
er ist; gleichzeitig gelangt man beiderseits<lb/>
zu einer nüchternern Anschauung und so<lb/>
kommt es, daß man manches aneinander<lb/>
sieht, was man vorher nicht gesehen hat,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0103] so werden sie auch Eifer haben, einander des Himmels immer würdiger zu machen, sich gegenseitig die Erlangung desselben im- mer mehr zu sichern, mit andern Worten: Es muß ihre erste Sorge sein, einander gegenseitig zu heiligen. So selbstverständlich diese gegenseitige Heiligung unter Christen sein sollte, so selten ist die Uebung derselben. Und doch würde durch sie eine Menge von Uebeln und Elend von der Ehe ferngehalten. Sie allein ist im stande, die christliche Ehe zur eigentlichen Höhe der Würde und des Glückes zu erhe- ben, welche ihr Christus zugedacht hat. Wo gegen diese gegenseitige Heiligung gefrevelt wird, da muß es meistens schon in diesem Leben bitter gebüßt werden. Ich will ein wenig näher auf die Sache eingehen. Alle Ehegatten sind schwache Menschen, und wenn auch die erste Liebe die beider- seitigen Gebrechen übersehen mag, nach und nach giebt der eine und der andere Teil gewisse Rücksichten auf und zeigt sich, wie er ist; gleichzeitig gelangt man beiderseits zu einer nüchternern Anschauung und so kommt es, daß man manches aneinander sieht, was man vorher nicht gesehen hat,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/103
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/103>, abgerufen am 10.05.2024.