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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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Von meinem Freunde Töpfer in Genf waren
einige neue Hefte Feder-Zeichnungen und Aquarell-
Bilder eingegangen, größtentheils landschaftliche An¬
sichten aus der Schweiz und Italien, die er auf seinen
Fußreisen nach und nach zusammengebracht. Goethe
war von der Schönheit dieser Zeichnungen, besonders
der Aquarell-Bilder, so sehr frappirt, daß er sagte, es
sey ihm, als sähe er Werke des berühmten Lory. Ich
bemerkte, daß dieß noch keineswegs das Beste von
Töpfer sey und daß er ganz andere Dinge zu senden
habe. "Ich weiß nicht, was Ihr wollt! erwiederte
Goethe. Was sollte es denn noch besser seyn! Und
was hätte es zu sagen, wenn es auch wirklich noch
etwas besser wäre! Sobald ein Künstler zu einer ge¬
wissen Höhe von Vortrefflichkeit gelangt ist, wird
es ziemlich gleichgültig, ob eins seiner Werke etwas
vollkommener gerathen ist als ein anderes. Der Ken¬
ner sieht in jedem doch immer die Hand des Meisters
und den ganzen Umfang seines Talentes und seiner
Mittel."


Ich hatte Goethen ein in England gestochenes
Portrait von Dümont zugeschickt, das ihn sehr zu
interessiren schien.

"Ich habe das Bild des bedeutenden Mannes oft

Von meinem Freunde Töpfer in Genf waren
einige neue Hefte Feder-Zeichnungen und Aquarell-
Bilder eingegangen, größtentheils landſchaftliche An¬
ſichten aus der Schweiz und Italien, die er auf ſeinen
Fußreiſen nach und nach zuſammengebracht. Goethe
war von der Schönheit dieſer Zeichnungen, beſonders
der Aquarell-Bilder, ſo ſehr frappirt, daß er ſagte, es
ſey ihm, als ſähe er Werke des berühmten Lory. Ich
bemerkte, daß dieß noch keineswegs das Beſte von
Töpfer ſey und daß er ganz andere Dinge zu ſenden
habe. „Ich weiß nicht, was Ihr wollt! erwiederte
Goethe. Was ſollte es denn noch beſſer ſeyn! Und
was hätte es zu ſagen, wenn es auch wirklich noch
etwas beſſer wäre! Sobald ein Künſtler zu einer ge¬
wiſſen Höhe von Vortrefflichkeit gelangt iſt, wird
es ziemlich gleichgültig, ob eins ſeiner Werke etwas
vollkommener gerathen iſt als ein anderes. Der Ken¬
ner ſieht in jedem doch immer die Hand des Meiſters
und den ganzen Umfang ſeines Talentes und ſeiner
Mittel.“


Ich hatte Goethen ein in England geſtochenes
Portrait von Dümont zugeſchickt, das ihn ſehr zu
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[364/0386] Donnerstag, den 5. Januar 1832*. Von meinem Freunde Töpfer in Genf waren einige neue Hefte Feder-Zeichnungen und Aquarell- Bilder eingegangen, größtentheils landſchaftliche An¬ ſichten aus der Schweiz und Italien, die er auf ſeinen Fußreiſen nach und nach zuſammengebracht. Goethe war von der Schönheit dieſer Zeichnungen, beſonders der Aquarell-Bilder, ſo ſehr frappirt, daß er ſagte, es ſey ihm, als ſähe er Werke des berühmten Lory. Ich bemerkte, daß dieß noch keineswegs das Beſte von Töpfer ſey und daß er ganz andere Dinge zu ſenden habe. „Ich weiß nicht, was Ihr wollt! erwiederte Goethe. Was ſollte es denn noch beſſer ſeyn! Und was hätte es zu ſagen, wenn es auch wirklich noch etwas beſſer wäre! Sobald ein Künſtler zu einer ge¬ wiſſen Höhe von Vortrefflichkeit gelangt iſt, wird es ziemlich gleichgültig, ob eins ſeiner Werke etwas vollkommener gerathen iſt als ein anderes. Der Ken¬ ner ſieht in jedem doch immer die Hand des Meiſters und den ganzen Umfang ſeines Talentes und ſeiner Mittel.“ Freitag, den 17. Februar 1832*. Ich hatte Goethen ein in England geſtochenes Portrait von Dümont zugeſchickt, das ihn ſehr zu intereſſiren ſchien. „Ich habe das Bild des bedeutenden Mannes oft

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/386>, abgerufen am 23.11.2024.