sind die Leute, ich habe sie kennen gelernt, so sind sie und nicht anders."
Aber doch, sagte ich, kann es Ihnen nicht gereuen, daß Sie die Farbenlehre geschrieben; denn nicht allein daß Sie dadurch ein festes Gebäude dieser trefflichen Wissenschaft gegründet, sondern Sie haben auch darin ein Muster wissenschaftlicher Behandlung aufgestellt, woran man sich bey Behandlung ähnlicher Gegenstände immer halten kann.
"Es gereut mich auch keineswegs, sagte Goethe, obgleich ich die Mühe eines halben Lebens hineingesteckt habe. Ich hätte vielleicht ein halb Dutzend Trauerspiele mehr geschrieben, das ist alles, und dazu werden sich noch Leute genug nach mir finden."
"Aber Sie haben Recht, ich denke auch die Be¬ handlung wäre gut; es ist Methode darin. In der¬ selbigen Art habe ich auch eine Tonlehre geschrieben, so wie auch meine Metamorphose der Pflanzen auf der¬ selbigen Anschauungs- und Ableitungs-Weise beruhet."
"Mit meiner Metamorphose der Pflanzen ging es mir eigen; ich kam dazu wie Herschel zu seinen Ent¬ deckungen. Herschel nämlich war so arm, daß er sich kein Fernrohr anschaffen konnte, sondern daß er genö¬ thiget war sich selber eins zu machen. Aber dieß war sein Glück; denn dieses selbstfabricirte war besser als alle anderen und er machte damit seine großen Ent¬ deckungen. In die Botanik war ich auf empirischem
ſind die Leute, ich habe ſie kennen gelernt, ſo ſind ſie und nicht anders.“
Aber doch, ſagte ich, kann es Ihnen nicht gereuen, daß Sie die Farbenlehre geſchrieben; denn nicht allein daß Sie dadurch ein feſtes Gebaͤude dieſer trefflichen Wiſſenſchaft gegruͤndet, ſondern Sie haben auch darin ein Muſter wiſſenſchaftlicher Behandlung aufgeſtellt, woran man ſich bey Behandlung aͤhnlicher Gegenſtaͤnde immer halten kann.
„Es gereut mich auch keineswegs, ſagte Goethe, obgleich ich die Muͤhe eines halben Lebens hineingeſteckt habe. Ich haͤtte vielleicht ein halb Dutzend Trauerſpiele mehr geſchrieben, das iſt alles, und dazu werden ſich noch Leute genug nach mir finden.“
„Aber Sie haben Recht, ich denke auch die Be¬ handlung waͤre gut; es iſt Methode darin. In der¬ ſelbigen Art habe ich auch eine Tonlehre geſchrieben, ſo wie auch meine Metamorphoſe der Pflanzen auf der¬ ſelbigen Anſchauungs- und Ableitungs-Weiſe beruhet.“
„Mit meiner Metamorphoſe der Pflanzen ging es mir eigen; ich kam dazu wie Herſchel zu ſeinen Ent¬ deckungen. Herſchel naͤmlich war ſo arm, daß er ſich kein Fernrohr anſchaffen konnte, ſondern daß er genoͤ¬ thiget war ſich ſelber eins zu machen. Aber dieß war ſein Gluͤck; denn dieſes ſelbſtfabricirte war beſſer als alle anderen und er machte damit ſeine großen Ent¬ deckungen. In die Botanik war ich auf empiriſchem
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ſind die Leute, ich habe ſie kennen gelernt, ſo ſind ſie
und nicht anders.“
Aber doch, ſagte ich, kann es Ihnen nicht gereuen,
daß Sie die Farbenlehre geſchrieben; denn nicht allein
daß Sie dadurch ein feſtes Gebaͤude dieſer trefflichen
Wiſſenſchaft gegruͤndet, ſondern Sie haben auch darin
ein Muſter wiſſenſchaftlicher Behandlung aufgeſtellt,
woran man ſich bey Behandlung aͤhnlicher Gegenſtaͤnde
immer halten kann.
„Es gereut mich auch keineswegs, ſagte Goethe,
obgleich ich die Muͤhe eines halben Lebens hineingeſteckt
habe. Ich haͤtte vielleicht ein halb Dutzend Trauerſpiele
mehr geſchrieben, das iſt alles, und dazu werden ſich
noch Leute genug nach mir finden.“
„Aber Sie haben Recht, ich denke auch die Be¬
handlung waͤre gut; es iſt Methode darin. In der¬
ſelbigen Art habe ich auch eine Tonlehre geſchrieben, ſo
wie auch meine Metamorphoſe der Pflanzen auf der¬
ſelbigen Anſchauungs- und Ableitungs-Weiſe beruhet.“
„Mit meiner Metamorphoſe der Pflanzen ging es
mir eigen; ich kam dazu wie Herſchel zu ſeinen Ent¬
deckungen. Herſchel naͤmlich war ſo arm, daß er ſich
kein Fernrohr anſchaffen konnte, ſondern daß er genoͤ¬
thiget war ſich ſelber eins zu machen. Aber dieß war
ſein Gluͤck; denn dieſes ſelbſtfabricirte war beſſer als
alle anderen und er machte damit ſeine großen Ent¬
deckungen. In die Botanik war ich auf empiriſchem
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/356>, abgerufen am 25.11.2024.
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