den; denn es ist ein seltener Fall, daß eine Sängerin zugleich als tragische Künstlerin von hinlänglicher Be¬ deutung ist."
Das Ganze, sagte ich, wird zu großer Pracht und Mannigfaltigkeit in Decorationen und Garderobe Anlaß geben, und ich kann nicht läugnen, ich freue mich dar¬ auf, es auf der Bühne zu sehen. Wenn nur ein recht großer Componist sich daran machte! -- "Es müßte einer seyn, sagte Goethe, der wie Meyerbeer lange in Italien gelebt hat, so daß er seine deutsche Natur mit der italienischen Art und Weise verbände. Doch das wird sich schon finden und ich habe keinen Zweifel; ich freue mich nur, daß ich es los bin. Auf den Gedanken, daß der Chor nicht wieder in die Unterwelt hinab will, sondern auf der heiteren Oberfläche der Erde sich den Elementen zuwirft, thue ich mir wirklich etwas zu gute." Es ist eine neue Art von Unsterblichkeit, sag¬ te ich.
"Nun, fuhr Goethe fort, wie steht es mit der Novelle?" Ich habe sie mitgebracht, sagte ich. Nach¬ dem ich sie nochmals gelesen, finde ich, daß Eure Ex¬ cellenz die intendirte Änderung nicht machen dürfen. Es thut gar gute Wirkung, wenn die Leute beym ge¬ tödteten Tiger zuerst als durchaus fremde neue Wesen mit ihren abweichenden wunderlichen Kleidungen und Manieren hervortreten und sich als Besitzer der Thiere ankündigen. Brächten Sie sie aber schon früher in der
den; denn es iſt ein ſeltener Fall, daß eine Saͤngerin zugleich als tragiſche Kuͤnſtlerin von hinlaͤnglicher Be¬ deutung iſt.“
Das Ganze, ſagte ich, wird zu großer Pracht und Mannigfaltigkeit in Decorationen und Garderobe Anlaß geben, und ich kann nicht laͤugnen, ich freue mich dar¬ auf, es auf der Buͤhne zu ſehen. Wenn nur ein recht großer Componiſt ſich daran machte! — „Es muͤßte einer ſeyn, ſagte Goethe, der wie Meyerbeer lange in Italien gelebt hat, ſo daß er ſeine deutſche Natur mit der italieniſchen Art und Weiſe verbaͤnde. Doch das wird ſich ſchon finden und ich habe keinen Zweifel; ich freue mich nur, daß ich es los bin. Auf den Gedanken, daß der Chor nicht wieder in die Unterwelt hinab will, ſondern auf der heiteren Oberflaͤche der Erde ſich den Elementen zuwirft, thue ich mir wirklich etwas zu gute.“ Es iſt eine neue Art von Unſterblichkeit, ſag¬ te ich.
„Nun, fuhr Goethe fort, wie ſteht es mit der Novelle?“ Ich habe ſie mitgebracht, ſagte ich. Nach¬ dem ich ſie nochmals geleſen, finde ich, daß Eure Ex¬ cellenz die intendirte Änderung nicht machen duͤrfen. Es thut gar gute Wirkung, wenn die Leute beym ge¬ toͤdteten Tiger zuerſt als durchaus fremde neue Weſen mit ihren abweichenden wunderlichen Kleidungen und Manieren hervortreten und ſich als Beſitzer der Thiere ankuͤndigen. Braͤchten Sie ſie aber ſchon fruͤher in der
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den; denn es iſt ein ſeltener Fall, daß eine Saͤngerin
zugleich als tragiſche Kuͤnſtlerin von hinlaͤnglicher Be¬
deutung iſt.“
Das Ganze, ſagte ich, wird zu großer Pracht und
Mannigfaltigkeit in Decorationen und Garderobe Anlaß
geben, und ich kann nicht laͤugnen, ich freue mich dar¬
auf, es auf der Buͤhne zu ſehen. Wenn nur ein recht
großer Componiſt ſich daran machte! — „Es muͤßte
einer ſeyn, ſagte Goethe, der wie Meyerbeer lange in
Italien gelebt hat, ſo daß er ſeine deutſche Natur mit
der italieniſchen Art und Weiſe verbaͤnde. Doch das
wird ſich ſchon finden und ich habe keinen Zweifel; ich
freue mich nur, daß ich es los bin. Auf den Gedanken,
daß der Chor nicht wieder in die Unterwelt hinab will,
ſondern auf der heiteren Oberflaͤche der Erde ſich den
Elementen zuwirft, thue ich mir wirklich etwas zu
gute.“ Es iſt eine neue Art von Unſterblichkeit, ſag¬
te ich.
„Nun, fuhr Goethe fort, wie ſteht es mit der
Novelle?“ Ich habe ſie mitgebracht, ſagte ich. Nach¬
dem ich ſie nochmals geleſen, finde ich, daß Eure Ex¬
cellenz die intendirte Änderung nicht machen duͤrfen.
Es thut gar gute Wirkung, wenn die Leute beym ge¬
toͤdteten Tiger zuerſt als durchaus fremde neue Weſen
mit ihren abweichenden wunderlichen Kleidungen und
Manieren hervortreten und ſich als Beſitzer der Thiere
ankuͤndigen. Braͤchten Sie ſie aber ſchon fruͤher in der
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/338>, abgerufen am 24.11.2024.
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