[...] sofort in den Taubenschlag zu stecken. Dann öffne ich die Thür, als wäre nichts geschehen, mache dem Pichi weis, der Junge habe ein Messer im Munde gehabt, und ich sei darüber so entsetzt gewesen, daß ich vor lauter Angst die Treppe so rasch hinaufgesprungen sei und den Buben nun zur Strafe an die Luft gesetzt habe. Der Bruder eines Nilpferds glaubte mir und ließ sich dann durch das ganze Haus führen. Erst fanden sie die große Sykomoren-Kiste mit den Papieren, welche Du mir gleich- falls sorgsam zu bewachen anbefohlen hattest, dann die Papyrusrollen auf Deinem Arbeitstische, und nach und nach alles Geschriebene, was nur im Hause aufzutreiben war. Das steckten sie ohne Auswahl in die große Kiste und trugen sie hinunter; das schwarze Kästchen aber lag unversehrt im Taubenschlage. Mein Enkel ist der klügste Junge in ganz Sais!
"Als ich die Kiste zum Hause hinaustragen sah, erwachte meine mühsam hinuntergekämpfte Wuth von neuem. Jch drohte den unverschämten Eindringlingen, sie bei den Richtern, ja, wenn es Noth thäte, beim Könige zu verklagen, und würde auch das Volk gegen sie auf- gehetzt haben, wenn die verdammten Perser, denen die
[…] ſofort in den Taubenſchlag zu ſtecken. Dann öffne ich die Thür, als wäre nichts geſchehen, mache dem Pichi weis, der Junge habe ein Meſſer im Munde gehabt, und ich ſei darüber ſo entſetzt geweſen, daß ich vor lauter Angſt die Treppe ſo raſch hinaufgeſprungen ſei und den Buben nun zur Strafe an die Luft geſetzt habe. Der Bruder eines Nilpferds glaubte mir und ließ ſich dann durch das ganze Haus führen. Erſt fanden ſie die große Sykomoren-Kiſte mit den Papieren, welche Du mir gleich- falls ſorgſam zu bewachen anbefohlen hatteſt, dann die Papyrusrollen auf Deinem Arbeitstiſche, und nach und nach alles Geſchriebene, was nur im Hauſe aufzutreiben war. Das ſteckten ſie ohne Auswahl in die große Kiſte und trugen ſie hinunter; das ſchwarze Käſtchen aber lag unverſehrt im Taubenſchlage. Mein Enkel iſt der klügſte Junge in ganz Sais!
„Als ich die Kiſte zum Hauſe hinaustragen ſah, erwachte meine mühſam hinuntergekämpfte Wuth von neuem. Jch drohte den unverſchämten Eindringlingen, ſie bei den Richtern, ja, wenn es Noth thäte, beim Könige zu verklagen, und würde auch das Volk gegen ſie auf- gehetzt haben, wenn die verdammten Perſer, denen die
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nehmend, reiße, oben angekommen, die Thür Deines<lb/>
Schlafzimmerſ auf, ſchiebe meinen Enkel, der vor ihre<lb/>ſtand, hinein und ſtoße den Riegel vor. Dank meinen<lb/>
langen Beinen war ich den Andern ſo weit voraus, daß<lb/>
ich Zeit behielt, dem Jungen das ſchwarze Käſtchen,<lb/>
welches du meiner beſondern Obhut empfohlen hatteſt,<lb/>
in den Arm zu geben, den kleinen Kerl durch daſ Fenſter<lb/>
auf den Altan, der das Haus an der dem Hofe zuge-<lb/>
kehrten Seite umgibt, zu heben und ihm zu befehlen, es</sic><corr/></choice><lb/>ſofort in den Taubenſchlag zu ſtecken. Dann öffne ich<lb/>
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ſofort in den Taubenſchlag zu ſtecken. Dann öffne ich
die Thür, als wäre nichts geſchehen, mache dem Pichi
weis, der Junge habe ein Meſſer im Munde gehabt,
und ich ſei darüber ſo entſetzt geweſen, daß ich vor lauter
Angſt die Treppe ſo raſch hinaufgeſprungen ſei und den
Buben nun zur Strafe an die Luft geſetzt habe. Der
Bruder eines Nilpferds glaubte mir und ließ ſich dann
durch das ganze Haus führen. Erſt fanden ſie die große
Sykomoren-Kiſte mit den Papieren, welche Du mir gleich-
falls ſorgſam zu bewachen anbefohlen hatteſt, dann die
Papyrusrollen auf Deinem Arbeitstiſche, und nach und
nach alles Geſchriebene, was nur im Hauſe aufzutreiben
war. Das ſteckten ſie ohne Auswahl in die große Kiſte
und trugen ſie hinunter; das ſchwarze Käſtchen aber lag
unverſehrt im Taubenſchlage. Mein Enkel iſt der klügſte
Junge in ganz Sais!
„Als ich die Kiſte zum Hauſe hinaustragen ſah,
erwachte meine mühſam hinuntergekämpfte Wuth von
neuem. Jch drohte den unverſchämten Eindringlingen,
ſie bei den Richtern, ja, wenn es Noth thäte, beim Könige
zu verklagen, und würde auch das Volk gegen ſie auf-
gehetzt haben, wenn die verdammten Perſer, denen die
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/31>, abgerufen am 22.07.2024.
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