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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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barkeit vorstehenden Wesen angemessen, ein wollüstiger. Herod. I. 93
erzählt, die Mädchen von Sardes hätten sich im Dienste der Göttin
durch Umgang mit Männern ein Heirathsgut erworben. Jn der Ehe
wären sie dann ihren Gatten treu gewesen. Athen. deipn. p. 515.
Niobe soll wohl auch die Kybele, d. i. die fruchtbare Erde, welche in
jedem Herbste ihrer Kinder beraubt wird, darstellen. M. Duncker, Ge-
schichte des Alterthums I. S. 252. Der Stein der Niobe sieht, wie
schon Pausanias I. 21 erzählt, einem trauernden Weibe ähnlich. v. Ol-
fers legte der archäologischen Gesellschaft zu Berlin den 4. Nov. 1862
Photographien dieses Felsens vor, welche beweisen, daß die Kunst nach-
geholfen hat, um dem Steine die Gestalt eines Weibes zu geben. --
Als mittelgroßer Stein, den ein Mann aufzuheben vermochte, wurde
sie zu Pessinus verehrt. Dieser Stein wurde am Ende des dritten
Jahrhunderts v. Chr. auf Geheiß der sibyllinischen Bücher nach Rom
gebracht und angewendet, um die angezweifelte Keuschheit der vestalischen
Jungfrauen zu prüfen. Livius XXIX. 14. Phrygische Eunuchen ver-
sahen das Priesteramt bei demselben. Die beiden letzten Umstände be-
weisen, im Bunde mit vielen anderen Nachrichten, daß mit dem Namen
Kybele zwei verschiedene -- eine der Zeugung freundliche und eine der-
selben feindliche -- Gottheiten bezeichnet worden sind. Duncker findet
in derselben ganz richtig eine Vereinigung der syrischen Astarte und
Aschera.
38. (S. 61.) Herod. I. 199. Justin. XVIII. 5. Movers, Reli-
gion der Phönizier.
39. (S. 62.) Der Planet Venus. Vullers, Fragmente über die
Religion des Zoroaster.
40. (S. 64.) Die Lyder sollen das Würfel-, Ball- und andere
Spiele, nur nicht das Brettspiel erfunden haben. Herod. I. 194.
41. (S. 65.) Zur Zeit unserer Erzählung existirte der Palast von
Persepolis noch nicht. Dieser war theils aus dem schwarzen Gestein
des Berges Rachmed, theils aus weißem Marmor zusammengefügt.
Darius wird den Bau desselben begonnen haben. Der Palast von
Susa bestand aus Ziegeln, Strabo p. 728; der von Ekbatana aus
Holz, welches mit Goldblechen von ungeheurem Werthe bekleidet und
mit Ziegeln von edlen Metallen bedeckt war. Polyb. X. 27.
42. (S. 68.) Dieser selbe Oroetes lockte später den Polykrates
mit List nach Sardes und ließ ihn dort an's Kreuz schlagen. Herod.
III. 120--125. Valerius Maximus VI. 9. 5.
barkeit vorſtehenden Weſen angemeſſen, ein wollüſtiger. Herod. I. 93
erzählt, die Mädchen von Sardes hätten ſich im Dienſte der Göttin
durch Umgang mit Männern ein Heirathsgut erworben. Jn der Ehe
wären ſie dann ihren Gatten treu geweſen. Athen. deipn. p. 515.
Niobe ſoll wohl auch die Kybele, d. i. die fruchtbare Erde, welche in
jedem Herbſte ihrer Kinder beraubt wird, darſtellen. M. Duncker, Ge-
ſchichte des Alterthums I. S. 252. Der Stein der Niobe ſieht, wie
ſchon Pauſanias I. 21 erzählt, einem trauernden Weibe ähnlich. v. Ol-
fers legte der archäologiſchen Geſellſchaft zu Berlin den 4. Nov. 1862
Photographien dieſes Felſens vor, welche beweiſen, daß die Kunſt nach-
geholfen hat, um dem Steine die Geſtalt eines Weibes zu geben. —
Als mittelgroßer Stein, den ein Mann aufzuheben vermochte, wurde
ſie zu Peſſinus verehrt. Dieſer Stein wurde am Ende des dritten
Jahrhunderts v. Chr. auf Geheiß der ſibylliniſchen Bücher nach Rom
gebracht und angewendet, um die angezweifelte Keuſchheit der veſtaliſchen
Jungfrauen zu prüfen. Livius XXIX. 14. Phrygiſche Eunuchen ver-
ſahen das Prieſteramt bei demſelben. Die beiden letzten Umſtände be-
weiſen, im Bunde mit vielen anderen Nachrichten, daß mit dem Namen
Kybele zwei verſchiedene — eine der Zeugung freundliche und eine der-
ſelben feindliche — Gottheiten bezeichnet worden ſind. Duncker findet
in derſelben ganz richtig eine Vereinigung der ſyriſchen Aſtarte und
Aſchera.
38. (S. 61.) Herod. I. 199. Juſtin. XVIII. 5. Movers, Reli-
gion der Phönizier.
39. (S. 62.) Der Planet Venus. Vullers, Fragmente über die
Religion des Zoroaſter.
40. (S. 64.) Die Lyder ſollen das Würfel-, Ball- und andere
Spiele, nur nicht das Brettſpiel erfunden haben. Herod. I. 194.
41. (S. 65.) Zur Zeit unſerer Erzählung exiſtirte der Palaſt von
Perſepolis noch nicht. Dieſer war theils aus dem ſchwarzen Geſtein
des Berges Rachmed, theils aus weißem Marmor zuſammengefügt.
Darius wird den Bau deſſelben begonnen haben. Der Palaſt von
Suſa beſtand aus Ziegeln, Strabo p. 728; der von Ekbatana aus
Holz, welches mit Goldblechen von ungeheurem Werthe bekleidet und
mit Ziegeln von edlen Metallen bedeckt war. Polyb. X. 27.
42. (S. 68.) Dieſer ſelbe Oroetes lockte ſpäter den Polykrates
mit Liſt nach Sardes und ließ ihn dort an’s Kreuz ſchlagen. Herod.
III. 120—125. Valerius Maximus VI. 9. 5.
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[277/0287] barkeit vorſtehenden Weſen angemeſſen, ein wollüſtiger. Herod. I. 93 erzählt, die Mädchen von Sardes hätten ſich im Dienſte der Göttin durch Umgang mit Männern ein Heirathsgut erworben. Jn der Ehe wären ſie dann ihren Gatten treu geweſen. Athen. deipn. p. 515. Niobe ſoll wohl auch die Kybele, d. i. die fruchtbare Erde, welche in jedem Herbſte ihrer Kinder beraubt wird, darſtellen. M. Duncker, Ge- ſchichte des Alterthums I. S. 252. Der Stein der Niobe ſieht, wie ſchon Pauſanias I. 21 erzählt, einem trauernden Weibe ähnlich. v. Ol- fers legte der archäologiſchen Geſellſchaft zu Berlin den 4. Nov. 1862 Photographien dieſes Felſens vor, welche beweiſen, daß die Kunſt nach- geholfen hat, um dem Steine die Geſtalt eines Weibes zu geben. — Als mittelgroßer Stein, den ein Mann aufzuheben vermochte, wurde ſie zu Peſſinus verehrt. Dieſer Stein wurde am Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. auf Geheiß der ſibylliniſchen Bücher nach Rom gebracht und angewendet, um die angezweifelte Keuſchheit der veſtaliſchen Jungfrauen zu prüfen. Livius XXIX. 14. Phrygiſche Eunuchen ver- ſahen das Prieſteramt bei demſelben. Die beiden letzten Umſtände be- weiſen, im Bunde mit vielen anderen Nachrichten, daß mit dem Namen Kybele zwei verſchiedene — eine der Zeugung freundliche und eine der- ſelben feindliche — Gottheiten bezeichnet worden ſind. Duncker findet in derſelben ganz richtig eine Vereinigung der ſyriſchen Aſtarte und Aſchera. 38. (S. 61.) Herod. I. 199. Juſtin. XVIII. 5. Movers, Reli- gion der Phönizier. 39. (S. 62.) Der Planet Venus. Vullers, Fragmente über die Religion des Zoroaſter. 40. (S. 64.) Die Lyder ſollen das Würfel-, Ball- und andere Spiele, nur nicht das Brettſpiel erfunden haben. Herod. I. 194. 41. (S. 65.) Zur Zeit unſerer Erzählung exiſtirte der Palaſt von Perſepolis noch nicht. Dieſer war theils aus dem ſchwarzen Geſtein des Berges Rachmed, theils aus weißem Marmor zuſammengefügt. Darius wird den Bau deſſelben begonnen haben. Der Palaſt von Suſa beſtand aus Ziegeln, Strabo p. 728; der von Ekbatana aus Holz, welches mit Goldblechen von ungeheurem Werthe bekleidet und mit Ziegeln von edlen Metallen bedeckt war. Polyb. X. 27. 42. (S. 68.) Dieſer ſelbe Oroetes lockte ſpäter den Polykrates mit Liſt nach Sardes und ließ ihn dort an’s Kreuz ſchlagen. Herod. III. 120—125. Valerius Maximus VI. 9. 5.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/287>, abgerufen am 20.05.2024.