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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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und Zeiten gezählt werden muß. Jhm allein haben seine
schwachen Nachfolger zu danken, daß sich der asiatische
Länderkoloß noch zweihundert Jahre lang erhalten konnte.
Freigebig mit seinen eignen und sparsam mit den Schätzen
seiner Unterthanen, wußte er wahrhaft königliche Geschenke
zu machen, ohne jemals mehr als das ihm Gebührende zu
fordern. Statt der unter Kyros und Kambyses üblichen
willkürlichen Gelderpressungen führte er ein geregeltes
Steuersystem ein und ließ sich in der Durchführung des
für recht Erkannten weder durch Schwierigkeiten, noch
durch den Spott der Achämeniden beirren, die ihn, wegen
seiner ihrem ausschließlich kriegerischen Geiste kleinlich vor-
kommenden Finanzmaßregeln, den "Krämer" nannten. Es
ist keines seiner kleinsten Verdienste, daß er in seinem
ganzen Reiche, und somit in der halben damals bekannten
Welt, ein gleiches Münzsystem einführte 179).

Die Sitte und Religion jedes Volkes ehrend, gestattete
er den Juden, nachdem Daniel, der Satrap von Susa,
jenes Dokument des Kyros, von welchem Kambyses nichts
wußte, im Archive von Ekbatana aufgefunden hatte, den
Bau des Jehovah-Tempels fortzusetzen; erlaubte er den
jonischen Städten, die Verwaltung ihrer Gemeinden selbst-
ständig auszuüben. Auch würde er seine Heere schwerlich
gegen Griechenland ausgeschickt haben, wenn er nicht, na-
mentlich von den Athenern, beleidigt worden wäre.

Die Kunst, einen weisen Staatshaushalt zu führen,
hatte er, nebst vielen andern Dingen, von den Aegyptern
erlernt. Darum zollte er diesem Volke eine ganz besondere
Achtung und erwies demselben viele Wohlthaten. So ließ
er z. B. zur Hebung des ägyptischen Handels den Nil
mit dem rothen Meere durch einen Kanal verbinden 180).

Während seiner ganzen Regierung bemühte er sich,

und Zeiten gezählt werden muß. Jhm allein haben ſeine
ſchwachen Nachfolger zu danken, daß ſich der aſiatiſche
Länderkoloß noch zweihundert Jahre lang erhalten konnte.
Freigebig mit ſeinen eignen und ſparſam mit den Schätzen
ſeiner Unterthanen, wußte er wahrhaft königliche Geſchenke
zu machen, ohne jemals mehr als das ihm Gebührende zu
fordern. Statt der unter Kyros und Kambyſes üblichen
willkürlichen Gelderpreſſungen führte er ein geregeltes
Steuerſyſtem ein und ließ ſich in der Durchführung des
für recht Erkannten weder durch Schwierigkeiten, noch
durch den Spott der Achämeniden beirren, die ihn, wegen
ſeiner ihrem ausſchließlich kriegeriſchen Geiſte kleinlich vor-
kommenden Finanzmaßregeln, den „Krämer“ nannten. Es
iſt keines ſeiner kleinſten Verdienſte, daß er in ſeinem
ganzen Reiche, und ſomit in der halben damals bekannten
Welt, ein gleiches Münzſyſtem einführte 179).

Die Sitte und Religion jedes Volkes ehrend, geſtattete
er den Juden, nachdem Daniel, der Satrap von Suſa,
jenes Dokument des Kyros, von welchem Kambyſes nichts
wußte, im Archive von Ekbatana aufgefunden hatte, den
Bau des Jehovah-Tempels fortzuſetzen; erlaubte er den
joniſchen Städten, die Verwaltung ihrer Gemeinden ſelbſt-
ſtändig auszuüben. Auch würde er ſeine Heere ſchwerlich
gegen Griechenland ausgeſchickt haben, wenn er nicht, na-
mentlich von den Athenern, beleidigt worden wäre.

Die Kunſt, einen weiſen Staatshaushalt zu führen,
hatte er, nebſt vielen andern Dingen, von den Aegyptern
erlernt. Darum zollte er dieſem Volke eine ganz beſondere
Achtung und erwies demſelben viele Wohlthaten. So ließ
er z. B. zur Hebung des ägyptiſchen Handels den Nil
mit dem rothen Meere durch einen Kanal verbinden 180).

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[263/0273] und Zeiten gezählt werden muß. Jhm allein haben ſeine ſchwachen Nachfolger zu danken, daß ſich der aſiatiſche Länderkoloß noch zweihundert Jahre lang erhalten konnte. Freigebig mit ſeinen eignen und ſparſam mit den Schätzen ſeiner Unterthanen, wußte er wahrhaft königliche Geſchenke zu machen, ohne jemals mehr als das ihm Gebührende zu fordern. Statt der unter Kyros und Kambyſes üblichen willkürlichen Gelderpreſſungen führte er ein geregeltes Steuerſyſtem ein und ließ ſich in der Durchführung des für recht Erkannten weder durch Schwierigkeiten, noch durch den Spott der Achämeniden beirren, die ihn, wegen ſeiner ihrem ausſchließlich kriegeriſchen Geiſte kleinlich vor- kommenden Finanzmaßregeln, den „Krämer“ nannten. Es iſt keines ſeiner kleinſten Verdienſte, daß er in ſeinem ganzen Reiche, und ſomit in der halben damals bekannten Welt, ein gleiches Münzſyſtem einführte 179). Die Sitte und Religion jedes Volkes ehrend, geſtattete er den Juden, nachdem Daniel, der Satrap von Suſa, jenes Dokument des Kyros, von welchem Kambyſes nichts wußte, im Archive von Ekbatana aufgefunden hatte, den Bau des Jehovah-Tempels fortzuſetzen; erlaubte er den joniſchen Städten, die Verwaltung ihrer Gemeinden ſelbſt- ſtändig auszuüben. Auch würde er ſeine Heere ſchwerlich gegen Griechenland ausgeſchickt haben, wenn er nicht, na- mentlich von den Athenern, beleidigt worden wäre. Die Kunſt, einen weiſen Staatshaushalt zu führen, hatte er, nebſt vielen andern Dingen, von den Aegyptern erlernt. Darum zollte er dieſem Volke eine ganz beſondere Achtung und erwies demſelben viele Wohlthaten. So ließ er z. B. zur Hebung des ägyptiſchen Handels den Nil mit dem rothen Meere durch einen Kanal verbinden 180). Während ſeiner ganzen Regierung bemühte er ſich,

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/273>, abgerufen am 20.05.2024.