Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.losigkeit und wirst doch nicht müde, den Frieden Deiner Jch schaute den großen Herzensergründer staunend an; Und ich, der seit vielen Jahren nur Befehle ertheilt Nachdem ich mich einer strengen Prüfung unterzogen Jetzt, wo die schwere Lehrzeit hinter mir liegt, und loſigkeit und wirſt doch nicht müde, den Frieden Deiner Jch ſchaute den großen Herzensergründer ſtaunend an; Und ich, der ſeit vielen Jahren nur Befehle ertheilt Nachdem ich mich einer ſtrengen Prüfung unterzogen Jetzt, wo die ſchwere Lehrzeit hinter mir liegt, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="240"/> loſigkeit und wirſt doch nicht müde, den Frieden Deiner<lb/> Seele durch unwilliges Auflehnen gegen das Verhängte<lb/> zu trüben und ihr durch mißtönende Gedanken wehe<lb/> zu thun.“</p><lb/> <p>Jch ſchaute den großen Herzensergründer ſtaunend an;<lb/> er aber faßte meine Hand, preßte dieſelbe mit flüchtigem<lb/> Drucke und ſagte, mich noch einmal, während er ſeinen<lb/> Weg fortſetzte, durchdringend anſchauend: „Wenn Du<lb/> finden willſt, was Du ſucheſt, ſo folge mir!“</p><lb/> <p>Und ich, der ſeit vielen Jahren nur Befehle ertheilt<lb/> hatte, folgte ihm willig, wie ein Kind. Wenige Stunden<lb/> ſpäter befand ich mich in dem Pythagoräiſchen Hauſe,<lb/> einem Bauwerke mit weiten Sälen und luftigen Zimmern.<lb/> Aus den Fenſtern deſſelben kann man die wohlgepflegten<lb/> Sträucher, Baumgänge und Quellen unſeres ausgedehnten<lb/> Gartens überſchauen <hi rendition="#sup">163</hi>). Derſelbe umgrünt einen ſanft<lb/> anſteigenden Hügel und gewährt einen weiten Blick auf<lb/> das bläuliche Meer mit ſeinen Schiffen und Booten und<lb/> die öſtlich von der Stadt gelegenen Berge, mit ihren<lb/> Oliven- und Myrtenhainen.</p><lb/> <p>Nachdem ich mich einer ſtrengen Prüfung unterzogen<lb/> und das Gelübde, drei Jahre lang zu ſchweigen, geleiſtet<lb/> hatte, wurde ich unter die Zahl der Schüler des großen<lb/> Meiſters aufgenommen. Mein Vermögen fiel dem Pytha-<lb/> goräiſchen Hauſe anheim; wäre mir aber zurückbezahlt<lb/> worden, wenn man mich unwerth des Bundes gefunden<lb/> haben würde.</p><lb/> <p>Jetzt, wo die ſchwere Lehrzeit hinter mir liegt, und<lb/> ich mich wiederum frei ausſprechen darf, will ich Dir,<lb/> meine Freundin, zuerſt die Verſicherung geben, daß ſich<lb/> die Prophezeiung des Meiſters erfüllt hat, und ich das,<lb/> was ich ſuchte, gefunden habe.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [240/0250]
loſigkeit und wirſt doch nicht müde, den Frieden Deiner
Seele durch unwilliges Auflehnen gegen das Verhängte
zu trüben und ihr durch mißtönende Gedanken wehe
zu thun.“
Jch ſchaute den großen Herzensergründer ſtaunend an;
er aber faßte meine Hand, preßte dieſelbe mit flüchtigem
Drucke und ſagte, mich noch einmal, während er ſeinen
Weg fortſetzte, durchdringend anſchauend: „Wenn Du
finden willſt, was Du ſucheſt, ſo folge mir!“
Und ich, der ſeit vielen Jahren nur Befehle ertheilt
hatte, folgte ihm willig, wie ein Kind. Wenige Stunden
ſpäter befand ich mich in dem Pythagoräiſchen Hauſe,
einem Bauwerke mit weiten Sälen und luftigen Zimmern.
Aus den Fenſtern deſſelben kann man die wohlgepflegten
Sträucher, Baumgänge und Quellen unſeres ausgedehnten
Gartens überſchauen 163). Derſelbe umgrünt einen ſanft
anſteigenden Hügel und gewährt einen weiten Blick auf
das bläuliche Meer mit ſeinen Schiffen und Booten und
die öſtlich von der Stadt gelegenen Berge, mit ihren
Oliven- und Myrtenhainen.
Nachdem ich mich einer ſtrengen Prüfung unterzogen
und das Gelübde, drei Jahre lang zu ſchweigen, geleiſtet
hatte, wurde ich unter die Zahl der Schüler des großen
Meiſters aufgenommen. Mein Vermögen fiel dem Pytha-
goräiſchen Hauſe anheim; wäre mir aber zurückbezahlt
worden, wenn man mich unwerth des Bundes gefunden
haben würde.
Jetzt, wo die ſchwere Lehrzeit hinter mir liegt, und
ich mich wiederum frei ausſprechen darf, will ich Dir,
meine Freundin, zuerſt die Verſicherung geben, daß ſich
die Prophezeiung des Meiſters erfüllt hat, und ich das,
was ich ſuchte, gefunden habe.
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