Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.din Lebewohl zu sagen, und fand bei Kassandane, wie bei Als die beiden Greisinnen einander gegenüberstanden, Krösus, welcher der Griechin ebenso nahe stand, als Nachdem Rhodopis mit dem ihr eignen Zauber Kas- Die Hellenin zauderte einen Augenblick, ehe sie, ihre Kassandane lächelte schmerzlich und gab zurück: "Diesen din Lebewohl zu ſagen, und fand bei Kaſſandane, wie bei Als die beiden Greiſinnen einander gegenüberſtanden, Kröſus, welcher der Griechin ebenſo nahe ſtand, als Nachdem Rhodopis mit dem ihr eignen Zauber Kaſ- Die Hellenin zauderte einen Augenblick, ehe ſie, ihre Kaſſandane lächelte ſchmerzlich und gab zurück: „Dieſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0240" n="230"/> din Lebewohl zu ſagen, und fand bei Kaſſandane, wie bei<lb/> dem greiſen Lyder, volles Verſtändniß für dieſen Her-<lb/> zenswunſch. Die Wittwe des Kyros hatte außerdem ſo<lb/> viel von der edlen Großmutter ihrer Schwiegertochter ge-<lb/> hört, daß ſie dieſelbe kennen zu lernen wünſchte und ſie,<lb/> nachdem Sappho ein zärtliches Wiederſehen mit derſelben<lb/> gefeiert hatte, zu ſich entbieten ließ.</p><lb/> <p>Als die beiden Greiſinnen einander gegenüberſtanden,<lb/> hätte ein Fremder nimmer entſcheiden können, wer von<lb/> ihnen die Königin ſei; würde er ſie doch Beide für Für-<lb/> ſtinnen gehalten haben.</p><lb/> <p>Kröſus, welcher der Griechin ebenſo nahe ſtand, als<lb/> der Perſerin, verſah das Amt des Dolmetſchers und wußte,<lb/> unterſtützt von dem biegſamen Geiſte der Hellenin, das<lb/> Geſpräch in ununterbrochenem Fluß zu halten.</p><lb/> <p>Nachdem Rhodopis mit dem ihr eignen Zauber Kaſ-<lb/> ſandane’s Herz gewonnen hatte, glaubte die Königin, nach<lb/> perſiſcher Art, derſelben ihr Wohlgefallen nicht beſſer be-<lb/> weiſen zu können, als durch die Aufforderung, ihr irgend<lb/> einen Wunſch vorzutragen.</p><lb/> <p>Die Hellenin zauderte einen Augenblick, ehe ſie, ihre<lb/> Hände wie zum Gebet erhebend, ausrief: „Laß’ mir<lb/> Sappho, den Troſt und Schmuck meines Alters!“</p><lb/> <p>Kaſſandane lächelte ſchmerzlich und gab zurück: „Dieſen<lb/> Wunſch vermag ich nicht zu erfüllen, denn unſer Geſetz<lb/> befiehlt, daß die Kinder der Achämeniden an der Pforte<lb/> des Königs erzogen werden ſollen. Jch darf die kleine<lb/> Parmys, als einzige Enkelin des Kyros, nicht von mir<lb/> laſſen, und Sappho wird ſich, ſo lieb ſie Dich zu haben<lb/> ſcheint, in keinem Falle von ihrem Kinde trennen. Auch<lb/> iſt ſie mir und meiner Tochter ſo theuer, ja, ich möchte<lb/> ſagen, nothwendig geworden, daß ich ſie, obgleich ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0240]
din Lebewohl zu ſagen, und fand bei Kaſſandane, wie bei
dem greiſen Lyder, volles Verſtändniß für dieſen Her-
zenswunſch. Die Wittwe des Kyros hatte außerdem ſo
viel von der edlen Großmutter ihrer Schwiegertochter ge-
hört, daß ſie dieſelbe kennen zu lernen wünſchte und ſie,
nachdem Sappho ein zärtliches Wiederſehen mit derſelben
gefeiert hatte, zu ſich entbieten ließ.
Als die beiden Greiſinnen einander gegenüberſtanden,
hätte ein Fremder nimmer entſcheiden können, wer von
ihnen die Königin ſei; würde er ſie doch Beide für Für-
ſtinnen gehalten haben.
Kröſus, welcher der Griechin ebenſo nahe ſtand, als
der Perſerin, verſah das Amt des Dolmetſchers und wußte,
unterſtützt von dem biegſamen Geiſte der Hellenin, das
Geſpräch in ununterbrochenem Fluß zu halten.
Nachdem Rhodopis mit dem ihr eignen Zauber Kaſ-
ſandane’s Herz gewonnen hatte, glaubte die Königin, nach
perſiſcher Art, derſelben ihr Wohlgefallen nicht beſſer be-
weiſen zu können, als durch die Aufforderung, ihr irgend
einen Wunſch vorzutragen.
Die Hellenin zauderte einen Augenblick, ehe ſie, ihre
Hände wie zum Gebet erhebend, ausrief: „Laß’ mir
Sappho, den Troſt und Schmuck meines Alters!“
Kaſſandane lächelte ſchmerzlich und gab zurück: „Dieſen
Wunſch vermag ich nicht zu erfüllen, denn unſer Geſetz
befiehlt, daß die Kinder der Achämeniden an der Pforte
des Königs erzogen werden ſollen. Jch darf die kleine
Parmys, als einzige Enkelin des Kyros, nicht von mir
laſſen, und Sappho wird ſich, ſo lieb ſie Dich zu haben
ſcheint, in keinem Falle von ihrem Kinde trennen. Auch
iſt ſie mir und meiner Tochter ſo theuer, ja, ich möchte
ſagen, nothwendig geworden, daß ich ſie, obgleich ich
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