Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864."Jch aber," unterbrach ihn Rhodopis abermals, "bitte Als Bartja eben mit Zweifeln und Einwänden ant- Nach den gewöhnlichen Begrüßungen und Fragen „Jch aber,“ unterbrach ihn Rhodopis abermals, „bitte Als Bartja eben mit Zweifeln und Einwänden ant- Nach den gewöhnlichen Begrüßungen und Fragen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="210"/> <p>„Jch aber,“ unterbrach ihn Rhodopis abermals, „bitte<lb/> Dich dringend, ihrem von richtigem Gefühl und wahrer<lb/> Liebe eingegebenen Rathe zu folgen. Die Götter wiſſen,<lb/> welchen Kummer mir die Trennung von euch bereiten wird,<lb/> dennoch rufe ich tauſend und tauſend Mal: Kehre nach<lb/> Perſien zurück und bedenke, daß nur Thoren ihr Leben<lb/> und ihr Glück zwecklos auf’s Spiel ſetzen! Der Krieg<lb/> mit den Aethiopen iſt ein Wahnſinn, denn ihr werdet<lb/> nicht den ſchwarzen Bewohnern des Südens, wohl aber<lb/> der Hitze, dem Durſt und den Schreckniſſen der Wüſte<lb/> unterliegen. Dieß gilt von dem beabſichtigten Feldzuge<lb/> im Allgemeinen; was Dich im Beſondern betrifft, ſo gebe<lb/> ich Dir zu bedenken, daß Du Dein eignes und das Glück<lb/> und Leben der Deinen vergeblich auf’s Spiel ſetzeſt, wenn<lb/> kein Kriegsruhm zu gewinnen iſt; daß Du aber, ſollteſt<lb/> Du Dich von Neuem auszeichnen, den Groll und die<lb/> Eiferſucht Deines Bruders zum andern Male reizen wür-<lb/> deſt. Geh’ nach Perſien, mein Sohn, und zwar ſo bald<lb/> als möglich!“</p><lb/> <p>Als Bartja eben mit Zweifeln und Einwänden ant-<lb/> worten wollte, erblickte er Prexaspes, der mit bleichem<lb/> Angeſicht auf ihn zutrat.</p><lb/> <p>Nach den gewöhnlichen Begrüßungen und Fragen<lb/> flüſterte der Botſchafter dem Jünglinge zu, daß er mit<lb/> ihm allein zu reden habe und ſagte, als ſich Rhodopis<lb/> entfernt hatte, indem er verlegen mit den Ringen an ſeiner<lb/> Rechten ſpielte: „Der König ſendet mich zu Dir. Du<lb/> haſt ihn durch Deine geſtrige Kraftprobe aufgebracht. Er<lb/> will Dich in der nächſten Zeit nicht wieder ſehen und be-<lb/> fiehlt Dir darum, nach Arabien zu reiſen und dort ſoviel<lb/> Kameele <hi rendition="#sup">144</hi>) als möglich zu kaufen. Dieſe Thiere, welche<lb/> den Durſt lange Zeit zu ertragen wiſſen, ſollen das Waſſer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0220]
„Jch aber,“ unterbrach ihn Rhodopis abermals, „bitte
Dich dringend, ihrem von richtigem Gefühl und wahrer
Liebe eingegebenen Rathe zu folgen. Die Götter wiſſen,
welchen Kummer mir die Trennung von euch bereiten wird,
dennoch rufe ich tauſend und tauſend Mal: Kehre nach
Perſien zurück und bedenke, daß nur Thoren ihr Leben
und ihr Glück zwecklos auf’s Spiel ſetzen! Der Krieg
mit den Aethiopen iſt ein Wahnſinn, denn ihr werdet
nicht den ſchwarzen Bewohnern des Südens, wohl aber
der Hitze, dem Durſt und den Schreckniſſen der Wüſte
unterliegen. Dieß gilt von dem beabſichtigten Feldzuge
im Allgemeinen; was Dich im Beſondern betrifft, ſo gebe
ich Dir zu bedenken, daß Du Dein eignes und das Glück
und Leben der Deinen vergeblich auf’s Spiel ſetzeſt, wenn
kein Kriegsruhm zu gewinnen iſt; daß Du aber, ſollteſt
Du Dich von Neuem auszeichnen, den Groll und die
Eiferſucht Deines Bruders zum andern Male reizen wür-
deſt. Geh’ nach Perſien, mein Sohn, und zwar ſo bald
als möglich!“
Als Bartja eben mit Zweifeln und Einwänden ant-
worten wollte, erblickte er Prexaspes, der mit bleichem
Angeſicht auf ihn zutrat.
Nach den gewöhnlichen Begrüßungen und Fragen
flüſterte der Botſchafter dem Jünglinge zu, daß er mit
ihm allein zu reden habe und ſagte, als ſich Rhodopis
entfernt hatte, indem er verlegen mit den Ringen an ſeiner
Rechten ſpielte: „Der König ſendet mich zu Dir. Du
haſt ihn durch Deine geſtrige Kraftprobe aufgebracht. Er
will Dich in der nächſten Zeit nicht wieder ſehen und be-
fiehlt Dir darum, nach Arabien zu reiſen und dort ſoviel
Kameele 144) als möglich zu kaufen. Dieſe Thiere, welche
den Durſt lange Zeit zu ertragen wiſſen, ſollen das Waſſer
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