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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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ben *). Wir ließen nichts verbrennen, als die von Amasis an
Deinen Vater gerichteten Briefe und eine alte, werthlose Kiste.
Psamtik und Petammon sahen dem Feuer zu und beschlossen
bei demselben, Dir, zum Dank für Deine Schriften, und zum
Ersatz für jene Papiere, welche wir, um Aegypten zu retten,
leider vernichten mußten, in der Todtenstadt ein neues Erb-
begräbniß bauen zu lassen. An den Wänden desselben
kannst Du in zierlicher Malerei die Zahl und den Jnhalt
Deiner Werke, Deinen Stammbaum und viele andere auf
Dich bezügliche schöne Bilder finden 132).'

"Der Arzt erbleichte und ließ sich zuerst seine Bücher,
dann seine neue, herrlich ausgestattete Grabkammer zeigen.
Hierauf schenkte er seinen Sklaven, welche trotzdem als
Gefangene nach Memphis geführt wurden, die Freiheit
und ging, wie ein Trunkener taumelnd und fortwährend
mit der Hand über die Stirn fahrend, nach Hause.

"Hier setzte er ein Testament auf, in dem er den Enkel
des alten Dieners Hib zum Erben all' seiner Güter ein-
setzte, und legte sich, Unwohlsein vorschützend, auf sein Lager.
-- Am andern Morgen fand man ihn als Leiche wieder.
Er hatte sich mit dem furchtbaren Strychnos-Safte **)
vergiftet!"

"Der Unglückliche!" rief Krösus. "Von den Göttern
verblendet, mußte er, als Verräther seines Vaterlandes,
statt der Rache, Verzweiflung ernten!"

"Jch beklage den Armen!" murmelte Rhodopis. "Aber
seht nur, die Ruderknechte ziehen schon die Riemen ein!
Wir sind am Ziele; dort drüben warten eure Sänften
und Wagen. Das war eine schöne Fahrt! Lebt wohl,

*) S. I. Theil. Anmerk. 17.
**) S. II. Theil. Anmerk. 12.

ben *). Wir ließen nichts verbrennen, als die von Amaſis an
Deinen Vater gerichteten Briefe und eine alte, werthloſe Kiſte.
Pſamtik und Petammon ſahen dem Feuer zu und beſchloſſen
bei demſelben, Dir, zum Dank für Deine Schriften, und zum
Erſatz für jene Papiere, welche wir, um Aegypten zu retten,
leider vernichten mußten, in der Todtenſtadt ein neues Erb-
begräbniß bauen zu laſſen. An den Wänden deſſelben
kannſt Du in zierlicher Malerei die Zahl und den Jnhalt
Deiner Werke, Deinen Stammbaum und viele andere auf
Dich bezügliche ſchöne Bilder finden 132).‘

„Der Arzt erbleichte und ließ ſich zuerſt ſeine Bücher,
dann ſeine neue, herrlich ausgeſtattete Grabkammer zeigen.
Hierauf ſchenkte er ſeinen Sklaven, welche trotzdem als
Gefangene nach Memphis geführt wurden, die Freiheit
und ging, wie ein Trunkener taumelnd und fortwährend
mit der Hand über die Stirn fahrend, nach Hauſe.

„Hier ſetzte er ein Teſtament auf, in dem er den Enkel
des alten Dieners Hib zum Erben all’ ſeiner Güter ein-
ſetzte, und legte ſich, Unwohlſein vorſchützend, auf ſein Lager.
— Am andern Morgen fand man ihn als Leiche wieder.
Er hatte ſich mit dem furchtbaren Strychnos-Safte **)
vergiftet!“

„Der Unglückliche!“ rief Kröſus. „Von den Göttern
verblendet, mußte er, als Verräther ſeines Vaterlandes,
ſtatt der Rache, Verzweiflung ernten!“

„Jch beklage den Armen!“ murmelte Rhodopis. „Aber
ſeht nur, die Ruderknechte ziehen ſchon die Riemen ein!
Wir ſind am Ziele; dort drüben warten eure Sänften
und Wagen. Das war eine ſchöne Fahrt! Lebt wohl,

*) S. I. Theil. Anmerk. 17.
**) S. II. Theil. Anmerk. 12.
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[191/0201] ben *). Wir ließen nichts verbrennen, als die von Amaſis an Deinen Vater gerichteten Briefe und eine alte, werthloſe Kiſte. Pſamtik und Petammon ſahen dem Feuer zu und beſchloſſen bei demſelben, Dir, zum Dank für Deine Schriften, und zum Erſatz für jene Papiere, welche wir, um Aegypten zu retten, leider vernichten mußten, in der Todtenſtadt ein neues Erb- begräbniß bauen zu laſſen. An den Wänden deſſelben kannſt Du in zierlicher Malerei die Zahl und den Jnhalt Deiner Werke, Deinen Stammbaum und viele andere auf Dich bezügliche ſchöne Bilder finden 132).‘ „Der Arzt erbleichte und ließ ſich zuerſt ſeine Bücher, dann ſeine neue, herrlich ausgeſtattete Grabkammer zeigen. Hierauf ſchenkte er ſeinen Sklaven, welche trotzdem als Gefangene nach Memphis geführt wurden, die Freiheit und ging, wie ein Trunkener taumelnd und fortwährend mit der Hand über die Stirn fahrend, nach Hauſe. „Hier ſetzte er ein Teſtament auf, in dem er den Enkel des alten Dieners Hib zum Erben all’ ſeiner Güter ein- ſetzte, und legte ſich, Unwohlſein vorſchützend, auf ſein Lager. — Am andern Morgen fand man ihn als Leiche wieder. Er hatte ſich mit dem furchtbaren Strychnos-Safte **) vergiftet!“ „Der Unglückliche!“ rief Kröſus. „Von den Göttern verblendet, mußte er, als Verräther ſeines Vaterlandes, ſtatt der Rache, Verzweiflung ernten!“ „Jch beklage den Armen!“ murmelte Rhodopis. „Aber ſeht nur, die Ruderknechte ziehen ſchon die Riemen ein! Wir ſind am Ziele; dort drüben warten eure Sänften und Wagen. Das war eine ſchöne Fahrt! Lebt wohl, *) S. I. Theil. Anmerk. 17. **) S. II. Theil. Anmerk. 12.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/201>, abgerufen am 11.05.2024.