gleichen Ordnung, der gleichen Regelmäßigkeit in unserer Heimat rühmen könnten! -- Der Grund ihres Wissens beruht in dem Gebrauche der Zahlen, mit deren Hülfe es allein möglich ist, die Sternenbahnen zu berechnen, das Bestehende genau zu bestimmen und zu begrenzen, ja so- gar, durch Verlängerung und Verkürzung der Saiten, die Töne zu regeln 119). Die Zahl ist das einzige Gewisse, jeder Willkür, jeder Deutung Spottende. Jedes Volk hat seine eigne Ansicht vom Rechten und Unrechten, -- jedes Gesetz kann durch Verhältnisse unbrauchbar werden; die- jenigen Erfahrungen aber, deren Grundlagen die Zahlen bilden, bleiben ewig unumstößlich. Wer kann bestreiten, daß zweimal zwei vier ausmacht? Die Zahlen bestimmen fest und sicher den Jnhalt alles Seienden, -- jedes Seiende ist gleich seinem Jnhalte, -- darum sind die Zahlen das wahre Sein, das Wesen aller Dinge!"
"Jn Mithra's Namen, Darius, höre auf, wenn Du nicht willst, daß ich schwindlig werde!" rief Zopyros, den Freund unterbrechend. "Wenn man Dich so reden hört, sollte man denken, Du habest Dein Leben lang mit diesen ägyptischen Spintisirern verkehrt und niemals ein Schwert in der Hand gehabt! Was gehen uns die Zahlen an?"
"Mehr als Du glaubst," -- sagte Rhodopis. "Auch Pythagoros hat diese Lehren, welche zu den Geheimnissen der ägyptischen Priester gehören, demselben Onuphis zu danken, der Dich, Darius, jetzt in die Mysterien ein- weiht. Besuche mich bald einmal und laß Dir berichten, wie wunderbar schön der große Samier die Gesetze der Zahlen mit denen der Harmonieen in Einklang gebracht hat 120). -- Aber seht nur, seht, da zeigen sich die Pyra- miden!"
Die Lustfahrer erhoben sich von ihren Sitzen und
gleichen Ordnung, der gleichen Regelmäßigkeit in unſerer Heimat rühmen könnten! — Der Grund ihres Wiſſens beruht in dem Gebrauche der Zahlen, mit deren Hülfe es allein möglich iſt, die Sternenbahnen zu berechnen, das Beſtehende genau zu beſtimmen und zu begrenzen, ja ſo- gar, durch Verlängerung und Verkürzung der Saiten, die Töne zu regeln 119). Die Zahl iſt das einzige Gewiſſe, jeder Willkür, jeder Deutung Spottende. Jedes Volk hat ſeine eigne Anſicht vom Rechten und Unrechten, — jedes Geſetz kann durch Verhältniſſe unbrauchbar werden; die- jenigen Erfahrungen aber, deren Grundlagen die Zahlen bilden, bleiben ewig unumſtößlich. Wer kann beſtreiten, daß zweimal zwei vier ausmacht? Die Zahlen beſtimmen feſt und ſicher den Jnhalt alles Seienden, — jedes Seiende iſt gleich ſeinem Jnhalte, — darum ſind die Zahlen das wahre Sein, das Weſen aller Dinge!“
„Jn Mithra’s Namen, Darius, höre auf, wenn Du nicht willſt, daß ich ſchwindlig werde!“ rief Zopyros, den Freund unterbrechend. „Wenn man Dich ſo reden hört, ſollte man denken, Du habeſt Dein Leben lang mit dieſen ägyptiſchen Spintiſirern verkehrt und niemals ein Schwert in der Hand gehabt! Was gehen uns die Zahlen an?“
„Mehr als Du glaubſt,“ — ſagte Rhodopis. „Auch Pythagoros hat dieſe Lehren, welche zu den Geheimniſſen der ägyptiſchen Prieſter gehören, demſelben Onuphis zu danken, der Dich, Darius, jetzt in die Myſterien ein- weiht. Beſuche mich bald einmal und laß Dir berichten, wie wunderbar ſchön der große Samier die Geſetze der Zahlen mit denen der Harmonieen in Einklang gebracht hat 120). — Aber ſeht nur, ſeht, da zeigen ſich die Pyra- miden!“
Die Luſtfahrer erhoben ſich von ihren Sitzen und
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gleichen Ordnung, der gleichen Regelmäßigkeit in unſerer
Heimat rühmen könnten! — Der Grund ihres Wiſſens
beruht in dem Gebrauche der Zahlen, mit deren Hülfe es
allein möglich iſt, die Sternenbahnen zu berechnen, das
Beſtehende genau zu beſtimmen und zu begrenzen, ja ſo-
gar, durch Verlängerung und Verkürzung der Saiten, die
Töne zu regeln 119). Die Zahl iſt das einzige Gewiſſe,
jeder Willkür, jeder Deutung Spottende. Jedes Volk hat
ſeine eigne Anſicht vom Rechten und Unrechten, — jedes
Geſetz kann durch Verhältniſſe unbrauchbar werden; die-
jenigen Erfahrungen aber, deren Grundlagen die Zahlen
bilden, bleiben ewig unumſtößlich. Wer kann beſtreiten,
daß zweimal zwei vier ausmacht? Die Zahlen beſtimmen
feſt und ſicher den Jnhalt alles Seienden, — jedes Seiende
iſt gleich ſeinem Jnhalte, — darum ſind die Zahlen das
wahre Sein, das Weſen aller Dinge!“
„Jn Mithra’s Namen, Darius, höre auf, wenn Du
nicht willſt, daß ich ſchwindlig werde!“ rief Zopyros, den
Freund unterbrechend. „Wenn man Dich ſo reden hört,
ſollte man denken, Du habeſt Dein Leben lang mit dieſen
ägyptiſchen Spintiſirern verkehrt und niemals ein Schwert
in der Hand gehabt! Was gehen uns die Zahlen an?“
„Mehr als Du glaubſt,“ — ſagte Rhodopis. „Auch
Pythagoros hat dieſe Lehren, welche zu den Geheimniſſen
der ägyptiſchen Prieſter gehören, demſelben Onuphis zu
danken, der Dich, Darius, jetzt in die Myſterien ein-
weiht. Beſuche mich bald einmal und laß Dir berichten,
wie wunderbar ſchön der große Samier die Geſetze der
Zahlen mit denen der Harmonieen in Einklang gebracht
hat 120). — Aber ſeht nur, ſeht, da zeigen ſich die Pyra-
miden!“
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/190>, abgerufen am 21.07.2024.
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