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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Siebentes Kapitel.


Der Nil begann wiederum zu steigen. Zwei Mo-
nate, in denen sich Manches zugetragen hatte, waren seit
der Flucht des Phanes vergangen.

Sappho war an demselben Tage, an welchem der
Athener Aegypten verließ, eines Mägdleins genesen und
hatte sich unter der Pflege ihrer Großmutter soweit erholt,
daß sie an einer Nilfahrt, welche auf Vorschlag des Krösus
am Feste der Neith unternommen wurde, theilnehmen
konnte. Das junge Ehepaar wohnte nicht mehr zu Mem-
phis, denn Bartja hatte, um dem seit der Flucht des
Phanes unerträglichen Benehmen seines Bruders zu ent-
gehen, mit Erlaubniß desselben das Königsschloß von Sais
bezogen. Auch Rhodopis, in deren Hause der Lyder mit
seinem Sohne, Bartja, Darius und Zopyros keine seltnen
Gäste waren, schloß sich den Lustreisenden an.

Am Morgen des Neithfestes bestieg man, acht Meilen
unterhalb Memphis, eine köstlich geschmückte Barke und
fuhr, von einem günstigen Nordwinde und zahlreichen
Ruderern getrieben, den Strom hinauf.

Unter dem theils vergoldeten, theils mit bunten

Siebentes Kapitel.


Der Nil begann wiederum zu ſteigen. Zwei Mo-
nate, in denen ſich Manches zugetragen hatte, waren ſeit
der Flucht des Phanes vergangen.

Sappho war an demſelben Tage, an welchem der
Athener Aegypten verließ, eines Mägdleins geneſen und
hatte ſich unter der Pflege ihrer Großmutter ſoweit erholt,
daß ſie an einer Nilfahrt, welche auf Vorſchlag des Kröſus
am Feſte der Neith unternommen wurde, theilnehmen
konnte. Das junge Ehepaar wohnte nicht mehr zu Mem-
phis, denn Bartja hatte, um dem ſeit der Flucht des
Phanes unerträglichen Benehmen ſeines Bruders zu ent-
gehen, mit Erlaubniß deſſelben das Königsſchloß von Sais
bezogen. Auch Rhodopis, in deren Hauſe der Lyder mit
ſeinem Sohne, Bartja, Darius und Zopyros keine ſeltnen
Gäſte waren, ſchloß ſich den Luſtreiſenden an.

Am Morgen des Neithfeſtes beſtieg man, acht Meilen
unterhalb Memphis, eine köſtlich geſchmückte Barke und
fuhr, von einem günſtigen Nordwinde und zahlreichen
Ruderern getrieben, den Strom hinauf.

Unter dem theils vergoldeten, theils mit bunten

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[[170]/0180] Siebentes Kapitel. Der Nil begann wiederum zu ſteigen. Zwei Mo- nate, in denen ſich Manches zugetragen hatte, waren ſeit der Flucht des Phanes vergangen. Sappho war an demſelben Tage, an welchem der Athener Aegypten verließ, eines Mägdleins geneſen und hatte ſich unter der Pflege ihrer Großmutter ſoweit erholt, daß ſie an einer Nilfahrt, welche auf Vorſchlag des Kröſus am Feſte der Neith unternommen wurde, theilnehmen konnte. Das junge Ehepaar wohnte nicht mehr zu Mem- phis, denn Bartja hatte, um dem ſeit der Flucht des Phanes unerträglichen Benehmen ſeines Bruders zu ent- gehen, mit Erlaubniß deſſelben das Königsſchloß von Sais bezogen. Auch Rhodopis, in deren Hauſe der Lyder mit ſeinem Sohne, Bartja, Darius und Zopyros keine ſeltnen Gäſte waren, ſchloß ſich den Luſtreiſenden an. Am Morgen des Neithfeſtes beſtieg man, acht Meilen unterhalb Memphis, eine köſtlich geſchmückte Barke und fuhr, von einem günſtigen Nordwinde und zahlreichen Ruderern getrieben, den Strom hinauf. Unter dem theils vergoldeten, theils mit bunten

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. [170]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/180>, abgerufen am 10.05.2024.