mehrige König, auf einem goldnen Fuhrwerke mit Bogen- haltern von demselben Metalle. Seine Rosse waren mit purpurnen Decken und goldnen Schabracken geschmückt und trugen Straußenfedern auf den stolzen Häuptern. Sein Wagenlenker entstammte der vornehmsten ägyptischen Fa- milie 105) und stand, Zügel und Peitsche führend, zur Linken seines die Doppelkrone von Ober- und Unter- Aegypten tragenden Gebieters.
Zur Linken des Centrums sollten die hellenischen und karischen Söldner kämpfen. Die Reiterei stand an den äußersten Enden der beiden Flügel des Heeres, während die ägyptischen und äthiopischen Fußvölker sich zur Rechten und Linken der Wagenkämpfer und Hellenen in sechsfachen Gliedern ordneten.
Psamtik fuhr ermuthigend und grüßend an den Reihen der Seinen vorüber und hielt endlich vor den Hellenen still, um dieselben folgendermaßen anzureden: "Jch freue mich, ihr Helden, deren Waffenthaten mir von Kypern und Libyen her wohl bekannt sind, daß ich dießmal euren Ruhm theilen und neue Siegeskränze auf euer Haupt setzen darf! Fürchtet nicht, daß ich, wenn wir unsre Feinde bezwingen, eure Freiheiten schmälern werde. Verläumder haben euch in's Ohr geraunt, solches Undanks von mir gewärtig zu sein; ich aber versichere euch, daß ich euch und eure Nachkommen, wenn wir siegen, in jeder Weise be- günstigen und die Stützen meines Thrones nennen will! Bedenket auch, daß ihr heut' nicht allein für mich, sondern für die Freiheit eurer fernen Heimat kämpfen werdet. Jst es doch leicht zu ermessen, daß sich Kambyses, wenn er Herr von Aegypten werden sollte, nicht zufrieden geben, sondern vielmehr seine begehrliche Hand nach dem schönen Hellas und den Jnseln desselben ausstrecken wird. Jch
mehrige König, auf einem goldnen Fuhrwerke mit Bogen- haltern von demſelben Metalle. Seine Roſſe waren mit purpurnen Decken und goldnen Schabracken geſchmückt und trugen Straußenfedern auf den ſtolzen Häuptern. Sein Wagenlenker entſtammte der vornehmſten ägyptiſchen Fa- milie 105) und ſtand, Zügel und Peitſche führend, zur Linken ſeines die Doppelkrone von Ober- und Unter- Aegypten tragenden Gebieters.
Zur Linken des Centrums ſollten die helleniſchen und kariſchen Söldner kämpfen. Die Reiterei ſtand an den äußerſten Enden der beiden Flügel des Heeres, während die ägyptiſchen und äthiopiſchen Fußvölker ſich zur Rechten und Linken der Wagenkämpfer und Hellenen in ſechsfachen Gliedern ordneten.
Pſamtik fuhr ermuthigend und grüßend an den Reihen der Seinen vorüber und hielt endlich vor den Hellenen ſtill, um dieſelben folgendermaßen anzureden: „Jch freue mich, ihr Helden, deren Waffenthaten mir von Kypern und Libyen her wohl bekannt ſind, daß ich dießmal euren Ruhm theilen und neue Siegeskränze auf euer Haupt ſetzen darf! Fürchtet nicht, daß ich, wenn wir unſre Feinde bezwingen, eure Freiheiten ſchmälern werde. Verläumder haben euch in’s Ohr geraunt, ſolches Undanks von mir gewärtig zu ſein; ich aber verſichere euch, daß ich euch und eure Nachkommen, wenn wir ſiegen, in jeder Weiſe be- günſtigen und die Stützen meines Thrones nennen will! Bedenket auch, daß ihr heut’ nicht allein für mich, ſondern für die Freiheit eurer fernen Heimat kämpfen werdet. Jſt es doch leicht zu ermeſſen, daß ſich Kambyſes, wenn er Herr von Aegypten werden ſollte, nicht zufrieden geben, ſondern vielmehr ſeine begehrliche Hand nach dem ſchönen Hellas und den Jnſeln deſſelben ausſtrecken wird. Jch
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mehrige König, auf einem goldnen Fuhrwerke mit Bogen-
haltern von demſelben Metalle. Seine Roſſe waren mit
purpurnen Decken und goldnen Schabracken geſchmückt und
trugen Straußenfedern auf den ſtolzen Häuptern. Sein
Wagenlenker entſtammte der vornehmſten ägyptiſchen Fa-
milie 105) und ſtand, Zügel und Peitſche führend, zur
Linken ſeines die Doppelkrone von Ober- und Unter-
Aegypten tragenden Gebieters.
Zur Linken des Centrums ſollten die helleniſchen und
kariſchen Söldner kämpfen. Die Reiterei ſtand an den
äußerſten Enden der beiden Flügel des Heeres, während
die ägyptiſchen und äthiopiſchen Fußvölker ſich zur Rechten
und Linken der Wagenkämpfer und Hellenen in ſechsfachen
Gliedern ordneten.
Pſamtik fuhr ermuthigend und grüßend an den Reihen
der Seinen vorüber und hielt endlich vor den Hellenen
ſtill, um dieſelben folgendermaßen anzureden: „Jch freue
mich, ihr Helden, deren Waffenthaten mir von Kypern
und Libyen her wohl bekannt ſind, daß ich dießmal euren
Ruhm theilen und neue Siegeskränze auf euer Haupt
ſetzen darf! Fürchtet nicht, daß ich, wenn wir unſre Feinde
bezwingen, eure Freiheiten ſchmälern werde. Verläumder
haben euch in’s Ohr geraunt, ſolches Undanks von mir
gewärtig zu ſein; ich aber verſichere euch, daß ich euch und
eure Nachkommen, wenn wir ſiegen, in jeder Weiſe be-
günſtigen und die Stützen meines Thrones nennen will!
Bedenket auch, daß ihr heut’ nicht allein für mich, ſondern
für die Freiheit eurer fernen Heimat kämpfen werdet. Jſt
es doch leicht zu ermeſſen, daß ſich Kambyſes, wenn er
Herr von Aegypten werden ſollte, nicht zufrieden geben,
ſondern vielmehr ſeine begehrliche Hand nach dem ſchönen
Hellas und den Jnſeln deſſelben ausſtrecken wird. Jch
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/164>, abgerufen am 10.05.2024.
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