Artystone, die Tochter des Gobryas auf Befehl seines Vaters heimführen sollte.
Bartja trennte sich mit schwerem Herzen von seinem Freunde, dem er, in Bezug auf Atossa, zur größten Vor- sicht rieth. Kassandane wußte jetzt um das Geheimniß der Liebenden und versprach, Darius bei dem Könige das Wort zu reden.
Wenn Einer, so durfte der Sohn des Hystaspes sei- nen Blick zur Tochter des Kyros erheben; war er doch eng mit dem regierenden Hause verschwägert, gehörte er doch, wie Kambyses, zu den Pasargaden; war doch sein Stamm eine jüngere Linie der herrschenden Dynastie 1). Sein Vater nannte sich das Oberhaupt des gesammten Reichsadels und verwaltete als solches die Provinz Persien, das Mutterland, dem das ungeheure Weltreich und dessen Beherrscher ihren Ursprung verdankten. Nach dem Aus- sterben der Familie des Kyros hatten die Nachkommen des Hystaspes ein wohlbegründetes Erbrecht auf den persischen Thron. Darum war Darius, ganz abgesehen von seinen persönlichen Vorzügen, ein ebenbürtiger Freier für Atossa. Dennoch konnte man jetzt noch nicht wager, um die Ein- willigung des Königs zu bitten. Bei der düsteren Stim- mung, in welcher sich derselbe seit den letzten Vorfällen befand, konnte er leicht eine abschlägige Antwort geben, und eine solche mußte unter allen Umständen als unwider- ruflich betrachtet werden. So zog Bartja, ohne über die Zukunft des ihm so theuren Paares beruhigt zu sein, in die Ferne.
Krösus versprach, auch hier als Vermittler aufzutreten, und führte Bartja, kurz vor seiner Abreise, mit Phanes zusammen.
Der Jüngling kam dem Athener, von dem er durch
Artyſtone, die Tochter des Gobryas auf Befehl ſeines Vaters heimführen ſollte.
Bartja trennte ſich mit ſchwerem Herzen von ſeinem Freunde, dem er, in Bezug auf Atoſſa, zur größten Vor- ſicht rieth. Kaſſandane wußte jetzt um das Geheimniß der Liebenden und verſprach, Darius bei dem Könige das Wort zu reden.
Wenn Einer, ſo durfte der Sohn des Hyſtaspes ſei- nen Blick zur Tochter des Kyros erheben; war er doch eng mit dem regierenden Hauſe verſchwägert, gehörte er doch, wie Kambyſes, zu den Paſargaden; war doch ſein Stamm eine jüngere Linie der herrſchenden Dynaſtie 1). Sein Vater nannte ſich das Oberhaupt des geſammten Reichsadels und verwaltete als ſolches die Provinz Perſien, das Mutterland, dem das ungeheure Weltreich und deſſen Beherrſcher ihren Urſprung verdankten. Nach dem Aus- ſterben der Familie des Kyros hatten die Nachkommen des Hyſtaspes ein wohlbegründetes Erbrecht auf den perſiſchen Thron. Darum war Darius, ganz abgeſehen von ſeinen perſönlichen Vorzügen, ein ebenbürtiger Freier für Atoſſa. Dennoch konnte man jetzt noch nicht wager, um die Ein- willigung des Königs zu bitten. Bei der düſteren Stim- mung, in welcher ſich derſelbe ſeit den letzten Vorfällen befand, konnte er leicht eine abſchlägige Antwort geben, und eine ſolche mußte unter allen Umſtänden als unwider- ruflich betrachtet werden. So zog Bartja, ohne über die Zukunft des ihm ſo theuren Paares beruhigt zu ſein, in die Ferne.
Kröſus verſprach, auch hier als Vermittler aufzutreten, und führte Bartja, kurz vor ſeiner Abreiſe, mit Phanes zuſammen.
Der Jüngling kam dem Athener, von dem er durch
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Artyſtone, die Tochter des Gobryas auf Befehl ſeines
Vaters heimführen ſollte.
Bartja trennte ſich mit ſchwerem Herzen von ſeinem
Freunde, dem er, in Bezug auf Atoſſa, zur größten Vor-
ſicht rieth. Kaſſandane wußte jetzt um das Geheimniß der
Liebenden und verſprach, Darius bei dem Könige das
Wort zu reden.
Wenn Einer, ſo durfte der Sohn des Hyſtaspes ſei-
nen Blick zur Tochter des Kyros erheben; war er doch
eng mit dem regierenden Hauſe verſchwägert, gehörte er
doch, wie Kambyſes, zu den Paſargaden; war doch ſein
Stamm eine jüngere Linie der herrſchenden Dynaſtie 1).
Sein Vater nannte ſich das Oberhaupt des geſammten
Reichsadels und verwaltete als ſolches die Provinz Perſien,
das Mutterland, dem das ungeheure Weltreich und deſſen
Beherrſcher ihren Urſprung verdankten. Nach dem Aus-
ſterben der Familie des Kyros hatten die Nachkommen des
Hyſtaspes ein wohlbegründetes Erbrecht auf den perſiſchen
Thron. Darum war Darius, ganz abgeſehen von ſeinen
perſönlichen Vorzügen, ein ebenbürtiger Freier für Atoſſa.
Dennoch konnte man jetzt noch nicht wager, um die Ein-
willigung des Königs zu bitten. Bei der düſteren Stim-
mung, in welcher ſich derſelbe ſeit den letzten Vorfällen
befand, konnte er leicht eine abſchlägige Antwort geben,
und eine ſolche mußte unter allen Umſtänden als unwider-
ruflich betrachtet werden. So zog Bartja, ohne über die
Zukunft des ihm ſo theuren Paares beruhigt zu ſein, in
die Ferne.
Kröſus verſprach, auch hier als Vermittler aufzutreten,
und führte Bartja, kurz vor ſeiner Abreiſe, mit Phanes
zuſammen.
Der Jüngling kam dem Athener, von dem er durch
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/11>, abgerufen am 16.02.2025.
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