Mehrere vornehme Eunuchen wurden sofort ihrer hohen Stellen entsetzt. Die Kaste sollte für das Verbrechen ihres der Strafe entronnenen Mitgliedes büßen.
Oropastes, welcher sein Amt als Stellvertreter des Königs bereits angetreten und seine Unschuld an dem Verbrechen seines Bruders vollkommen klar bewiesen hatte, belehnte ausschließlich Magier mit den erledigten Würden. Die Demonstration, welche von Seiten der Babylonier zu Bartja's Gunsten stattgefunden hatte, wurde dem Könige erst bekannt, nachdem das Volk schon längst auseinander gelaufen war. Trotz seiner Sorge um Nitetis, die ihn fast ausschließlich in Anspruch nahm, ließ er sich genauen Bericht über diese gesetzwidrigen Vorfälle abstatten, und befahl die Rädelsführer streng zu strafen. Er glaubte dem Geschehenen entnehmen zu können, daß Bartja um die Gunst des Volkes werbe, und würde demselben vielleicht schon jetzt sein Mißfallen thätlich bewiesen haben, wenn ihm nicht ein besseres Gefühl gesagt hätte, daß nicht er dem Bartja, sondern Bartja ihm zu vergeben habe. Trotz dem konnte er den Gedanken, Bartja sei wiederum, wenn auch ohne sein Zuthun, an den traurigen Ereignissen der letzten Tage Schuld gewesen, ebenso wenig unterdrücken, als den Wunsch, ihn so vollkommen als möglich zu besei- tigen. Darum schenkte er dem Wunsche des Jünglings, sofort nach Naukratis zu reisen, vollen Beifall.
Nach einem zärtlichen Abschiede von seiner Schwester und Mutter machte sich Bartja, zwei Tage nach seiner Freisprechung, auf den Weg. Gyges, Zopyros und ein zahlreiches Gefolge, welches kostbare Geschenke von Seiten des Kambyses für Sappho mit sich führte, begleiteten ihn. Darius folgte ihm nicht, da ihn seine Liebe für Atossa zurückhielt. Auch war der Tag nicht fern, an welchem er
Mehrere vornehme Eunuchen wurden ſofort ihrer hohen Stellen entſetzt. Die Kaſte ſollte für das Verbrechen ihres der Strafe entronnenen Mitgliedes büßen.
Oropaſtes, welcher ſein Amt als Stellvertreter des Königs bereits angetreten und ſeine Unſchuld an dem Verbrechen ſeines Bruders vollkommen klar bewieſen hatte, belehnte ausſchließlich Magier mit den erledigten Würden. Die Demonſtration, welche von Seiten der Babylonier zu Bartja’s Gunſten ſtattgefunden hatte, wurde dem Könige erſt bekannt, nachdem das Volk ſchon längſt auseinander gelaufen war. Trotz ſeiner Sorge um Nitetis, die ihn faſt ausſchließlich in Anſpruch nahm, ließ er ſich genauen Bericht über dieſe geſetzwidrigen Vorfälle abſtatten, und befahl die Rädelsführer ſtreng zu ſtrafen. Er glaubte dem Geſchehenen entnehmen zu können, daß Bartja um die Gunſt des Volkes werbe, und würde demſelben vielleicht ſchon jetzt ſein Mißfallen thätlich bewieſen haben, wenn ihm nicht ein beſſeres Gefühl geſagt hätte, daß nicht er dem Bartja, ſondern Bartja ihm zu vergeben habe. Trotz dem konnte er den Gedanken, Bartja ſei wiederum, wenn auch ohne ſein Zuthun, an den traurigen Ereigniſſen der letzten Tage Schuld geweſen, ebenſo wenig unterdrücken, als den Wunſch, ihn ſo vollkommen als möglich zu beſei- tigen. Darum ſchenkte er dem Wunſche des Jünglings, ſofort nach Naukratis zu reiſen, vollen Beifall.
Nach einem zärtlichen Abſchiede von ſeiner Schweſter und Mutter machte ſich Bartja, zwei Tage nach ſeiner Freiſprechung, auf den Weg. Gyges, Zopyros und ein zahlreiches Gefolge, welches koſtbare Geſchenke von Seiten des Kambyſes für Sappho mit ſich führte, begleiteten ihn. Darius folgte ihm nicht, da ihn ſeine Liebe für Atoſſa zurückhielt. Auch war der Tag nicht fern, an welchem er
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Mehrere vornehme Eunuchen wurden ſofort ihrer hohen
Stellen entſetzt. Die Kaſte ſollte für das Verbrechen ihres
der Strafe entronnenen Mitgliedes büßen.
Oropaſtes, welcher ſein Amt als Stellvertreter des
Königs bereits angetreten und ſeine Unſchuld an dem
Verbrechen ſeines Bruders vollkommen klar bewieſen hatte,
belehnte ausſchließlich Magier mit den erledigten Würden.
Die Demonſtration, welche von Seiten der Babylonier zu
Bartja’s Gunſten ſtattgefunden hatte, wurde dem Könige
erſt bekannt, nachdem das Volk ſchon längſt auseinander
gelaufen war. Trotz ſeiner Sorge um Nitetis, die ihn
faſt ausſchließlich in Anſpruch nahm, ließ er ſich genauen
Bericht über dieſe geſetzwidrigen Vorfälle abſtatten, und
befahl die Rädelsführer ſtreng zu ſtrafen. Er glaubte
dem Geſchehenen entnehmen zu können, daß Bartja um die
Gunſt des Volkes werbe, und würde demſelben vielleicht
ſchon jetzt ſein Mißfallen thätlich bewieſen haben, wenn
ihm nicht ein beſſeres Gefühl geſagt hätte, daß nicht er
dem Bartja, ſondern Bartja ihm zu vergeben habe. Trotz
dem konnte er den Gedanken, Bartja ſei wiederum, wenn
auch ohne ſein Zuthun, an den traurigen Ereigniſſen der
letzten Tage Schuld geweſen, ebenſo wenig unterdrücken,
als den Wunſch, ihn ſo vollkommen als möglich zu beſei-
tigen. Darum ſchenkte er dem Wunſche des Jünglings,
ſofort nach Naukratis zu reiſen, vollen Beifall.
Nach einem zärtlichen Abſchiede von ſeiner Schweſter
und Mutter machte ſich Bartja, zwei Tage nach ſeiner
Freiſprechung, auf den Weg. Gyges, Zopyros und ein
zahlreiches Gefolge, welches koſtbare Geſchenke von Seiten
des Kambyſes für Sappho mit ſich führte, begleiteten ihn.
Darius folgte ihm nicht, da ihn ſeine Liebe für Atoſſa
zurückhielt. Auch war der Tag nicht fern, an welchem er
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/10>, abgerufen am 16.02.2025.
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