Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Kapitel.


Prexaspes, der Botschafter des Königs, einer der
vornehmsten Hofbeamten, hatte Gaumata, den Geliebten
der Mandane, dessen Aehnlichkeit mit Bartja in der That
staunenswerth genannt werden mußte, krank und verwun-
det wie er war, nach Babylon gebracht. Hier wartete er
im Kerker des Richterspruches, während Boges, sein Ver-
führer, trotz aller Bemühungen der Sicherheitsbehörde,
nirgends aufzufinden war. Das Volksgedränge in den
Straßen von Babylon hatte seine Flucht, welche ihm durch
jene Fallthür auf den hängenden Gärten möglich geworden
war, erleichtert. Die Reichthümer, die man in seiner
Wohnung vorfand, waren ungeheuer. Ganze Kisten voll
Gold und Schmucksachen, die er sich in seiner Stellung
leicht verschaffen konnte, wurden in den königlichen Schatz,
dem sie entstammten, zurückgeführt. Aber Kambyses hätte
gern, um des Verräthers habhaft zu werden, den zehn-
fachen Betrag dieser Reichthümer hingegeben.

Zwei Tage nach der Freisprechung der Angeklagten
ließ er, zu Phädymes Verzweiflung, alle Bewohnerinnen
des Weiberhauses, seine Mutter, Atossa und die mit dem
Tode ringende Nitetis ausgenommen, nach Susa schaffen.

Ebers, Eine ägyptische Königstochter. III. 1
Erſtes Kapitel.


Prexaspes, der Botſchafter des Königs, einer der
vornehmſten Hofbeamten, hatte Gaumata, den Geliebten
der Mandane, deſſen Aehnlichkeit mit Bartja in der That
ſtaunenswerth genannt werden mußte, krank und verwun-
det wie er war, nach Babylon gebracht. Hier wartete er
im Kerker des Richterſpruches, während Boges, ſein Ver-
führer, trotz aller Bemühungen der Sicherheitsbehörde,
nirgends aufzufinden war. Das Volksgedränge in den
Straßen von Babylon hatte ſeine Flucht, welche ihm durch
jene Fallthür auf den hängenden Gärten möglich geworden
war, erleichtert. Die Reichthümer, die man in ſeiner
Wohnung vorfand, waren ungeheuer. Ganze Kiſten voll
Gold und Schmuckſachen, die er ſich in ſeiner Stellung
leicht verſchaffen konnte, wurden in den königlichen Schatz,
dem ſie entſtammten, zurückgeführt. Aber Kambyſes hätte
gern, um des Verräthers habhaft zu werden, den zehn-
fachen Betrag dieſer Reichthümer hingegeben.

Zwei Tage nach der Freiſprechung der Angeklagten
ließ er, zu Phädymes Verzweiflung, alle Bewohnerinnen
des Weiberhauſes, ſeine Mutter, Atoſſa und die mit dem
Tode ringende Nitetis ausgenommen, nach Suſa ſchaffen.

Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0009" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Kapitel.</hi> </hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">P</hi>rexaspes, der Bot&#x017F;chafter des Königs, einer der<lb/>
vornehm&#x017F;ten Hofbeamten, hatte Gaumata, den Geliebten<lb/>
der Mandane, de&#x017F;&#x017F;en Aehnlichkeit mit Bartja in der That<lb/>
&#x017F;taunenswerth genannt werden mußte, krank und verwun-<lb/>
det wie er war, nach Babylon gebracht. Hier wartete er<lb/>
im Kerker des Richter&#x017F;pruches, während Boges, &#x017F;ein Ver-<lb/>
führer, trotz aller Bemühungen der Sicherheitsbehörde,<lb/>
nirgends aufzufinden war. Das Volksgedränge in den<lb/>
Straßen von Babylon hatte &#x017F;eine Flucht, welche ihm durch<lb/>
jene Fallthür auf den hängenden Gärten möglich geworden<lb/>
war, erleichtert. Die Reichthümer, die man in &#x017F;einer<lb/>
Wohnung vorfand, waren ungeheuer. Ganze Ki&#x017F;ten voll<lb/>
Gold und Schmuck&#x017F;achen, die er &#x017F;ich in &#x017F;einer Stellung<lb/>
leicht ver&#x017F;chaffen konnte, wurden in den königlichen Schatz,<lb/>
dem &#x017F;ie ent&#x017F;tammten, zurückgeführt. Aber Kamby&#x017F;es hätte<lb/>
gern, um des Verräthers habhaft zu werden, den zehn-<lb/>
fachen Betrag die&#x017F;er Reichthümer hingegeben.</p><lb/>
        <p>Zwei Tage nach der Frei&#x017F;prechung der Angeklagten<lb/>
ließ er, zu Phädymes Verzweiflung, alle Bewohnerinnen<lb/>
des Weiberhau&#x017F;es, &#x017F;eine Mutter, Ato&#x017F;&#x017F;a und die mit dem<lb/>
Tode ringende Nitetis ausgenommen, nach Su&#x017F;a &#x017F;chaffen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ebers,</hi> Eine ägypti&#x017F;che Königstochter. <hi rendition="#aq">III.</hi> 1</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0009] Erſtes Kapitel. Prexaspes, der Botſchafter des Königs, einer der vornehmſten Hofbeamten, hatte Gaumata, den Geliebten der Mandane, deſſen Aehnlichkeit mit Bartja in der That ſtaunenswerth genannt werden mußte, krank und verwun- det wie er war, nach Babylon gebracht. Hier wartete er im Kerker des Richterſpruches, während Boges, ſein Ver- führer, trotz aller Bemühungen der Sicherheitsbehörde, nirgends aufzufinden war. Das Volksgedränge in den Straßen von Babylon hatte ſeine Flucht, welche ihm durch jene Fallthür auf den hängenden Gärten möglich geworden war, erleichtert. Die Reichthümer, die man in ſeiner Wohnung vorfand, waren ungeheuer. Ganze Kiſten voll Gold und Schmuckſachen, die er ſich in ſeiner Stellung leicht verſchaffen konnte, wurden in den königlichen Schatz, dem ſie entſtammten, zurückgeführt. Aber Kambyſes hätte gern, um des Verräthers habhaft zu werden, den zehn- fachen Betrag dieſer Reichthümer hingegeben. Zwei Tage nach der Freiſprechung der Angeklagten ließ er, zu Phädymes Verzweiflung, alle Bewohnerinnen des Weiberhauſes, ſeine Mutter, Atoſſa und die mit dem Tode ringende Nitetis ausgenommen, nach Suſa ſchaffen. Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/9
Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/9>, abgerufen am 24.11.2024.