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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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von schwerem weißen Goldbrokat, ward über den Hüften
von einer Binde in blau und weiß (den Farben des per-
sischen Königshauses) zusammen gehalten. Dieselbe trug
ein kurzes goldenes Schwert, dessen Griff und Scheide
über und über mit weißen Opalen und blauen Türkisen
besetzt war. Die an den Knöcheln eng anschließenden
Beinkleider von gleichem Goldbrokat wie das Gewand, bar-
gen sich in kurzen hellblauen Lederschuhen.

Die kraftvollen nackten Arme, welche die weiten langen
Aermel des Kleides sehen ließen, waren mit mehreren kost-
baren Armbändern von Gold und Edelsteinen geziert. Von
dem schlanken Nacken hingen goldene Ketten bis auf seine
hochgewölbte Brust herab 104).

Dieser Jüngling sprang zuerst an's Land. Jhm folgte
Darius, der Sohn des Hystaspes, ein vornehmer junger
Perser von königlichem Geblüt', ähnlich dem Bartja, und
nur wenig geringer gekleidet als dieser. Der dritte Aus-
steigende war ein Greis mit schneeweißen Haaren, dessen
freundlich-mildes Antlitz die Güte eines Kindes, die Er-
fahrung eines Alten und den Geist eines Mannes ver-
einte. Er trug einen langen, purpurfarbenen Aermelrock
und gelbe lydische Stiefel 105). Die ganze Erscheinung
machte den Eindruck höchster Anspruchslosigkeit, und den-
noch war dieser schlichte Greis vor Jahren der vielbenei-
detste Mann seiner Zeit gewesen, dessen Namen noch nach mehr
als zweitausend Jahren den Gipfel alles Reichthums bezeichnet.
Jn ihm lernen wir Krösus, den entthronten König von
Lydien kennen, der jetzt, als Freund und Rathgeber, am
Hofe des Kambyses lebte, und den jungen Bartja, als
Mentor, nach Aegypten begleitete.

Jhm folgte Prexaspes, der eigentliche Botschafter des
Königs, Zopyros der Sohn des Megabyzos, ein edler

von ſchwerem weißen Goldbrokat, ward über den Hüften
von einer Binde in blau und weiß (den Farben des per-
ſiſchen Königshauſes) zuſammen gehalten. Dieſelbe trug
ein kurzes goldenes Schwert, deſſen Griff und Scheide
über und über mit weißen Opalen und blauen Türkiſen
beſetzt war. Die an den Knöcheln eng anſchließenden
Beinkleider von gleichem Goldbrokat wie das Gewand, bar-
gen ſich in kurzen hellblauen Lederſchuhen.

Die kraftvollen nackten Arme, welche die weiten langen
Aermel des Kleides ſehen ließen, waren mit mehreren koſt-
baren Armbändern von Gold und Edelſteinen geziert. Von
dem ſchlanken Nacken hingen goldene Ketten bis auf ſeine
hochgewölbte Bruſt herab 104).

Dieſer Jüngling ſprang zuerſt an’s Land. Jhm folgte
Darius, der Sohn des Hyſtaſpes, ein vornehmer junger
Perſer von königlichem Geblüt’, ähnlich dem Bartja, und
nur wenig geringer gekleidet als dieſer. Der dritte Aus-
ſteigende war ein Greis mit ſchneeweißen Haaren, deſſen
freundlich-mildes Antlitz die Güte eines Kindes, die Er-
fahrung eines Alten und den Geiſt eines Mannes ver-
einte. Er trug einen langen, purpurfarbenen Aermelrock
und gelbe lydiſche Stiefel 105). Die ganze Erſcheinung
machte den Eindruck höchſter Anſpruchsloſigkeit, und den-
noch war dieſer ſchlichte Greis vor Jahren der vielbenei-
detſte Mann ſeiner Zeit geweſen, deſſen Namen noch nach mehr
als zweitauſend Jahren den Gipfel alles Reichthums bezeichnet.
Jn ihm lernen wir Kröſus, den entthronten König von
Lydien kennen, der jetzt, als Freund und Rathgeber, am
Hofe des Kambyſes lebte, und den jungen Bartja, als
Mentor, nach Aegypten begleitete.

Jhm folgte Prexaſpes, der eigentliche Botſchafter des
Königs, Zopyros der Sohn des Megabyzos, ein edler

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[61/0079] von ſchwerem weißen Goldbrokat, ward über den Hüften von einer Binde in blau und weiß (den Farben des per- ſiſchen Königshauſes) zuſammen gehalten. Dieſelbe trug ein kurzes goldenes Schwert, deſſen Griff und Scheide über und über mit weißen Opalen und blauen Türkiſen beſetzt war. Die an den Knöcheln eng anſchließenden Beinkleider von gleichem Goldbrokat wie das Gewand, bar- gen ſich in kurzen hellblauen Lederſchuhen. Die kraftvollen nackten Arme, welche die weiten langen Aermel des Kleides ſehen ließen, waren mit mehreren koſt- baren Armbändern von Gold und Edelſteinen geziert. Von dem ſchlanken Nacken hingen goldene Ketten bis auf ſeine hochgewölbte Bruſt herab 104). Dieſer Jüngling ſprang zuerſt an’s Land. Jhm folgte Darius, der Sohn des Hyſtaſpes, ein vornehmer junger Perſer von königlichem Geblüt’, ähnlich dem Bartja, und nur wenig geringer gekleidet als dieſer. Der dritte Aus- ſteigende war ein Greis mit ſchneeweißen Haaren, deſſen freundlich-mildes Antlitz die Güte eines Kindes, die Er- fahrung eines Alten und den Geiſt eines Mannes ver- einte. Er trug einen langen, purpurfarbenen Aermelrock und gelbe lydiſche Stiefel 105). Die ganze Erſcheinung machte den Eindruck höchſter Anſpruchsloſigkeit, und den- noch war dieſer ſchlichte Greis vor Jahren der vielbenei- detſte Mann ſeiner Zeit geweſen, deſſen Namen noch nach mehr als zweitauſend Jahren den Gipfel alles Reichthums bezeichnet. Jn ihm lernen wir Kröſus, den entthronten König von Lydien kennen, der jetzt, als Freund und Rathgeber, am Hofe des Kambyſes lebte, und den jungen Bartja, als Mentor, nach Aegypten begleitete. Jhm folgte Prexaſpes, der eigentliche Botſchafter des Königs, Zopyros der Sohn des Megabyzos, ein edler

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/79>, abgerufen am 27.04.2024.